Wie ich schon gestern geschrieben habe, übernachten nur sehr wenige Touristen in Ranakpur. Allzu deutlich wurde uns dies, also wir – nach dem Abendessen wieder im Hotel angekommen, nach der Uhrzeit unseres Frühstücks gefragt wurden. Zuerst wunderten wir uns, auf dem Weg zu unserem Zimmer wurde uns allerdings klar weshalb: wir waren die einzigen Gäste in diesem relativ großen Hotel...
Die Matratze bretthart, im Zimmer –trotz Heizlüfter – relativ kalt und das Wissen, dass um einen herum niemand ist, machte die Nacht etwas unkomfortabel.
Richtig seltsam wurde es dann aber am nächsten Morgen: als ich die Zimmertür öffnete, um zum Frühstück zu gehen, stand ein Hotelangestellter regungslos vor unserer Türe. Er fragte dann, ob er die Koffer mitnehmen könne. Da wir noch nicht fertiggepackt hatten verneinte ich und wir gingen zum Hauptgebäude.
Im Restaurant angekommen waren wir logischerweise die einzigen Gäste
und 3 Kellner stürzten sich auf uns. Das Frühstücksbuffet war komplett leer, man würde uns bringen was wir wollten. Also 2 Dosa bestellt,
Tee & Kaffee plus 2 frische Orangensaft. Statt frischem Orangensaft kam Dosen-Mangosaft, dafür wurde mein Kaffee völlig vergessen.
Zurück ins Zimmer – wo wir vor der Zimmertür schon erwartet wurden. Der Hotelangestellte folgte uns ungefragt ins Zimmer, checkte ob noch alles vorhanden ist, bat mich die Hotelbewertung auszufüllen – sagte mir auch gleich was ich schreiben solle. Der gute Mann verlies dann auch gar nicht mehr unser Zimmer, checkte dies & das, während wir unsere Koffer zumachten. Wir dachten nur ‚nichts wie weg!’ aus diesem seltsamen Hotel mit gruseligen Mitarbeitern, ohne andere Gäste.
An der Rezeption wartete zum Glück schon unser Fahrer auf uns. Schnell bezahlt und nix wie weg. Sehr beruhigend fanden wir auch, als uns unser Fahrer erzählte, dass er nicht in der Fahrerunterkunft des MANA übernachtet hätte, zu dreckig und nur ein Raum für alle Angestellten des Hotels plus Fahrer (er war ja der einzige Fahrer).
Mein Fazit zu Ranakpur: eine beeindruckende Tempelanlage, muss man gesehen haben wenn man in Radjasthan ist – aber es gibt keinen Grund dafür eine Nacht in Ranakpur zu bleiben. Entweder man kommt aus Udaipur, besichtigt die Tempel (1.5 Stunden) und fährt wieder zurück oder man kommt aus Jodhpur, schaut sich die Tempel an und fährt direkt weiter nach Udaipur.
2 Stunden atemberaubende Fahrt nach Udaipur lagen vor uns, das meiste davon auf einer engen Bergstraße mit vielen unübersichtlichen Windungen und
ordentlich Gegenverkehr durch Busse und LKW’s. Und in Indien hat der Stärkere Recht – also mussten wir recht häufig schnell nach links in den unbefestigten Bereich ausweichen.
Unser Fahrer war aber wirklich TOP, das Auto in sehr gutem Zustand! Ich kann jedem nur empfehlen, wenn in Radjasthan, ein Auto mit Fahrer über diese Firma zu buchen (waren auch noch mit die günstigsten). Kontakt: Ranjeet Singh,
warvictory@gmail.com, Tel. & WhatsApp +91 88 908 54559.
Plötzlich waren wir von Affen umlagert. Schnell die letzten Cracker & Bananen verfüttert,
kurz darauf ein wunderschöner Blick auf das Tal, aus dem wir gerade kamen.
Oben auf dem Berg angekommen veränderte sich das Landschaftsbild abrupt, alles wurde viel öder, die Menschen ärmer – als ob man im Mittelalter angekommen wäre. Trostlos aber auch traumhaft schön. Wir kamen dann an einem Bewässerungssystem für die Felder vorbei. Wow!
Noch ein kurzer Stop an einem interessanten Baum, der mit Riesenfledermäusen behangen war.
