Danke für dein Input. Als eher stiller Leser melde ich mich mal zu Wort:
1. Schnelle, präzise Kommunikation - auf gleicher Augenhöhe und im entspannten Ton. Ja, liebe Broker, es muss alles schnell gehen, wenn ein Auftrag bei euch reinfliegt. Knappe Worte im nüchternen Ton ohne Firlefanz waren zwar für mich erstmal gewöhungsbedürftig aber gehen situationsbedingt voll in Ordnung. Mir ist bewusst, ihr seid nicht mein Reisebüro, das sobald die Verfügbarkeitsanfrage eingeht, als erstes auf meine Extrawünsche eingehen braucht. Aber eine rasche Ansage, wohin es geht, wann es losgeht, wann ich wieder zurück sein werde und ob die Mission evtl. mit Fahrerei oder erheblichen Vorlagen für Übergepäck verbunden ist, bevor ich zusagen will, wäre der Idealzustand. Und ruft gerne öfters an. In 60 Sekunden am Telefon lässt sich manchmal so viel mehr klären, als per Whatsapp. Trotz der stets kurz angebundenen Art und latent hektischen Ader vieler Broker, kann ich in keinster Weise behaupten, dass sie mir bei der ganzen Eile mir jemals gegenüber ungehalten wurden und mehr von mir abverlangt hätten, als in meiner Macht steht. Wenn ich selbst Broker wäre, hätte ich bei der ganzen branchenüblichen Nervosität plus Schichtdienst schon einen Herzkasper bekommen.
Aus der Sicht eines Brokers der täglich Unmengen von Kundenanfragen & daraus resultierenden Aufträgen bearbeitet, hängt dem oft die Uhr im Nacken. Wenn dann noch jeder zweite OBC Agent meint, Sonderwünsche zu äußern (zB. Hotel bitte mit Pool, etc.pp), hat der Broker dafür nicht wirklich bis keine Zeit. Man sollte als Broker natürlich auch Sonderwünsche differenzieren können. Möchte damit sagen, es gibt Sonderwünsche und Sonderwünsche. Und Sonderwünsche da verdreht man als Broker echt die Augen. Wenn der Broker einen potenziellen OBC Agenten versucht anzurufen jedoch nicht erreicht, obliegt es dem Broker es ggf. später nochmals zu probieren oder einen anderen OBC Agenten anzurufen. Auch hier spielt die Zeit oft eine große Rolle, denn der Broker hat auch nicht die Lust vielleicht 3-4 mal immer wieder zu versuchen den gleichen OBC Agenten zu erreichen. Die Zeit zwischen Auftragserteilung & Abfllug rennt und es gibt eine Menge für den Broker in dieser Zeit zu erledigen. Die Nachfrage der OBC Agenten einen Auftrag zu übernehmen ist gewaltig groß, das im Falle wenn jemand nicht erreichbar ist, ruckzuck Ersatz da steht. Trotz allem bin ich deiner Meinung das der Informationsfluss zum Auftrag laufen muss! Es bringt rein überhaupt nichts dem OBC Agenten mit der Sendung im Regen stehen zu lassen sobald der Auftrag zugeteilt wurde.
2. Seriöse Zollabwicklung . Bislang hat mich zum Glück noch niemand animiert, den grünen Ausgang zu nehmen. Das wäre für mich auch ein KO-Kriterium für eine weitere Zusammenarbeit. Was aber vorkam, ist dass die Zollpapiere nicht richtig waren, der Warenwert falsch deklariert war, am Ende am Ankuftsterminal, doch keiner vor Ort war, der sich um die Abwicklung der Einfuhr gekümmert hat. Am Anfang meiner OBC-Karriere hab ich erstmal nur Bahnhof verstanden, was die netten Herren vom Zoll zu beanstanden hatten und mich eben doch nicht so einfach durch den roten Ausgang durchmarschieren ließen. Wozu wir gleich zum nächsten Punkt kommen.
