Jetzt machst du es aber spannend ...
Na ja spannend war das nicht, nur nervend.
Wir verließen eine Kneipe in Fort Myers, waren nicht nüchtern, aber auch nicht 'Drunk as a Lord'. Wir alberten etwas auf dem Weg zum Hotel, und hatten aus Spaß eine sehr leichte Balgerei (Faust an die Schulter oder so was). Polizisten aus einem Polizeiwagen heraus hatte das beobachtet, und nahmen meinen Reisebegleiter fest. Wir hatten das Hotel sehr nahe im Blick. Ich zeigte den Hotelschlüssel, erwähnte dass es Spaß war, und wir kein Streit hatten sondern beste Laune. Ergebnis: Auch ich hatte Handschellen angelegt bekommen und ab in die Freifahrt.
Wir fuhren zu einem County Jail. Dort Fingerabdrücke, Abnahme aller Gegenstände etc. Dann wurde eine Zelle geöffnet, paar Augen sahen wir, ansonsten Dunkelheit. Das wären die 'Bad Gays', und wenn wir uns nicht benehmen, würden wir dort landen. Das wollten wir nicht, und fügten uns unserem Schicksal. Wir hatten eine Zelle für uns, irgendwann schob jemand das Abendessen in den Raum. Seitdem weiß ich, dass dort zumindest das Klischee 'schlechtes Essen ist Teil der Strafe' stimmt. Zwei Sorten undefinierbarer Brei, den ich nicht mal probierte.
Die Nacht war ätzend, wir schliefen fast nicht, weil wir auf reinen Beton schlafen mussten.
Das Personal war ok, wir hatten einige Privilegien. Wir durften als erstes in dem Raum zum Warten auf die Verhandlung, und waren die ersten auf der Liste die drangekommen waren. Hatte sich trotzdem gezogen, mittlerweile war der Raum voll mit paar wie wir (Zivil-Kleidung), und paar mit Anstaltskleidung. Neben mir saß ein Riese, vermutlich aus Mittelamerika stammend, der das Vierfache an Muskeln wie ich hatte. Streit wollte ich mit dem nicht bekommen.
Die Verhandlung ging schnell. Der Richter rollte die Augen als er den Namen des Sheriffs sah ('schon wieder der...'). Wir versicherten nichts Unrechtes gemacht zu haben, und wurden schnell freigesprochen. So ganz verstanden wir das vorgetragene nicht, es waren etliche uns unbekannte juristische Begriffe dabei. Dann sollten wir etwas akzeptieren (ich vermute, dass wir keine Anklage erheben oder so etwas). Etwas fragend schauten wir zum Personal, dass uns den Daumen nach oben zeigt. Daraufhin willigten wir ein. Ich fragte noch, ob wir einen Eintrag in irgendeinen File, Record oder so was haben, was verneint wurde. Wir wären gerne wieder willkommen in der USA. Nur wenn wir im selben County Probleme in den nächsten Tagen haben würden, gebe es einen längeren Aufenthalt hier.
Wir mussten wieder durch den Raum, wo der Rest auf die Verhandlung wartete. Wir wurden fragend angeschaut, und hielten den Daumen nach oben. Unerwartet hatten wir viele Glückwünsche, Handschläge, Umarmungen etc. bekommen, auch von meinem Nachbar. Fand ich klasse, ich fühlte mich als 'Einer von denen'.
Deprimierend war der Anblick der wartenden Frauen und Kinder hinter dem Ausgang. Ein paar wollten wissen, wie es um ihren Mann steht, was wir natürlich nicht beantworten konnten. Eine Freifahrt zurück gab es nicht, wir mussten ein überteuertes Taxi nehmen. Wir planten vorher noch ein paar Tage in der Stadt zu bleiben, entschieden uns aber lieber die USA zu verlassen.
Viele Jahre später fand ich unseren Fall im Internet, von wegen kein File angelegt... Stand irgendetwas von 'Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit', obwohl wir das gar nicht gemacht haben. Leider finde ich den Eintrag im Moment nicht mehr.
So ein Erlebnis braucht kein Mensch. Wir wussten ja nicht, wie es weiter geht bis zum Freispruch. Waren lange Stunden...
Das Ereignis ist schon viele lange Jahre her. Übertrieben habe ich nicht, eher noch etwas vergessen.