Tag 15 - Vom hohen Norden in den tiefen Süden oder von der Entschleunigung ins Chaos
Aufgrund des mit 8:45 vergleichsweise frühen Abflugs aus Nan hatte ich mir den Wecker auf 6:40 gestellt. Die innere Uhr funktionerte aber perfekt, sodass ich sogar einige Minuten vorher wach wurde, und so ausreichend Zeit für die Morgentoilette und das Packen der letzten Sachen hatte. Um 6:50, genau fünf Minuten nach der gewünschten Zeit, erfolgte auch der persönliche Weckruf des Hotels.
Beim Frühstück schien ich heute der erste Gast des Tages zu sein, hatte aber auch wieder das gesamte Frühstücksrestaurant für mich allein.
Einige Minuten vor der vereinbarten Zeit fuhr ein Toyota Hilux Pickup vor dem Hotel vor. Es sollte die am Vortag für heute vorbestellte Fahrt zum Flughafen sein. Der freundliche Fahrer verbrachte meinen Koffer auf der Ladefläche, bevor er mich sicher zum Flughafen fuhr. Während der Fahrt wollte er wissen, ob ich Thailändisch spräche. Ich erwiederte "ein bisschen", worauf er mich gleich ausfragte. Woher ich käme, wie lange ich in Nan zu Besuch war, ob ich wiederkommen würde, usw. Man merkt, dass Nan nicht auf dem Radar von Touristen steht. Ich meinte auch, dass ich überrascht sei, wie wenig Ausländer man hier zu Gesicht bekäme, worauf er antwortete, dass es hier auch nicht viele gäbe. Auf meinen Hinweis, dass ich am Vortag auf dem Nachtmarkt ein knappes Dutzend Ausländer gesehen hatte, antwortete er, dass er mit seiner Partnerin einen Stand für Khao Soi, die nordthailändische Nudelsuppe, auf dem Nachtmarkt betreibe. Er zeigte mir gleich Fotos von dem Stand und ich bin sicher, dass ich diesen am Vortag auch wahrgenommen hatte. Er überreichte mir noch seine Visitenkarte, da er auch Ausflüge ins Umland anbietet, und ich zuvor gesagt hatte, dass ich bestimmt nochmal nach Nan kommen würde. Eine gute Stunde vor geplantem Abflug setzte er mich dann am Flughafen ab, allerdings nicht ohne ein Foto von mir und ein Selfie zusammen mit mir gemacht zu haben. Ausländer sind hier wirklich rar.
Im Flughafengebäude war es erstaunlich leer, dafür dass in einer Stunde ein Abflug einer A320 geplant war.
Erst dachte ich, dass der Check-in-Schalter von AirAsia noch nicht geöffnet hatte, weil ich niemanden sah. Tatsächlich waren die Mitarbeiterinnen aber hinter dem Schalter nur ein wenig versteckt.
Ich konnte meinen Koffer, der dank ein paar Mitbringsel nun 21,6kg wog, ohne Mehrpreis (bei nur 20kg gebuchtem Gepäck) aufgeben. Er erhielt einen Baggage Tag bis Hat Yai und eine extra Kennzeichnung als Transfergepäck. Ich hingegen bekam einen Sticker "AirAsia Domestic Fly-Thru", den ich mir auf mein Polo-Shirt klebte.
Aufgrund der sehr kurzen Wege an diesem beschaulichen Flughafen ging ich nochmal nach draußen, um frische Luft zu schnappen. Anschließend erkundete ich das bisschen, was im Terminalgebäude zu erkunden gab. Ich fragte mich, ob man mit dem Priority Pass Zugang zum "VIP Room" bekommen würde. Spannender war meine Neugierde, was einen da wohl erwarten würde, denn irgendwie sah die Aufmachung eher nach Abstellkammer aus.
Ich hielt noch die übersichtliche Anzahl der Abflüge heute fest, die allesamt Nan mit der Hauptstadt Bangkok verbinden.
Anschließend passierte ich die Sicherheitskontrolle und wartete auf das Boarding.
Da die Maschine vor der Landung aus mir unerfindlichen Gründen eine Warteschleife flog, erfolgte die Ankunft leicht verspätet. Ich hatte mich noch auf etwas Wartezeit eingestellt, zumal die Passagiere aus DMK kommend noch nicht alle ausgestiegen waren, da wurde schon zum Boarding aufgerufen. Tatsächlich konnten die ersten Passagiere den Weg vom Gate zum Flugzeug antreten, als gerade noch die letzten Passagiere vom Flugzeug auf dem Weg zur Ankunft waren.
Da hier in NNT weder getankt noch gecatert und wohl auch nicht gereinigt wird, waren die Türen des A320 nur ca. 15 Minuten nach dem Öffnen wieder geschlossen und es ging pünktlich nach Bangkok Don Mueang.
