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Zum Verhalten des Passagiers hätte ich auch ein paar Fragen:
1) Wieso ist der nicht einfach mitgegangen, als die "Sheriffs" dann auftauchten? Ich hätte mich nicht durch die Maschine zerren lassen.
2) Wieso ist der denn noch mal zurückgerannt ins Flugzeug?
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Auf den ersten Blick ist es tatsächlich erstaunlich nachzuvollziehen, wie die Situation derart eskalieren konnte. Wenn ich richtig informiert bin, ist der Passagier, nach dieser Aktion bis heute im Krankenhaus.
Ich frage mich daher, wie würde ich mich in einer solchen Situation fühlen?
Ich habe ein Flugticket gekauft, für den Flug eingecheckt, geboardet und sitze auf meinen Platz und warte darauf, dass das Flugzeug abhebt.
Dann höre ich über Lautsprecher, dass Freiwillige gesucht werden, die das Flugzeug wieder verlassen, da der Flug überbucht ist/ Platz für vier Crew Mitglieder gesucht wird. Es werden 150, 400 und schließlich 800 USD in Fluggutscheinen geboten.
Vermutlich denke ich mir, irgendwer wird sich schon melden. Ich aber nicht, ich will nach Hause.
Irgendwann stehen dann zwei Sicherheitsleute vor mir, die mich aus dem Flugzeug begleiten sollen. Und ich frage mich: "Warum ich, warum nicht der Mann neben mir, oder der eine Reihe weiter hinten. Ich will nach Hause...."
Der Mann war 69 Jahre alt. Vielleicht war er vorher in seinem Leben irgendwann einmal "Opfer" und hat sich geschworen, nie wieder "Opfer" zu sein. Vielleicht hatte er Angst seinen Arbeitsplatz zu verlieren, wenn er am nächsten Tag nicht auf der Arbeit erscheint. Vielleicht empfand er es auch nur als ungerecht, dass er ausgewählt wurde und nicht der Mann neben ihm. Wer kann das schon sagen?
Ich persönlich finde die Situation herabwürdigend von zwei Wachmännern abgeführt zu werden, vor allem dann wenn ich mir nichts vorzuwerfen habe. Normalerweise wird man ja nur abgeführt, wenn man einen Fehler begangen hat, wenn man randalierte, wenn man unpassend angezogen ist (UA Leggings Gate).
Das ist in etwa so wie früher in der Schule. Ein Schüler hat einen Streich begangen. Der Lehrer ärgert sich und sucht den Schuldigen. Keiner meldet sich. Um Druck auf die Klasse auszuüben, wird exemplarisch ein Schüler aus der Mitte willkührlich gewählt und in die Ecke gestellt/bestraft, auch wenn dieser Schüler nichts unrechtes getan hat.
Der Passagier hat ja genau wie die anderen Passagiere ein Ticket gekauft, eingecheckt und ist ins Flugzeug eingestiegen. Bis dahin hat er sich nicht anders verhalten als die anderen Passagiere. Also kann er sich schon fragen warum er, warum wird er bestraft, warum er und nicht einer der anderen Passagiere?
Und die Frage ist auch berechtigt: "Heiligt der Zweck wirklich die Mittel?" In diesem Fall "musste" eine Crew an Bord, um zu Ihrem Arbeitseinsatz zu gelangen. Die Beförderung der Crew wurde wichtiger bewertet, als der Schaden von vier Passagieren an einem Flughafen zu stranden.
Aber war es tatsächlich so? Hätte die Crew ggf. auch auf einen anderen Flug ausweichen können?
Hätte die Airline ggf. durch Erhöhen des Angebots doch noch "Freiwillige" gefunden? Das werden nun vermutlich Gerichte zu klären haben.
Was passiert beim nächsten Mal? Was passiert wenn ein VIP, ein Militär, ein Politiker, etc. ans Gate kommt und unbedingt auf einen ausgebuchten Flug will, der bereits geboardet ist. "Ich zahle jeden Preis, nur nehmen Sie mich noch mit!" Muss ich dann als Passagier damit rechnen wieder ausgeladen zu werden, nur weil ich ein günstiges Ticket gekauft habe?
Wo ziehen wir die Grenze?