Ich war im Mai 2015 zum ersten Mal in Rom und schon vor der Reise im Hyper-Vorsichtig-Modus, in Rom wirste ja NUR beklaut wie ich wusste.
Erster Schock am Gepäckband: Irgendjemand hatte tatsächlich meinen Koffer mitgenommen, was mir erst dann auffiel, als alle anderen schon 15 Minuten weg waren und nur noch ein ähnlicher silberner Koffer ums Band kreiste. Ich zum Service, die mit dem anderen Koffer in der Hand belabert denjenigen ausfindig zu machen und anzurufen, haben sie geschafft, der war noch am Flughafen, wir haben Koffer getauscht, alles super. Jetzt muss es aber schnell gehen, wir ab in ein Taxi, zum Airbnb gefahren, die warten ja schon auf uns, alles aus dem Taxi gewuchtet, reingekommen, Schlüssel bekommen, tief durchgeatmet. Geschafft! Jetzt lass' noch mal vor die Tür gehen und uns ein bisschen umgucken, ich häng nur mal eben das Handy an den Strom.
Und dann stellte ich fest: Meine Arbeitstasche ist weg. Samt Ladegerät, Arbeitslaptop, und und und. Und sie liegt nicht in der Wohnung. Nirgends in der Wohnung. Auch nicht vor der Wohnung. Auch nicht vor der Tür. Sie muss also im Taxi liegen. Die Tasche ist weg.
Ich natürlich die reinste Panik bekommen, eine halbe Stunde lang versucht alle Taxinummern abzutelefonieren die sich ausfindig machen ließen, natürlich keiner da der was gehört hatte. Taxi natürlich cash bezahlt und Fahrer vorm Flughafen aus der Schlange gezogen, also keinen Name keine Nummer kein nix. Ja, scheiße. Irgendwann gegen Mitternacht reifte die Erkenntnis, dass sich da nix machen lässt. Jetzt sind wir schon mal in Rom, jetzt gehen wir halt mal vor die Tür und gucken uns wenigstens um.
Am nächsten Tag in der gleichen Stimmung losgezogen, volles Sightseeingprogramm durchgezogen, unterwegs noch ein Ladekabel erworben, und irgendwann am frühen Abend kommen wir heim und stellen fest, dass an unserer Tür ein Zettel hängt. Und auf diesem Zettel: Ein handschriftlich verfasster italienischer Text und eine Fotokopie meiner Visitenkarte.
Was war passiert? Antonio der Taxifahrer hatte erst einmal meine Tasche durchwühlt um irgendwas von mir zu finden. Gefunden hatte er meine Visitenkarten und hatte gleich Büro und Diensthandy angerufen, beides natürlich nicht erreichbar - man ist ja im Urlaub. Dann war er nachts noch vorbeigekommen und hatte versucht uns ausfindig zu machen - da waren wir gerade in "Scheiß drauf"-Laune aufgebrochen. Dann war er am nächsten Tag nochmal vorbeigefahren und hatte die Nachbarn zusammengeklingelt, und eine Nachbarin war auf die Idee gekommen dass es sich wahrscheinlich um die Wohnung unten handelt in der ständig Touristen hausen. Und dann hatten die beiden meine Karte kopiert und einen Zettel an die Tür gehangen mit einer Anleitung, wie ich Antonio erreichen kann.
Wir haben ihn dann unter Zuhilfenahme der Nachbarin angerufen und rüber bestellt, er mit der Tasche angekommen und sich bald mehr gefreut als ich. Ich hatte ihm in meiner völligen Verdattertheit noch mit Google Translate einen Dankestext auf italienisch geschrieben, die 150€ Bargeld die ich noch hatte musste ich ihm dann förmlich aufzwingen.
Kannste sagen was du willst, aber irgendwie fand ich alles was wir die nächsten drei Tage in Rom gesehen haben nur noch Wahnsinn und toll und boah wie schön. Schon krass, wie so ein positives Erlebnis hängen bleibt!