Alles eine Frage des Framings... Du könntest ja auch sagen: Den normalen Gästen berechnet die Lufthansa immer mehr Extraleistungen, für Statusgäste jedoch schafft sie eine mehrjährige Übergangsfrist.
Vielfliegerprogramme funktionieren besser, wenn der Wettbewerb zwischen Vielfliegerprogrammen anbietenden Airlines größer wird, wie 2002 und 2008. Der Bedarf sinkt plötzlich, das Angebot kann nicht schnell heruntergefahren werden und die Regierungen unterstützen nur eingeschränkt.
Es gibt viele Dinge, die auf dem europäischen Markt besser laufen könnten, ja. Aber das Hauptproblem in Bezug auf die Vielfliegerprogramme ist NICHT die Wettbewerbssituation.
Ich glaube, die C Suites verstehen Loyalty immer noch nicht. Natürlich wissen die (und besser als ich), wo sie mit Loyalty Geld verdienen. Aber sie setzen immer wieder auf kurzfristige Gewinne. Wir enhancen hier ein Benefit, weil es direkt Kosten senkt. Wir ändern da die Tarifregeln oder ancillary fees, weil es pro Flug prognostizierte €0.35 Extragewinn pro Pax bringt.
Der durchschnittliche M&M Elite ist angeblich über 10 Jahre am Stück FTL/SEN/HON. Der hat der Airline langfristig sein Vertrauen geschenkt. Und was kriegt er dafür seit bestimmt 5 Jahren im Gegenzug? Enhancements, Pseudo-Produktneuheiten (mit denen Preiserhöhungen verschleiert werden) und Leistungsausfälle (z.B. bei digitalen Services), weil die Airline ständig rumbastelt auf der Suche nach 3,50€ Extraprofit.
Man nehme als Gegenpol mal Apple oder die renommierteren Autohersteller. Da gibt es im jährlichen Modell-Refresh Finetuning, aber nur alle paar Jahre größere Änderungen, i.d.R. verbunden mit echten Qualitätsverbesserungen für den Kunden.
Ihr wisst ja, ich bin Maximierer und hätte gerne günstige Meilentickets mit geringen Zuzahlungen und volle Statusbenefits in Eco Light. Dennoch sehe ich in gewisser Weise ein, dass die Airlines Geld verdienen wollen und daher u.a. darauf angewiesen sind, ancillary services weiterzuentwickeln. Aber gebt mir als Elite doch etwas Ruhe und Planungssicherheit. Wenn mir die Airline versprechen würde, die Leistungen beim Produkt und den Statusbenefits zu halten, wenn man mindestens Eco Classic bucht (nur als Beispiel), wäre ich bereit, dafür 30, 35€ extra pro Kurzstreckenflug zu zahlen, auch wenn ich das Aufgabegepäckstück nicht brauche.
Und, um zum Ausgangspunkt zurückzukommen: Das ist kein europäisches Problem. Der Chef des Loyalty hat weltweit keine C Suite Position (falls Euch dieser Anglizismus unbekannt ist: damit ist die Führungsspitze gemeint, CEO, CFO, COO usw.). Und der Kunde muss leider in vielen Loyalty-Programmen rund um die Welt mit mächtig viel Theater und ständigen Novellen leben. Ein exzellenter Artikel kürzlich auf OMAAT schlug so in etwa in die gleiche Kerbe wie ich.