Tag 9 - Go North
Auch heute war ich wieder deutlich vor der eingestellten Weckzeit wach, wobei ich dies möglicherweise wieder meinem Unterbewusstsein zu verdanken habe, denn für heute ist ja die Weiterreise nach Nan in den Norden Thailands geplant. Ich öffnete die Verdunkelungsvorhänge und musste leider feststellen, dass die Sonne es heute mit Bangkok nicht ganz so gut meinte.
Frühzeitig war ich beim Frühstück, bei welchem ich mich heute für u.a. die Nudelsuppe des Tages (Hühnernudelsuppe) und die Eierspeise des Tages ("Breakfast Taco") entscheiden sollte.
Zurück auf dem Zimmer bereitete ich mich und mein Gepäck auf die Weiterreise vor. Gegen Mittag checkte ich aus und bat um ein Taxi. Man teilte mir mit, dass ich auf Platz Drei der Warteliste sei. Tatsächlich dauerte es fast eine Viertelstunde, bis ich auf Platz Eins der Warteliste vorrücken konnte. Allerdings wollten die nächsten beiden Taxifahrer keine Fahrt zum Flughafen Don Mueang, sodass ich weiter warten musste. Auch +1 und mir war bereits vor Tagen aufgefallen, dass man vor dem Athenee Hotel nur schwer ein Taxi finden kann. Irgendwann setzte ein Großraumtaxi zwei Hotelgäste ab und ich konnte dafür einsteigen. Der freundliche Fahrer fuhr äußerst zügig zu dem im Norden Bangkoks gelegenen Flughafen, wo er mich am Inlandsterminal absetzte.
Ich hatte bereits über die AirAsia-App eingecheckt, sodass ich mich am "Self Baggage Drop" hätte anstellen können, wobei dieser (wie so vieles in Thailand) Etikettenschwindel ist. Tatsächlich gibt man nicht selbst das Gepäck auf, sondern ein Mitarbeiter übernimmt diese Aufgabe. Da irritierenderweise die Warteschlange dort (vielleicht aufgrund der nur zwei geöffneten Schalter) aber leicht länger war als an dem normalen Check-in-Schalter (mit sechs geöffneten Schaltern), stellte ich mich an Letzterem an, wo ich nach nur sehr kurzer Wartezeit gegen Vorlage meines Reisepasses eine ordentlich gedruckte Bordkarte (AirAsia hatte früher nur mit Thermopapierausdrucken als Bord"karte" gearbeitet.) erhielt und auch meinen Koffer aufgeben konnte.
Der Zugang zur Sicherheitskontrolle erfordert eine Bordkarten- und Pass-/Ausweiskontrolle, die aber wiederum selbst keinerlei Wartezeit erforderte. Monitore direkt hinter dieser Kontrolle stimmten auf drei Minuten Wartezeit für die eigentliche Sicherheitskontrolle ein. Viel länger hat es bei mir auch nicht gedauert, bis ich den Sicherheitsbereich des Flughafens erreichte.
Ich machte mich auf direktem Wege zur Miracle Lounge, die mit u.a. dem Priority Pass (der Amex Platinum) zugänglich ist und heute relativ voll war. Nichtsdestotrotz gönnte ich mir ein überraschend leckeres Mittagessen aus gebratenen thailändischen Bandnudeln, Reis und mit Thaibasilikum gebratenem Hackfleisch.
Zum Nachtisch gab es dann einen recht brauchbaren Kaffee und etwas Süßes.
Über die Flightradar24-App behielt ich das Flugzeug im Blick, das offenbar für meinen Flug DMK-NNT geplant war und das genau diese Rotation auch zuvor flog. Direkt nach dessen Landung in DMK konnte ich das Flugzeug auf der Landebahn erblicken und verfolgte das Taxiing online. Nachdem für meinen Flug das Gate 51 geplant war, auf dessen Parkposition man von der Lounge blicken konnte, hatte ich zwei Quellen, um die tatsächliche On-Block-Zeit des ankommenden Fluges mitzubekommen.
Ca. 20 Minuten nach der On-Block-Zeit und damit etwas nach der auf der Bordkarte vermerkten Boardingzeit machte ich mich auf zum Gate 51. Auf dem Weg dorthin konnte ich dann noch ein schönes Foto des Flugzeugs machen, welches ich wenige Minuten später betreten sollte.
Nahezu zeitgleich mit meinem Eintreffen am Gate sprang die Anzeige dort auf "Boarding" um. Da ich mit dem gebuchten Sitz in der Notausgangsreihe auch "Priority Boarding" erworben hatte, ging ich direkt durch und konnte als Erster den A320 der AirAsia boarden.
Beim Eintreffen an meinem Sitzplatz konnte ich mal wieder feststellen, dass die Investition in die Gebühr für den Platz in der Notausgangsreihe gut angelegt war. Meine Knie danken es mir.
