@monty81: Ich will dir nicht widersprechen. Zu der Thematik gibt es ganz viele und auch viele unterschiedliche, aber dennoch berechtigte Philosophien. Meine ist eben die dargestellte.
Kann man auch so sehen. Gibt ja auch genügend Restaurants/Einrichtungen, in denen das Trinkgeld gesammelt und dann unter allen an der Dienstleistung Beteiligten aufgeteilt wird. Für mich ist Trinkgeld in erster Linie aber ein Mittel (in der Regel, da auch hier wieder kulturell unterschiedlich), um den Service, den ich direkt erfahren habe, zu honorieren. Denn das ist das, was ich direkt erfahre und zielgerichtet mit Feedback in Form von Trinkgeld honorieren kann.
Auch das ist abhängig von der Betrachtungsweise. Für mich hat der Koch maßgeblichen Anteil am Produkt, für das ich da bin und den vereinbarten Preis bezahle. Er sorgt damit dafür, dass es mir schmeckt und ich gerne wiederkomme und somit weitere Produkte verzehre und damit langfristig für Umsatz des Restaurants sorge. Ich habe aber auch schon Trinkgeld explizit für die Küche gegeben, weil das Dargebotene das Erwartete so dermaßen übertroffen hatte.
Der Kellner hingegen hat mit dem Produkt direkt nichts zu tun. Aber er sorgt dafür, dass ich mich gut aufgehoben und umsorgt fühle. Und da sind wir wieder bei meinem Ansatz: Für das direkte Produkt zahle ich i.d.R. den vereinbarten Preis. Für die Art und Weise, wie ich dieses Produkt durch eine Person erfahre, zahle ich das Trinkgeld. Und ja, das wird schwammig, denn gerade z.B. in höherpreisigen Restaurants sind das eine Vielzahl an Leuten, die direkt mit mir Kontakt haben, denen ich aber nicht direkt Trinkgeld gebe (Garderobe, Bar, mehrere Kellner, Sommelier, ...). Aber beim Friseur handhabe ich es auch ähnlich. Für den Haarschnitt zahle ich den vereinbarten Preis. Habe ich mich wohlgefühlt und bin zufrieden mit dem Ergebnis, gibts entsprechend mehr Trinkgeld.
Wenn es das Konzept wäre, bin ich bei dir. Deswegen bin ich auch kein Fan des Systems in den USA. Für mich ist es aber das Konzept, Arbeitnehmer dafür zu belohnen, wenn sie aus meiner Sicht mir ggü. einen besonders guten Job gemacht haben. Gerade in Deutschland honoriere ich das umso mehr, da es einfach viel zu viele Dienstleister gibt, bei denen man das Gefühl hat, man müsse sich noch entschuldigen, wenn man ihre Dienstleistung beanspruchen möchte.
Sehe ich auch so. Nur dann kommt wieder das deutsche kleinkarierte Mindset daher a la: Beste Stadtführung Ever, aber da es ja hieß, die Stadtführung sei umsonst, gibts auch kein Trinkgeld.