ANZEIGE
Ich sach ma so, das Tischtuch ist zerschnitten und es wird offensichtlich das in Gestalt von Lammers Spezlwirtschaft, Unfähigkeit
gepaart mit Arroganz & Fehdekrieg gegen Spohr zum tragen kommen. Unhaltbar der Business Kasper
gepaart mit Arroganz & Fehdekrieg gegen Spohr zum tragen kommen. Unhaltbar der Business Kasper
Münchner Airport:Flughafenchef verteidigt sich nach Chaos – und der OB geht in die Luft
15. Oktober 2024, 17:22 Uhr
Lesezeit: 3 Min.
Das Rathaus zitiert Jost Lammers zum Rapport wegen der kilometerlangen Schlange vor der Abfertigung. Warum sein Auftritt in den Augen vieler Stadträte völlig misslingt.
Von Heiner Effern
Der Münchner Flughafen hat ein grundsätzliches Problem mit der Abfertigung, der Gepäckrückgabe, der Pünktlichkeit und deshalb mit seinem Image. Diese Bilanz zog eine Mehrheit der Stadträte nach einer Analyse der Pannen vom 3. Oktober, als etwa 750 Passagiere wegen der langen Wartezeiten am Terminal 2 ihren Flug verpassten. Informationen aus erster Hand dazu und auch Lösungen für die Probleme sollte im Wirtschaftsausschuss Flughafenchef Jost Lammers liefern. Seinen Auftritt bewerteten viele Stadträte jedoch als völlig misslungen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hinterließ den Eindruck, dass der Flughafen nicht nur ein Image-, sondern auch ein Chefproblem haben könnte.
„Ich habe Ihnen zugehört. Ich weiß aber nicht, ob Sie sich selbst zugehört haben“, sagte Reiter nach den Äußerungen Lammers im Stadtrat. Der Oberbürgermeister führte verärgert eine Strichliste, wie oft der Flughafenchef sein Unternehmen und damit sich selbst für Verdienste belobigte, als er erklären sollte, wie es am 3. Oktober zu einer zwei Kilometer langen Schlange bei der Abfertigung und dem folgenden Chaos kommen konnte. Für Reiter war dieser Tag kein Einzelfall, sondern ein nur diesmal besonders deutliches Symptom einer längerfristigen Entwicklung.
In den vergangenen 15 Jahren habe er im Aufsichtsrat nie solche Dinge erlebt wie in den vergangenen beiden Jahren, sagte er. Über die Reaktion des Flughafenchefs sei er „irritiert“. Er hätte sich konkrete Antworten gewünscht. Zum Beispiel auf die Frage, wann Passagiere von Sylt nach München nicht mehr länger auf ihr Gepäck warten müssten, als der Flug gedauert habe. „Sie haben keine geliefert“, sagte Reiter. Das Management müsse schnell und grundsätzlich Abhilfe schaffen. Die Stadt sei nicht bereit, „den Absturz“ des Flughafens zu akzeptieren. Er gehört ihr zu 23 Prozent, die restlichen Anteile liegen beim Bund (26 Prozent) und beim Freistaat Bayern (51 Prozent).
Airport-Chef Lammers hatte in seinem Vortrag eingeräumt, dass Wartezeiten wie am 3. Oktober „in keinster Weise unseren Qualitätsansprüchen Genüge tun“. Schuld daran sei eine „extreme Form einer Gemengelage“ gewesen. Oktoberfest, Brückentag, die Umrüstung der Zugangskontrollen für hochmoderne Scanner, temporär strengere Vorgaben der EU bei der Kontrolle und viele deutlich zu früh für ihren Flug anreisende Gäste, die auch noch in ungewöhnlichem Takt von der S-Bahn befördert worden seien. Dann zählte er alle Vorkehrungen auf, die der Flughafen getroffen habe, damit sich ein solches Chaos in den Folgetagen nicht wiederholte. Er verwies auf über zwölf Prozent Wachstum an Passagieren in den ersten neun Monaten des Jahres. „Super erfolgreich“ sei das. Man könne „mit Fug und Recht“ sagen, dass der Flughafen „einer der allerbesten in Europa“ sei.