Ca. 30 km vor Udaipur gelangen wir dann wieder auf eine gut ausgebaute Autobahn, welche einen durch Geländeeinschnitte (die müssen ziemlich viel Dynamit verbraten haben) wieder hinunter ins Tal führte. Schon waren wir in Udaipur, ein Hafen der Sauberkeit und Hygiene – nachdem man Jodhpur gesehen und gerochen hat.
Gebucht habe ich das Trident Udaipur zu knapp US$ 200/Nacht inkl. Steuern und Frühstück (booking.com). Ich wäre zwar lieber wieder ins Leela, wie vor einigen Jahren, aber knapp US$ 700/Nacht ist dann doch ein Unterschied.
Schnell in die Lobby zum Einchecken und kurz Emails checken.
Dass das Trident für Internetzugang Geld verlangt empfinde ich als eine Unverschämtheit. Heutzutage sollte Internet Standard sein, so wie das Kissen im Bett – aber ich wusste es ja. Als dann aber der Login mit Zimmernummer & Nachname volle 20 Minuten nicht funktionierte und wir ja andere Pläne hatten, wurde ich etwas pampig. Plötzlich bekamen wir einen generellen Zugangscode, der a) funktionierte und b) kostenlos ist.
Schon waren wir wieder auf der Straße in Richtung City Palace. Auf dem Weg trafen wir noch unseren Guide für den Tag (US$ 14), alles organisiert von unserem Fahrer.
Ihr könnt es Euch denken, es war 12:30 und meine +1 hatte Hunger. Also ein kurzer Zwischenstop,
ein paar Köstlichkeiten ausgewählt.
Weder Chili Pakora noch Jalebi kamen an die in Jodhpur servierten heran, dafür war aber ‚Onion Kachori’ der absolute Kracher, warm, saftig, aromatisch. Das süße Kachori war dagegen so gar nicht meins.
Weiter zur Kulturveranstaltung: Dank des Guides konnten wir gemütlich im Auto sitzen bleiben solange er die Tickets (US$ 9 für 3 Personen & Kamera) löste und so ging es zügig durch den Hintereingang in den City Palace, wo wir dann vor dem Haupteingang standen.
Und man ist dann doch etwas schockiert: überall bröckelt der Putz ab, teilweise macht sich Schimmel breit und sauber ist es auch nicht gerade. In meinen Augen könnte der Maharadscha, der innerhalb des Palasts 2 Hotels, ein ‚Sunset-Restaurant’ und einen Speisesaal für den ‚Palace on Wheels’ betreibt, schon etwas Geld in die Renovierung dieser Bruchbude stecken.
Hinein ging es, zusammen mit Menschenmassen. Wer Platzangst hat, sollte sich das ersparen. Ein Gedrücke und Gerämpel vom Allerfeinsten.
Unser Guide schleppte uns dann in verschiedene Ausstellungen von Waffen und vor allem Gemälden, versuchte uns zu jedem einzelnen etwas zu erklären: wer wem im Traum erschienen ist, wer wann kurzzeitig in den Himmel aufgefahren ist und Anweisungen zum Bau dieses und jenes Tempels & Palastes erhalten hat... Gähn! Ich machte ihm dann klar, dass uns das nicht sonderlich interessiert und so kamen wir endlich mit der Besichtigung innerhalb gefühlt 1 Million Inder voran.
Zuerst geht es in einen sehr schönen Innengarten mit 108 Marmaorsäulen, in welchem der Pool des Maharadschas liegt.
Weiter über einen Gang (mit sehr schöner Aussicht auf Udaipur)
zu einem weiteren Innenhof
mit toller Aussicht auf den See und den ‚Lake Palace’ (Oberoi Hotel).
Interessant fand ich die ganzen bunten Glaseinsätze, die müssen damals ein Vermögen gekostet haben.
Durch diese lassen sich schöne Fotos auf Udaipur schießen.
Nach unzähligen weiteren Räumen und nochmal 1 Million Inder kamen wir endlich zum Ausgang.
Ich war jetzt das zweite Mal im City Palace von Udaipur. Ist man in Radjasthan ist das sicher eine Pflichtveranstaltung – aber mich bekommt da keiner ein drittes Mal hinein.
Ca. 500 Meter nach dem Ausgang des City Palace befindet sich auf der linken Seite der eindrucksvoller Jagdish Tempel
mit sehr schönem Carving, teilweise aus dem Kamasutra.
