Diese Geschichte dürfte aber im Vergleich zu dem, was MC als Bußgeld zu erwarten hat, noch weniger als Kleingeld sein. Wenn von den 90.000 Betroffenen jetzt 10.000 (was sehr hoch gegriffen ist) einen immateriellen Schaden einfordern und selbst unterstellt, jeder würde 1.000 EUR bekommen, dann wären das läppische 10 Mio. Wenn nicht einmal 300 Mio. Bußgeld MC weg tun, wie können es dann 10 Mio.? MC wird zahlen, was sie zahlen müssen und dann wandert der Fall in die Ablage, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Wo ist belegt, dass die Bußgeldhöhe bei Priceless 300 Mio sein werden? Bislang ist das für mich pure Spekulation.
Wo hat denn MC bislang gesagt, dass sie mit einem Bußgeld in einer potentiellen Höhe von 300 Mio kein Problem haben werden?
Dass 10.000 Kunden hochgegriffen ist, sehe ich auch so, aber allein darum geht's auch nicht: Mit Priceless haben wir den zweiten größeren Fall nach Starwood, bei dem Prozessfinanzierer sich ein Geschäftsmodell daraus machen. Die betroffenen Firmen haben ein Interesse, dass das zu keinem lukrativem Geschäft für Kunden wird. Firmen wie MC, die massiv auf Outsourcer setzen, können diese im Zweifelsfall gar nicht so überwachen, wie sie müssten - trotzdem müssen sie dafür gerade stehen, wenn der Entwickler aus Absurdistan entgegen der Richtlinien mal ein unsicheres Datenbank-Passwort verwendet (Vorsicht: Überspitzung).
Das Ding wird auf Dauer zu einem gefährlichen Geschoss - da kann es schon mal Sinn machen, erst mal Präsedenzfälle durchzuboxen. Was glaubst du, warum sich MC gleich mal mit dem Datenschutzbeauftragten von Hessen ins Bett gelegt hat? Warum hat wohl genau diese Behörde auch noch eine Pressemitteilung veröffentlicht, nach derer
Mastercard im Rahmen der DSGVO alles richtig gemacht hat? Die Politik sieht also schon mal kein Problem mit der viel zu späten Artikel 33 Meldung. Nur das ist für MC zentral.
Mastercard sichert sich ab, soviel steht fest. Wäre das alles für die Firma kein Problem, weil sie einfach nur Schweigegeld zahlen könnte, würden solche Sachen nicht vorab passieren. Um die Kunden geht es dabei natürlich nicht - es geht um die weiße Weste.
Wäre es z.B. damals Marriott egal gewesen, würde die jetzt nicht klagen - und auch die haben sich vorher mit der ICO abgesichert und spielen nun die beleidigte Leberwurst und machen lieber erst mal überhaupt keine Anstalten überhaupt irgendwas für den Leak zu zahlen. Das Thema Präsedenzfall darf man hier in meinen Augen nicht unterschätzen. Das Thema "Negativ-PR" auch nicht. Es geht nicht um die 10. Mio €. Es geht darum, dass eine Zahlung einem möglichen Schuldeingeständnis gleichkommen könnte und das über Jahre immer wieder als Paradebeispiel aufgegriffen werden könnte. Genau das ist auch der Grund, warum Mastercard trotz Wissen über den Leak diesen auf keinen Fall zugeben wollte, bis es nicht mehr anders ging.
Und nicht vergessen: Es kann allein schon deswegen attraktiver für MC sein, weiter zu klagen als einfach zu bezahlen, weil es dann schlicht kein Urteil gibt. Da verdienen dann primär die Anwälte dran und das Marketing muss sich erst mal keine Gedanken über die Negativ-PR machen. DAS sind die Sachen, die MC dann aus der Portokasse zahlt - nicht die Bußgelder. Was glaubst du, wie groß deren Rechtsabteilung ist, die da, meist festangestellt, genau für sowas arbeiten? Die haben Zeit. Im besten Fall gibt es dann nach 10 Jahren einen Vergleich, wenn sich keine Sau mehr daran erinnert, um was es eigentlich ging.
Für mich gibt es mehr als genug Gründe, warum Mastercard hier nicht einfach vorab einknicken sollte. Ihr ganzes Verhalten zeigt das auch.