Ganz wichtiger Punkt hier! Im Falle von Zollgut, muss als erstes der Kunde die Papiere zur Verfügung stellen. Der Broker muss prüfen ob die notwendigen Dokumente für die benötigte Verzollung ausreichen. Sollte der Versender aus steuerlichen Gründen, etc. den Warenwert falsch deklarieren, kann der Broker das nicht immer wirklich wissen / einschätzen. Auch wenn alles richtig ist, kann es trotzdem vorkommen das man am Ziel nicht durch den Zoll kommt. Da bleibt immer noch die Option die Sendung final einzulagern und den Einlagerungsschein dem Empfänger zu übergeben. Doch egal was der Kunde (oder Broker) sagt, bei Zollgut NIEMALS durch die grüne Linie gehen! Wenn am Ziel der Zollagent (des Empfängers) noch nicht da ist, dafür kann der Broker nichts. Im Vorfeld ist in der Theorie alles mit dem zahlenden Kunden besprochen worden. Was dann in der Praxis passiert, da hat man als Broker nicht immer einen Einfluss drauf. Sollte beim Ablug ex DE zeitlich es nicht mehr möglich sein sich zB. einen Stempel zur Ausfuhr geben zu lassen, da bereits das Boarding startet, kann man sich einen Stempel auch bei Rückkehr geben lassen.
3. Gutes Briefing, bevor ihr uns Kuriere in die Weltgeschichte lossendet. Rückblickend bin wirklich erstaunt, mit wie wenig Einarbeitung ich ins kalte Wasser geworfen wurde. Blauäugig wie ich war, dachte ich, ich muss mich nur in den Flieger setzen und die Ware übergeben. Pustekuchen. Die meisten Touren waren dann doch etwas komplexer und anspruchsvoller als Gedacht. Sei es, weil ich nach meiner Zusage erfahren habe, dass ich noch 600 km mit dem Mietwagen durch Schneetreiben in finsterer Nacht die Ware abholen muss. Oder dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wo ich 30 Minuten vor der Abflugzeit noch den Ausfuhrstempel herbekommen soll. Viele Agenturen haben zwar ihre eigenen Manuals, aber ein Handbuch mit den geläufigsten Begriffen und Schritten beim Handling mit dem Zoll oder zumindest ein mündliches Briefing bei der Einstellung wären sicherlich für alle Parteien ideal.
Zu jedem Auftrag gehört ein Briefing. Wie soll der Agent auch wissen was zu tun ist? Wenn man zb. 600km mit dem Auto durch schlechtes Wetter muss, vielleicht war die Sendung so dringend und eilig, dass es nicht anders ging als diese Art von Abholung? Manchmal gibt es wirklich skurile Transportlösungen, doch wichtig ist hier das man dem Kunden eine Lösung anbieten, auch wenn sie manchmal etwas "anders" ist. Sobald ein Kunde sich für einen OBC Transport entscheidet, bedeutet das, die Sendung ist sehr eilig UND der Kunde ist bereit für den Transport viel Geld in die Hand zu nehmen. Er/sie könnte ja auch sozusagen auch selbst (hin)fliegen... Da passiert es auch mal das Besonderheiten wie eine Abholung mit dem Auto (600km) vorkommen können. Klar mag das nicht immer bequem sein, doch solche Dinge sollten & müssen vorher mit dem Agent abgesprochen sein. Gibt ja vielelicht auch OBC Agenten welche die das eben nicht machen möchten?! Das Briefung zu jedem Auftrag kann sollte persönlich, telefonisch oder schriftlich sein. Hauptsache der Agent weiß wie der Ablauf ist und was zu tun ist! Alles was dann noch ggf. unvorhergesehen passieren kann, hilft der Broker dem Agent reibungslos den Auftrag zu beenden.