Beeindruckt hat er damit die Münchner Stadträte nicht. Im Gegenteil, die Reaktionen waren zynisch bis schwer angesäuert. Besonders überraschend könne es für den Flughafen doch nicht gekommen sein, dass der 3. Oktober ein Brückentag gewesen und gleichzeitig das Oktoberfest gelaufen sei, sagte CSU-Chef Manuel Pretzl. Da hätte ein Blick in den Kalender genügt. Der zeige ihm übrigens fürs nächste Jahr, dass der Tag der Deutschen Einheit auf einen Freitag falle, damit drohe wieder ein langes Wochenende zur Wiesnzeit.
Der Chef der CSU im Rathaus wurde aber auch grundsätzlich. Seit Jahren gebe es nun Beschwerden, dass Passagiere lange aufs Gepäck warten müssten oder in den Flugzeugen auf dem Rollfeld herumstünden. „Warum ist das so und warum machen andere Flughäfen das besser?“, fragte er. Pretzl verwies auf fallende Plätze des Flughafens in Vergleichs-Rankings. „Wir waren ein Top-Airport. Wir erwarten vom Management, dass das so bleibt“, sagte Pretzl.
Mit dem Lufthansa-Chef trägt Lammers einen Zwist öffentlich aus
Auch die SPD-Wirtschaftsexpertin Simone Burger ging mit dem Flughafen ins Gericht. Dass Münchnerinnen und Münchner Geschichten über ihre Erlebnisse mit der Deutschen Bahn erzählten, sei man gewohnt. Alarmierend sei, dass viele jetzt auch „eine Flughafengeschichte“ hätten. Burger und Thomas Lechner von der Fraktion der Linken/die Partei ließen zudem Ärger durchklingen, dass eine Flughafentochter eine Betriebsrätin gekündigt habe und sich deshalb nun vor Gericht wiederfände. „Mitbestimmung ist wichtig. Wir erwarten, dass diese von der Geschäftsführung nicht sabotiert, sondern gelebt wird“, sagte Burger.
Im Zorn über die Zustände des Flughafens und den Vortrag des Chefs Lammers, der FDP-Stadtrat Fritz Roth ob seines kühlen Routine-Tons „schon fast schaudern“ ließ, ging fast unter, dass der Geschäftsführer sehr wohl einige Initiativen vortrug, wie der Flughafen vorankommen will. Das topmoderne Scanner-System, das am Terminal 2 seit zwei Jahren eingebaut wird, werde im Sommer 2025 eine Kapazitätssteigerung bei der Abfertigung bringen, sagte Lammers. Auf 30 Prozent bezifferte er diese am Rande der Sitzung. Die Umbauten im laufenden Betrieb bei strengen Sicherheitsauflagen bezeichnete er als „eine Operation am offenen Herzen“.
Dazu stelle der Flughafen gerade Mitarbeiter ein. Im vergangenen Jahr seien es etwa 1500 gewesen, dieses Jahr bereits 560. Diese würden künftig auch besser bezahlt, sagte Lammers. Es dauere aber, bis sie im komplexen System eines Flughafens voll einsatzbereit seien, auch weil zwei Drittel aus dem Ausland kämen und erst die Sprache lernen müssten. Er betonte, dass der Flughafen gemeinsam mit der Partnerin Lufthansa, mit der man das Terminal 2 betreibe, an Verbesserungen arbeiten wolle.
An der großen Gemeinsamkeit äußerte Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) Zweifel. Öffentliche Äußerungen von Lufthansa-Chef Carsten Spohr über die schlechten Pünktlichkeitswerte in München hatte Lammers ebenfalls in den Medien gekontert. Das verstärke den Eindruck, dass „etwas nicht stimmt“. Das wird der Flughafenchef in der nächsten wohl ungemütlichen Sitzung erklären müssen. „Ich erwarte im Aufsichtsrat konkrete Antworten“, sagte OB Reiter.