Kurz vor der Landung erkannte ich einige größere Wasserflächen, die sich bei genauerer Betrachtung als Überschwemmungen herausstellten.
Im Terminalgebäude des DMK folgte ich dann der Beschilderung zum Transfer für Inlandsflüge. Dort wurde meine Bordkarte geprüft und ich konnte ohne jede Wartezeit die zweite Sicherheitskontrolle des Tages über mich ergehen lassen.
Ich spazierte durch den mir wohl bekannten Abflugbereich mit Ziel Coral Lounge, wo es ein zweites Frühstück geben sollte, und von wo aus ich mal wieder meinen Reisebericht schreiben konnte.
Außerdem wollte ich noch ein Hotel für nächste Woche buchen, das nur eine thailändischsprachige Webseite besitzt und sich nur über Telefon und E-Mail buchen lässt. Ich rief also die auf der Webseite genannte Rufnummer an und musste feststellen, dass auch hier die Englischkenntnisse bescheiden waren. Ich versuchte es mit meinen bescheidenen Thai-Kenntnissen und konnte so den Vorschlag erhalten, dass mir die Dame Fotos von dem konkret vorgeschlagenen Zimmer an meinen Line-Account schicken würde, den ich ihr darauf buchstabierte. Wenig später erhielt ich die Fotos, die meine Zustimmung fanden, und gab nochmal das Datum und meinen kompletten Namen durch, worauf mir die Dame die Buchung bestätigte.
Die fast genau drei Stunden zwischen Ankunft in der Lounge und der geplanten Boardingzeit für den Weiterflug nach Hat Yai im Süden Thailands vergingen daher relativ schnell. Als ich dann wenige Minuten vor der angegebenen Boardingzeit am Gate eintraf, stand demzufolge die Maschine für den Flug auch schon bereit.
Das Boarding dauerte dann eine ganze Weile, da die Maschine offenbar komplett ausgebucht war. So wurden auch die beiden Plätze neben mir belegt, wohingegen auf den Flügen nach und von Nan zehn der insgesamt zwölf Sitze am Notausgang frei geblieben waren. Dennoch erfolgte das Pushback nahezu pünktlich.
Auf dem Weg zur Startbahn konnte ich dann einige der A340-500 der Thai Airways entdecken, die sie ja schon länger erfolglos versuchen zu verkaufen.
Auch Flugzeuge der Orient Thai Airways, die seit 2018 nicht mehr fliegt, scheinen hier in Don Mueang ihre letzte Ruhestätte gefunden zu haben.
Eine Viertelstunde vor der Landung konnte ich dann die Küste der Provinz Songkhla und Teile des Thale Sap erkennen, die ich übermorgen erkunden möchte. In der Ferne (in der oberen Bildmitte) ist dann noch die Stadt Songkhla zu erkennen, die ich voraussichtlich morgen erkunden werde.
Einige Minuten später, als das Flugzeug eine Kurve flog, waren dann endlos wirkende Wälder zu sehen. Und auch der Ausblick kurz vor der Landung sah sehr nett aus.
Das Deboarding verlief für die volle Maschine erstaunlich zügig. Ebenso war ich positiv überrascht, dass mein Koffer nur Augenblicke nach meinem Eintreffen am Gepäckband auf diesem auftauchte. Es war dann noch ein etwas längerer Fußweg, bis ich den Ausgang des Flughafens erreicht hatte. Von dort rief ich die lokale Hertz-Filiale an, wie es mir die dortige Mitarbeiterin am Vortag bei einem Anruf ihrerseits erklärt hatte. Sie erklärte mir, wo ich warten solle, und bat um fünf Minuten Geduld. Wenig später saß ich dann in dem Yaris, den ich auch als Mietwagen erhalten sollte. An der unweit des Flughafens gelegenen Filiale erledigten wir die Formalitäten.
Hier starteten dann bereits die eher enttäuschenden Erfahrungen des Tages. Amex wollte sie (anders als Hertz in Nan) nicht akzeptieren. Mit der M&M-Mastercard kamen wir dann zusammen, und ich dennoch in den Genuß einer zusätzlichen Versicherung. Das Auto war ähnlich zerkratzt und mitgenommen wie der Vios in Nan, sodass das Ausfüllen der Vorschäden auch hier eine gewisse Zeit in Anspruch nahm. Dazu war das Cockpit relativ blind, wenngleich man noch erkennen konnte, dass der Wagen schon gut 70.000 Kilometer auf dem Buckel hatte.
Ich bestätigte, dass der Wagen vollgetankt sei. Und dies war dann die nächste Enttäuschung des Tages. Bereits nach einer halben Stunde Fahrt vom Flughafen zum Hotel sank die Nadel deutlich unter das "F". Beim Yaris oder Vios ist die Tanknadel bei vollem Tank eigentlich deutlich über dem F und es braucht bestimmt 50 Kilometer, um die Nadel auf das "F" zu drücken.