4. Faire Bezahlung, keine falsche Sparsamkeit und schnelle Rückvergütung der Auslagen. Mindestens 150 Euro pro Tag sollte Standard sein. Ich nehme lieber die Pauschale als das von Euch gebuchte Hotel. Hab kein Problem mit Bus und Bahn zum Flughafen hin oder wegzukommen. sofern dieser gut angebunden ist. Aber es nervt, wenn ich aus Gründen der Sparsamkeit zur Abholung beim Kunden in die Walachei stundenlang mit der S-Bahn hinausgurke. Und wenns mal spät abends wird, oder ich viel Ware transportieren muss, solltet ihr nicht knausern und mir ein Taxi spendieren. Das gleiche gilt für den Kofferträger oder gar einen zweiten OBC, bevor ich palettenweise ganz alleine eine halbe Tonne jonglieren. Und wenn ich vierstellige Beträge für Übergepäck vorstrecke, freue ich mich, wenn ich die Auslagen so schnell es geht zurückerstattet bekomme. Idealerweise habt ihr eine Möglichkeit, aus der Ferne diesen Betrag bei der Airline zu entrichten und ich muss überhaupt nicht in Vorleistung zu gehen.
Vergütung ist immer ein Punkt wo man sich streiten kann. Manchen reden über den Mindestlohn, der nächste möchte das die Pflege besser bezahlt wird, der Friseur, usw. Keine Frage, das sehe ich auch so, doch was den OBC angeht, so hat jeder Broker seine finanziellen Vorgaben. Für dich ist 150€ das Minimum, der nächste findet eher 180€ und wieder jemand anderes vielleicht 200€ pro Tag sei angemessen. Das ganze spiegelt sich auch im Endpreis des Kunden wieder. Wenn wir mal ehrlich sind; Aufträge innergalb Europa dauern idR. 2 Tage. Wenn man zB. 120€ am Tag bekommt, sind das 240€ plus ggf. Auslagen. Nebenbei sammlt man noch Meilen und bekommt auf Dauer kostenlos einen Status dazu. Und man ist immer mal wieder für lau in der einen oder anderen Stadt/Land/Insel zu Gast. Wenn man das jetzt mal rein objektiv betrachtet, bekommst du 240€ plus auf Dauer einen Status für eine Übernachtung am Ziel XY. Ich finde das voll okay. Aber klar, ist immer Ansichtssache. Im realen Leben was Vergütung für Job XY angeht ist das ja gleiche. Ich würde auch nicht sagen das es den perfekten Broker gibt. Der eine mag hier etwas besser sein, dafür hat in anderen Dingen der andere Broker seine Vorteile. So muss jeder fliegende Agent für sich selbst entscheiden welcher Broker für einen persönlich der Beste ist. Natürlich gibt es auch Sparsamkeit, doch wo fängt Sparsamkeit an und wo endet die? Das ist immer im Auge des Betrachters! Dem Kunden ist es egal ob der Agent mit der Bahn oder Taxi ankommt. In beiden Fällen kommt die Sendung ja sicher durch den OBC Agent am Ziel an. Doch das Taxi kostet im Vergleich zur Bahn viel viel mehr. Das schlägt sich dann entweder negativ auf die Marge des Brokers oder eben der Endpreis für den Kunden muss erhöht werden. Doch der Broker hat das Gespür bei welchen Preis der Kunde den Auftrg erteilt oder vielleicht zurückzieht. Wenn man jetzt alles dem Agenten spendieren würde wie ein Taxi, etc. wäre das alles in allem enorm Mehrkosten (für den Kunden). Übergepäckgebühren können nicht bei allen Airlines vorab entrichtet werden. Mal spielt die Airline nicht mit, mal reicht die Zeit zwischen Auftragserteilung & Abflug nicht, und und und. Is immer individuell von Auftrag zu Auftrag. Ich teile deine Meinung, das wenn man schon Geld selbst vorstreckt, das auch gerne umgehend zurückbekommt bevor die nächste KK Abrechnung das eigene Konto belastet. Das liegt dann leider an der Buchhaltung des Brokers hier schnell(er) zu sein. Sollte es öfter passieren das die Buchhaltung mit der Rückzahlung länger braucht, würde ich mir überlegen ob ich als OBC Agent gewillt bin weiterhin solche Auslagen vorzulegen ohne dass es mir weh tut wenn es mal wieder länger dauert? Andernfalls würde ich bei solchen Aufträgen dankend ablehnen. Seinem Geld hinterher zu rennen ist nicht schön.