Der Flug war relativ gut gebucht und es verblieben nicht viele freie Plätze. Glücklicherweise scheint AirAsia die Notausgangsplätze als Letzte zu vergeben, denn neben und vor mir blieb es leer. Von den insgesamt zwölf Notausgangsplätzen waren nur mein Fensterplatz und ein Fensterplatz auf der anderen Seite die Reihe vor mir belegt. Ich zählte übrigens mich eingeschlossen in Summe nur fünf Farangs auf diesem Flug.
Ferner fiel mir die Werbung auf, die AirAsia identisch auf die Klappe jeder zweiten Gepäckablage gedruckt hatte. "
Jannine Weigel" klang irgendwie deutsch, aber der Name sagte mir so gar nichts. Mit Google und
Wikipedia konnte ich schnell meine Wissenslücke schließen. Es handelt sich offenbar um eine Tochter einer Thailänderin und eines Deutschen, die zusammen mit diesen im Alter von zehn Jahren von Deutschland nach Thailand ausgewandert ist, was im Fernsehen bei "Goodbye Deurtschland" mitzuverfolgen gewesen sein soll, und die u.a. in Thailand sehr erfolgreich sein soll.
Relativ pünktlich ging es dann los und es wurde schnell die Wolkendecke durchbrochen, die Bangkok heute vom direkten Sonnenlicht trennte.
Die Wolken wurden tatsächlich deutlich weniger je weiter es nach Norden ging. Leider gab es jedoch auch hier keine richtig klare Sicht. Ich fühlte mich an meinen letzten Besuch in Chiang Mai erinnert, wo die diversen Brände der Landwirte dafür gesorgt hatten, dass der Smog kaum eine Fernsicht zugelassen hatte.
Zumindest die nahegelegene Landschaft konnte man kurz vor der Landung klar erkennen.
Einen besonderen Leckerbissen für Flugzeugenthusiasten gab es kurz nach der Landung zu sehen. Eine Lockheed C-130 der Royal Thai Air Force machte sich offenbar gerade am Flughafen Nan bereit.
Wie an kleineren Flughäfen Thailands nicht unüblich erfolgte das Aussteigen nicht über eine Fluggastbrücke sondern über Treppen. Erwähnenswert fand ich, dass neben den Treppen Schirme bereitgestellt wurden, die wohl eher als Sonnen- statt als Regenschutz gedacht waren.
Noch vor Erreichen des überschaubaren Terminalgebäudes in NNT wurde man Willkommen geheißen.
Während ich auf die Ausladung und Bereitstellung meines Koffers wartete, studierte ich die angeschlagenen Daten und Fakten zum Flughafen Nan Nakhon.
Insbesondere die nachfolgende Karte dürfte veranschaulichen, wo ich nun gelandet bin. Der hervorgehobene rote Kreis mit den zwei Flugverbindungen ist der Flughafen Nan. Der kleinere blaue Punkte westlich davon ist das deutlich bekanntere Chiang Mai.
Heute morgen während meines Frühstücks hatte sich bereits die lokale Filiale von Hertz Thailand in Nan, bei der ich meinen Mietwagen reserviert habe, per Telefon bei mir gemeldet. In sehr sehr gebrochenem Englisch erklärte man mir, dass ich nach Ankunft in Nan die Rufnummer auf meinem Display anrufen solle. Dies tat ich nun und nur durch meine begrenzten thailändischen Sprachkenntnisse kamen wir irgendwie zusammen. Ich verstand, dass mich gleich ein Auto abholen würde, dessen Nummernschild mir durchgegeben wurde. Tatsächlich fuhr wenige Minuten später ein Auto mit dem genannten Kennzeichen vor, das mich zu der ein paar Hundert Meter abseits gelegenen Filiale der Autovermietung bringen konnte. Nicht ganz überraschend war dies die unscheinbarste Filiale einer Autovermietung, bei der ich jemals einen Mietwagen angemietet habe.
In der Filiale wartete bereits ein Mitarbeiter auf mich, der seinem Kollegen, der mich abgeholt hatte, etwas sagte wie, dass er sich nicht ganz gewachsen sehe, einen Ausländer zu bedienen. Mein Fahrer beruhigte damit, dass ich Thailändisch sprechen könne, was ich sofort mit "nur ein bisschen" einschränkte. Mit einer Mischung aus Englisch und Thailändisch ließen sich alle Formalitäten klären und man konnte sogar hier in der Provinz mit Amex zahlen, was man ja für die zusätzliche Versicherung gerne möchte.
Anschließend wurde der Toyota Vios, den man mir zugedacht hatte, gemeinsam begutachtet. Da dieser bereits über 70.000 Kilometer auf dem Buckel hat, waren die unzähligen Kratzer, Steinschläge und leichten Beulen nicht verwunderlich. Insofern dauerte es eine Weile, bis das Übergabefomular komplett ausgefüllt war.