Nur sollte man diesen Tempel ehrlicherweise ‚Rattentempel’ nennen, denn davon liefen uns einige über den Weg – und klein waren die wirklich nicht. Man muss aber noch sagen, dass auch viele süße Eichhörnchen im Tempel herumhüpften.
Trotzdem würde ich jedem empfehlen, sich diesen Tempel anzuschauen. Auch der Innenraum ist sehr interessant, es meditieren und singen dort immer ein paar ältere Inderinnen. Vom Innenraum darf man leider keine Fotos machen.
Und schon ging es zum 3. Punkt unserer Sightseeingtour, dem Saheliyon-ki-Bari, einem traumhaften Park, unter anderem mit 5 natürlich gespeisten Springbrunnen.
Der Park ist eine grüne Oase der Ruhe nach Tempel, Palast und Verkehr.
Die Brunnen sind sehr schön anzusehen,
Nummer 4 weist auch eine Besonderheit auf:
Die Elefanten sind aus einem Stück Marmor gehauen – und im Inneren verläuft ein Kanal, so dass Wasser aus dem Rüssel spritzt.
Da wir nun etwas über eine Stunde Zeit hatten, haben wir uns ins Hotel fahren lassen, um etwas auszuruhen.
Das Trident ist typisch alter Indien-Stil, so wie alle 5* Hotels vor 15 Jahren gebaut wurden: viel dunkler grüner Marmor, Holzmöbel etc.
Für sein Alter ist das Trident in sehr gutem Zustand, hier muss dauernd renoviert werden. Auf jeden Fall ist es sehr, sehr sauber, das Personal überaus freundlich. Ein krasser Unterschied zum MANA Hotel. Man fühlt sich gleich wohl, sobald man das Hotel betritt.
Um 16:30 folgte dann der 4. und letzte Punkt unseres heutigen Sightseeingprogramms, der Monsoon Palace auf den Bergen hoch über Udaipur.
Wie wir dank unseres Guides nun wissen, sollte der Palast ursprünglich 13 Stockwerke bekommen, nach 5 hörte man jedoch mit dem Bauen auf. Die Famile des Maharadschas zog sich zur Monsoon Zeit in diesen Palast mit vielen Springbrunnen zurück, da es dort kühler ist und man eine gute Aussicht über Udaipur hat.
Am Fuß des Berges befindet sich der Eingang zum Naturpark, in welchem der Palast liegt.
Man entrichtet hier ca. US$ 0.90/Person (Fahrer und Guide sind kostenlos) und fährt dann in ca. 10 – 15 Minuten über eine Serpentinenstraße bis ganz nach oben. Noch ein paar Stufen erklommen und schon steht man auf einer Art Vorplatz (Achtung, viele Affen).
Auch dieser Palast, im Besitz des Maharadschas, ist alles andere als in gutem Zustand, hier wurde schon lange nichts mehr gemacht – auch Müll liegt herum. Laut unserem Guide will der amtierende Maharadscha diesen Palast nun dem Staat überschreiben – wahrscheinlich um die Renovierungskosten zu sparen.
Jedoch ist die Aussicht auf Udaipur mit seinen zwei (verbundenen) Seen wirklich wunderschön.
Den Sonnenuntergang haben wir dann doch nicht mehr abgewartet, waren einfach zu platt.
Angekommen im Hotel entschlossen wir uns heute mal im Hotel zu essen, hatten keine Lust mehr auf Taxifahrt, Laufen oder ähnliches. Genug ist genug!
Und so gingen wir in unser Hotelrestaurant, eines meiner verhassten ‚Multi-Cuisine’ Restaurants, in welchem in der Mitte ein Buffet (die Steigerung der ‚Multi-Cuisine-Küche’) aufgebaut war.
Wir verlangten nach der Speisekarte und entdeckten, dass auch zwei Thali angeboten wurden, ‚veg’ & ‚non-veg’. Also bestellten wir zwei ‚non-veg’ Thali – woraufhin der Küchenchef an unseren Tisch kam, nach Schärfegrad etc. fragte.
Was dann kam war zwar kein Meisterwerk der indischen Küche (kein Vergleich zu gestern Abend in Ranakpur), aber durchaus genießbar.
Inklusive einem Tee und einer Coke Light kam das Essen auf knapp US$ 60. Zwar viel für Indien – aber für ein Hotel noch akzeptable.
Damit schließe ich den heutigen Tag – und wünsche Euch einen erholsamen Abend.