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Neues zum Thema Flugroutenlärm
Die Nähe zum Flughafen Frankfurt / Main impliziert, dass auch Rodgau nicht unbelastet durch Fluglärm ist. In der Vergangenheit war im Wesentlichen nur bei Ostwindwetterlagen erhöhte Fluglärmbelastung in Weiskirchen durch abfliegende Maschinen festzustellen.
Durch den Ausbau des Flughafens verändert sich diese Situation. Mit der neuen Landebahn „Nord-West“ wird die Kapazität des Flughafens deutlicher erhöht: Gemäß Planfeststellungsbeschluss 2007 wurden für das Jahr 2020 bis zu 701.000 Flugbewegungen prognostiziert. Der Planfeststellungsbeschluss lässt in den Nachtstunden 17 Flugbewegungen zwischen 23:00 Uhr und 5:00 Uhr zu. Im Dezember 2007 wurde eine gemeinsame Deklaration der Luftverkehrswirtschaft und des Landes Hessen zur Prüfung und Entwicklung von Maßnahmen des aktiven Schallschutzes unterzeichnet. Ziel war es eine Lärmentlastung, sowohl für den Ist-Zustand als auch für die künftige Situation bis 2020, zu erreichen.
Am 05.07.2010 wurde der Bericht des Expertengremiums Aktiver Schallschutz, 1. Maßnahmenpaket, veröffentlicht. Insgesamt wurden 7 Maßnahmen vorgeschlagen, die lärmmindernde, aber auch lärmverteilende Effekte entfalten. Eine lärmverteilende Maßnahme ist die Einführung des neuen Anflugverfahrens „Segmented RNAV (GPS) Approach“, d. h. eines geänderten Anflugverfahrens in der Nacht zwischen 23:00 Uhr und 5:00 Uhr, wovon Rodgau und hier insbesondere der Stadtteil Weiskirchen erheblich betroffen ist.
Bereits am 27.09.2010 hat die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Rodgau eine Resolution verfasst, wonach das Nachtflugverbot zwischen 23:00 Uhr und 5:00 Uhr einzuhalten ist und eine Erhöhung der Lärmmimmissionen über den Status Quo 2010 nicht akzeptiert wird.
Der Probebetrieb für das segmentierte Anflugverfahren wurde am 18.01.2011 aufgenommen und ab dem 10.02.2011 als Verordnung zum Regelflugbetrieb eingeführt.
Die Stadt Rodgau sowie die Städte Heusenstamm, Obertshausen, Neu-Isenburg, Seligenstadt, Alzenau und die Gemeinde Hainburg haben im März 2011 eine Klage beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof Kassel gegen die Einführung dieses neuen Anflugverfahrens eingereicht. Zur Untermauerung der Begründung der Klage wurden von Dezember 2010 bis Mitte Februar 2011 Messstationen eingerichtet, u. a. in Weiskirchen, um darzulegen, dass die Fluglärmbelastungen in erheblichem Maße steigen. Die Ergebnisse dieser Lärmmessungen sowie die weitere Entwicklung des Flugbetriebes über den segmentierten Anflug gaben den Kommunen Recht, dass die Fluglärmbelastung nachts einen unzumutbaren Umfang zugenommen hat. Die Zahl der segmentierten Anflüge ist seit Februar 2011 bis Juni 2011 kontinuierlich angestiegen. Durchschnittlich wurde Weiskirchen nachts 5 bis 6 Mal mit einer Lautstärke von mehr als 68 Dezibel überflogen.
Vor Inbetriebnahme der neuen Landebahn am 21.10.2011 hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel mit Beschluss vom 10.10.2011 ein vorläufiges Nachtflugverbot in der Zeit von 23:00 bis 5:00 Uhr angeordnet. Damit finden keine segmentierten Anflüge mehr statt.
Die Entscheidung über die vorliegenden Klagen der Stadt Rodgau sowie der Nachbarkommunen hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof zunächst bis zur Entscheidung durch das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zurückgestellt.
Der Hessische Verwaltungsgerichtshof hatte bereits in einem Urteil 2009 die genehmigten 17 Flugbewegungen in der Kernnacht im Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau des Frankfurter Flughafens wegen Verstoßes gegen das Abwägungsgebot für fehlerhaft erklärt, den Planfeststellungsbeschluss in soweit aufgehoben und eine Neubescheidung im Wege der Planergänzung gefordert. Gegen dieses Urteil hatte das Land Hessen Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eingelegt.
Das vorläufige Nachtflugverbot gilt seit dem 30.10.2011 und dauert bis zur endgültigen Entscheidung zur Frage der Zulässigkeit von Nachtflügen am Frankfurter Flughafen durch das Bundesverwaltungsgericht Leipzig, die voraussichtlich am 13.03.2012 ergeht.
Aufgrund der Zunahme der Belastungen durch Fluglärm, insbesondere im Stadtteil Weiskirchen, beabsichtigt die Stadt Rodgau in 2012 die dauerhafte Aufstellung einer Fluglärmmessstation durchzuführen.
http://www.rodgau.de/media/custom/1889_1601_1.PDF?1313407445
DFLD