Meine Freude stieg auch nicht, als ich das Hotel erreichte. Ich erkannte dummerweise erst vor Ort, dass das Centara Hat Yai ein Betonklotz aus den 80ern (?) ist wie die anderen umliegenden Hotels auch. Dazu hatte es hier asiatische Touristenmassen, die die Umgebung des Hotels zu einem Chaos machten. Irgendwie bahnte ich mir meinen Weg zur Einfahrt in die Tiefgarage, wo ich meinen Yaris dann abstellen konnte.
Das erhaltene Zimmer wirkte ganz ok, wenngleich die Hardware hier und da schon sehr ihr Alter zeigte. Insbesondere das Wannenbad ohne Dusche fand ich furchtbar, zumal die Badewanne ziemlich angesifft wirkte bzw. deren Fugen absolut verschimmelt waren.
Nach der langen Reise sehnte ich mich nach einer Dusche. Ich stellte fest, dass Shampoo, Spülung und Duschgel in jeweils 300ml fassenden Pumpspendern neben dem Waschtisch standen. Da ich diese ja aber an der Badewanne brauchte, hob ich zuerst die Flasche mit dem Duschgel an. Ich fasst diese Flasche dummerweise an dem Pumpspender an, der so lose war, dass ich den oberen Teil des Spenders in der Hand hielt und die Flasche aus relativ porösem Kunststoff zu Boden fiel und dort zerbrach, sodass sich große Mengen Duschgel auf den Bodenfliesen verteilten. Ich versuchte, mit Toilettenpapier und Kleenex die Sauerei zu beseitigen, was nur teilweise von Erfolg gekrönt war.
Ich duschte mich erst einmal und hielt dann auf meinem Weg zur ersten Stadterkunden an der Rezeption. Ich berichtete von meinem Malheur und zeigte auf dem Handy das Foto. Man wollte eine Reinigungskraft schicken. Allerdings erklärte man mir, dass ich für den Schaden aufkommen müsse. Mir würden für den "Body Wash"-Spender 250 THB berechnet werden. Ein wenig irritiert bin ich da schon drüber, dass ein Plastikspender einer hoteleigenen Duschgelmarke 7 Euro kosten soll, und dass ich als Gast für den offenbar nicht gänzlich intakten Spender aufkommen soll. Sollte man mir das wirklich berechnen wollen, werde ich da beim Check-out meine Verwunderung darüber zum Ausdruck bringen. Wenn ich was kaputt mache, komme ich natürlich dafür auf, aber ein ohnehin nicht intaktes Verbrauchsmaterial teuer berechnen?
Meine bis dato eher durchwachsenen Erfahrungen in Hat Yai wurden vor dem Hotel nicht besser. Es war rappelvoll mit asiatischen nicht-thailändischen Touristen. Die die großen Hotels umgebenden Geschäfte hatten sich darauf eingestellt, und warben recht aufdringlich für ihre Waren. Das war ein extremes Kontrastprogramm für mich, der gerade aus der so ruhigen entschleunigten Provinz Nan kam.
Ich spazierte ein wenig ziellos durch die Straßen.
Da sich nach der langen Reise schon etwas Hunger eingestellt hatte, hielt ich relativ schnell an einem Restaurant. Es wurde ein japanisches Izakaya, wo ich eine japanische Nudelsuppe wählte. Da mich in dem nach außen offenen Restaurant aber sehr schnell Mücken plagten, sollte es nach der Nudelsuppe zurück ins Hotel gehen, um Anti-Mücken-Mittel aufzutragen, was tatsächlich half.
Überrascht war ich jedoch, dass beim Eintreffen auf meiner Etage neben meinem Zimmer eine Gruppe Asiaten mit Bierdosen auf dem Boden saß, die sich in einer mir nicht geläufigen Sprache unterhielten. Auch Kinder tollten hier auf der Etage herum, verschwanden in einem Zimmer um dann wieder auf dem Flur fangen zu spielen.
Ich verließ das Hotel erneut und kämpfte mich durch die touristische Zone.
Ich spazierte lange durch die Straßen und Gassen von Hat Yai, bis ich irgendwann erneut für ein Essen stoppte. Diesmal sollte es eine thailändische Nudelsuppe auf dem Gehweg sein, die für sehr kleines Geld eine sehr große Portion bot.
Anschließend kehrte ich in das Hotel zurück, wo weiterhin die Herren mit Bierdosen auf dem Flur neben meinem Zimmer saßen. Und bis jetzt hört man hier Türen schlagen, Kinder über den Flur hin und her rennen, gepaart mit einem Geschrei und Gezeter. Habe gerade nochmal nachgesehen. Die Herren sitzen seit mindestens 18:30 bis jetzt (23 Uhr), auf dem Fußboden im Hotelflur. So etwas habe ich noch nicht erlebt.