5. Ihr wisst wo ich bin und wann ich verfügbar bin. Bei der Hektik des Tagesgeschäft kann es schnell untergehen, dass ich den Brokern am Vortag noch geschrieben habe, dass ich heute in ELP oder BUD bin und morgen von dort aus theoretisch verfügbar. Trotzdem schreiben sie mich an, ob ich heute vom Heimatort aus auf die nächste Mission starten könnte. Es stört mich nicht, ich fühle mich sogar geschmeichelt. Aber der Broker hätte seine Prozesse weitaus besser optimiert, wenn er ein System einrichtet, mit dem er genauer bestimmen kann, ob und von wo aus ich verfügbar bin. Das Tracking per GPS und App nach Machart von TM oder CF scheint ja auch nur bedingt zu funktionieren.
Wenn etwas automatisiert wird (TM/CF), dann bedarf sowas idR. noch an Unmengen von Feineinstellung bis es rund läuft. Auch wenn du sagst dass du dich aktuell in XY befindet. Diese Infos melden bis zu 60 Agenten täglich und das widerrum im Trubel der ca. 120 Kundenanfragen plus nebenbei den 25 Kundenaufträgen die arrangiert werden müssen. Da kann ein "ich bin gerade hier..." wirklich mal untergehen weil man mit dem Kopf ganz woanders ist.
6. Ihr seid eigentlich doch mein Reisebüro. Wenn die Anfrage nun endlich vom Kunden bestätigt ist und sich die hektische Spannung des ersten Moments in ein Freudestrahlen verwandelt, freue ich mich, wenn ihr Euch nun einen kurzen Moment für meine Wünsche und Anliegen nehmt. Ich habe eigentlich keine allzu ausgefallenen Ansprüche. Aber eine kurze Rücksprache zu halten, ob ich lieber eine Maschine früher / später zum gleichen Flugpreis nehmen will, oder mich mein Lieblingshotel vorschlagen zu lassen, statt mich vor vollendeten Tatsachen zu stellen, wäre ein Traum.
Jeder Aufträg ist individuell. Wenn man sich bei zB. 25 Aufträgen am Tag wo das Routing vom Brokers ausgearbeitet und vom Kunden final akzeptiert wurde, manuell auf OBC Agentenwunsch nochmal in Betracht genommen werden muss, kostet das viel Zeit. Alleine den "Agentenwünschen" bei zB. 25 Aufrägen am Tag nachzukommen, ob der Flieger früher später möglich ist und den Preis für den Kunden nicht verändert, ob nicht vielleicht das Hotel das bessere wäre, usw, kostet den Broker locker 2 Stunden am Tag. Ja das ist wirklich so! Wenn man bei jedem fliegenden OBC Agenten sich 5-10Min für Sonderwünsche nimmt (5-10Min mal 25 Aufträge = 1.5 - 2.5Std am Tag). Somit gehen 25% der Arbeitsleistung des Brokers nur für Sonderwünsche drauf. Das ist nicht böse gemeint. Man kann als Broker eingehen, manchmal auch nicht. Hier sei nochmal erwähnt, Sonderwünsche muss (der broker) differenzieren (können). Wenn aber gefühlt jede mit Sonderwünschen ankommt, bekommt der Broker irgendwann genervt an einen Punkt wo es heißt "Wir sind kein Reisebüro".
Allen in allen kann man sagen das man über alle Punkte reden und diskutieren kann. Hier sei wieder gesagt das jeder Broker seine Vor.- oder Nachteile hat. Das muss der fliegende Agent für sich entscheiden. Und das wichtigste, wenn einem was stinkt oder nicht passt (Bezahlung, Sonderwünsche, etc) sollte man sich auch vor Augen halten das es zig weitere Agenten gibt, die fliegen das Ding ohne Murren da in deren Augen alle Vorgaben völlig OK sind.
Allen Agenten weiterhin eine gute Zeit & guten Flug!