Nachdem dies erledigt war, nahm ich hinter dem Steuer Platz und ließ mich von Google Maps die ca. 60 Kilometer zum gebuchten Hotel in der Ortschaft Pua leiten.
Nach ca. einer Stunde parkte ich vor dem Hotel ein. Auch hier war man des Englischen nicht so recht mächtig. Mit einer Mischung aus Thai und Englisch ging es aber auch hier und
ich konnte mein Zimmer im Obergeschoss beziehen. Als Erstes fiel mir die grandiose Aussicht auf die Bergwelt auf, die auch bei der einsetzenden Dämmerung zu genießen war.
Das Zimmer selbst war jetzt kein Vergleich mit dem The Athenee aber für lokale Verhältnisse absolut in Ordnung.
Da es einerseits Abend geworden war und ich andererseits so langsam wieder Hunger hatte, fragte ich an der Rezeption nach einer Restaurantempfehlung. Das
"Linda"-Restaurant gegenüber des Krankenhauses konnte man empfehlen. Um ggf. auch etwas Bier trinken zu können, wollte ich die knapp zwei Kilometer zu Fuß laufen. Nachdem ich jedoch auf den ersten Hundert Metern in der schlecht beleuchteten Straße die Aufmerksamkeit von etlichen Hunden auf mich zog, entschied ich mich um, ging zurück, setzte mich in meinen Vios und fuhr bequem zum Restaurant.
Am Restaurant stellte ich fest, dass dieses offenbar generell bei Ausländern beliebt sein muss, da eine Gruppe von acht Amerikanern im Rentenalter hier aß. Ich wählte einen mir genehmen Tisch und bat um die thailändischsprachige Karte. Leider hatten die Bedinung und ich ein Kommunikationsproblem, denn es sollte die englische Speisekarte werden, die offenbar nur eine Teilauswahl der eigentlich verfügbaren Gerichte anbot, aber diese wenigstens zusätzlich auch mit thailändischen Lettern bezeichnete. Ich bestellte einen scharfen Glasnudelsalat mit Hackfleisch und gebratene Enoki-Pilze mit Garnelen, was erneut nicht ganz leicht war. Hier in Nan wird wohl neben Thailändisch noch eine lokale Sprache gesprochen, zumal die Bedienungen auch durchaus Angehörige eines der vielen Bergvölker gewesen sein könnten. Insofern rechne ich es nicht allein meinen rudimentären Thailändisch-Kenntnissen an, dass die Bestellung heute nicht so glatt ging wie sonst.
Das Essen schmeckte gut, war jedoch sehr scharf und wirklich viel zu viel, sodass ich etwas zurück gehen lassen musste.
Schon direkt nach der Essensbestellung und auch während des ganzen Abends kam ich mit einer thailändischen Familie aus Chiang Mai ins Gespräch, die hier ebenfalls Urlaub macht. Weder der Sohn (geschätzt Ende 20 bis Anfang 30) noch der Vater konnten wirklich Englisch, aber die Mutter konnte ausreichend Englisch, sodass wir einen angenehmen Mix aus Thai und Englisch sprachen. Wir unterhielten uns über die diversen Reiseziele in Thailand, und dass sie aus einem kleienn Dorf ca. 15km nördlich von Chiang Mai kommen würden. Die freundliche Thailänderin war nicht ganz mit der touristischen Entwicklung einverstanden, da die schönen Orte ihres Heimatlandes überlaufen würden. Sie verstand aber den Wohlstand, der mit der touristischen Entwicklung kommt.
Schräg gegenüber des Restaurants, direkt neben dem Krankenhaus, gab es einen 7-Eleven. Nachdem ich mich beim Abendessen mit dem Alkohol zurück halten musste und heute keine Lounge maximieren kann, wollte ich mir noch ein Doppelpack Leo kaufen, um beim Schreiben des heutigen Reiseberichtes nicht zu verdursten. Ich wurde jedoch in meiner leichten Vorahnung bestätigt, dass in einem 7-Eleven neben einem Krankenhaus kein Alkohol verkauft wird. So wurde es dann der nur wenige Hundert Meter entfernte 7-Eleven, bei dem ohne Einschränkungen Bier, Wein und Spirituosen verkauft wurden.
Bei Außentemperaturen von knapp unter 20°C, welche Thailänder veranlassen, Wollmützen und dicke Jacken zu tragen, schaffte ich etwas Wasser und Bier in meinen Mietwagen und fuhr zurück zum Hotel. Auffallend war, dass bereits um kurz nach 20 Uhr der Ort Pua wie ausgestorben wirkte. Es schien kaum ein Geschäft noch geöffnet zu sein und es war niemand auf der Straße unterwegs. Im Hotel jedoch herrschte ein klein wenig Leben. Auch konnte man vereinzelt Feuerwerksraketen und Knallkörper hören, die offenbar schonmal als Probe für das
Loi-Kratong-Fest übermorgen gezündet wurden.