zu 1) Ziviler Ungehorsam? Geht es noch eine Spur größer? Ein Mahatma Gandhi der Luftfahrt?
zu 2) Er muss wohl sehr verwirrt gewesen sein, denn er konnte nicht ernsthaft glauben, dass man ihn erst rausschleppen und dann doch wieder befördern würde.
Und nochmals - das ganze war natürlich ein Fehler auf Seiten von United, aber einen Preis für Deeskalation wird der Passagier sicher auch nicht bekommen. Wie schon vorher mehrfach gesagt wurde, ist es manchmal klüger nachzugeben - vor allem in den USA hat man ja nachher die Möglichkeit sein Recht einzuklagen.
Nicht jeder ist so ein abgebrühter Haudegen wie du.
Man hat Pläne, man hat Termine, man ist geistig bereits mit der Zukunft beschäftigt. Dafür hat man ja gerade Zeit, man sitzt ja schon (flugzeug-) bequem in seinem Sitz. Da wird vermutlich fast niemand daran denken: Na Hoffentlich muss ich gleich nicht wieder aussteigen.
Dann wird nach Freiwilligen gefahndet. Du willst nach Hause, bist auf 400 oder 800 USD nicht in dem Maße angewiesen, dass du erst am nächsten Tag nach Hause kommen willst. Vielleicht hast du auch gar keine Sachen für die Nacht dabei, weil du erst am Morgen nach Chicago geflogen bist? Vielleicht hattest du auch Stress mit deiner +1 und willst ihr keine weitere Munition geben oder den Eindruck erwecken, dass du lieber Geld genommen hast als sie noch am gleichen Abend sehen zu müssen.
Was immer der Herr gedacht hat (vielleicht warteten da wirklich Patienten auf ihn), er hatte sichtbar keine Lust, dass Flugzeug vor dem Zielort zu verlassen. Das macht ja auch nichts, es ist ja eine Suche nach Freiwilligen. Dann kam es doch irgendwie anders für ihn...
Klagen im Nachhinein: Tolle Sache. Ich kann da nur für mich sprechen, ich bin aber nicht sonderlich scharf darauf, irgendetwas einzuklagen. Klar, wenn es sein muss, dann muss es sein. Ich versuche mich aber idR. im Vorwege so zu verhalten, dass es gar nicht notwendig ist. Ich habe einfach andere Vorstellung von Freizeitbeschäftigung. Rechtsstreit ist für mich kein erstrebenswerter Zeitvertrieb.
EWR nach HAM, da wurden auch Freiwillige gesucht, die auf ihren Platz verzichten. +1 und ich hatten Zeit und hätten einen weiteren Tag in NYC schon völlig ohne Sorge und auch mir Freude füllen können. Eventuell wären wir aber noch am gleichen Abend in Richtung Europa gestartet. Ich habe dem UA-Mitarbeiter also gesagt, dass wir grundsätzlich dafür offen wären, die Details jedoch geklärt sein müssten. Mindestens 300 USD sollte es geben. Ich fragte, dann ob cash oder voucher. Das konnte mir nicht beantwortet werden, gleiches galt für die genaue Höhe der Summe. Zusätzlich war nicht klar, wann es nach Europa gehen würde und - das war für mich entscheidend - wann die Sache geklärt würde.
So wie meine Maschine nach Hamburg weg gewesen wäre, hätte ich keine sinnvolle Verhandlungsposition mehr gehabt. Dann wäre ich ja gezwungen gewesen, irgendein lumpiges Angebot zu akzeptieren. Es wären ja bereits Tatsachen geschaffen worden.
Kurz: Wir haben uns aufgrund des viel zu unklaren Verzichtsangebots ganz eindeutig dagegen entschieden und haben unseren Platz in Anspruch genommen. So unklar wie da die Bedingungen waren, hatte ich den Eindruck, dass das ganze so konstruiert ist, dass es unklar sein soll und man als Kunde letztlich über den Tisch gezogen wird.