Ich finde es ärgerlich, dass man sein Visum nicht mehr wie früher in Hamburg im Konsulat an der Elbchaussee bekommen kann. Damals hat man eine Aufpreis von 30 Euro bezahlt und hatte dann das Visum schon nach ein paar Stunden. Man ist dann etwas in Hamburg spazieren gegangen und hat dann den Pass mit Visum wieder abgeholt. Heute macht das eine private Firma in einem Bürogebäude nahe des Michels und da dauert es zwingend mehrere Tage. So lange hat man dann keine Pass, was ein unangenehmes Gefühl ist. Zudem schlägt die Firma noch mal kräftig Gebühren drauf, so dass das Visum nach China nur um die 120 Euro plus zwei Fahrkarten nach Hamburg und zurück kostet.
Amerikaner können übrigens ein Visum beantragen, das zehn Jahre lang gültig ist. Warum handelt die EU so etwas nicht auch mit China aus? Dann müssten Chinesen natürlich im Gegenzug auch Visa über zehn Jahre bekommen, aber was ist daran das Problem? Ein Touristenvisum ist ja sehr eingeschränkt. Damit könnten jetzt nicht plötzlich Millionen von Chinesen in die EU einwandern. Ich habe sogar schon mal überlegt, eine Petition an den auswertigen Ausschuss zu deswegen zu schreiben. Wenn ich alle paar Jahre mal nach China reise und dann jedes Mal diese Kosten habe und mindestens einmal nach Hamburg reisen muss, nervt das sehr.
Abgelehnt wird ein Visum für China nur, wenn man als "Feind" Chinas identifiziert wird. Wenn jemand ein Visum beantragt, wird natürlich nach seinem Namen im Internet gesucht. Wenn die dann kritische Äußerungen zu China finden, kann man sich die Einreise abschminken. Ich selber muss auch vorsichtig sein. Ich habe eine Website über Wolkenkratzer und dort ist Taiwan als eigenständiger Staat aufgeführt. Schon dadurch riskiere ich ein Einreiseverbot, falls die genau recherchieren. Ansonsten besteht aber keinerlei Gefahr, dass man als Deutscher kein Visum bekommt. Deutsche sind dort sehr beliebt. Karl Marx wird in China sehr verehrt und ein deutsches Oberklasseauto ist dort ein Statussymbol.
Nachtclubs in China zahlen sogar westlich aussehenden Menschen Geld, damit diese vorbei kommen. So verdienen viele deutsche Austauschstudenten in China ein paar Euro nebenbei. Ein Club wird für Chinesen begehrter, wenn er von vielen westlichen Ausländern besucht wird.
Den Chinesen ist es sehr wichtig, dass westliche Touristen zu Hause positives von ihrer Reise nach China zu berichten haben. Daher versucht man, Touristen nicht zu verärgern und behandelt sie besser als die einheimische Bevölkerung. Es scheint in der Richtung eine Anordnung von ganz oben zu geben. Die Chinesen fürchten negative Presse im Westen. Es wird einem Touristen dort nicht passieren, dass man wie in Dubai wegen eine Mohnbrötchens verhaftet wird. Wenn man nicht gerade ein "Free Tibet"-Shirt trägt oder ein Arbeitslager für Uiguren photographiert, kann man in China eine schöne Zeit haben. Besonders in den vier "Tier 1"-Städten Peking, Shanghai, Shenzhen und Guangzhou. Dort leben hunderttausende westliche Ausländer dauerhaft.
Als ich 2006 bei einer Hongkong-Reise mal für ein paar Stunden nach Shenzhen fuhr und bei der Health Declaration wahrheitsgemäß eintrug, dass ich Erkältungssymptome hatte, sagte mir der Grenzbeamte, ich soll besser das Formular noch mal ausfüllen und diesmal die Symptome nicht ankreuzen. Wenn seine Vorgesetzten von diesem Ratschlag erfahren hätten, hätte ihm das bestimmt eine Menge Ärger eingebracht. Man stellt sich chinesische Beamte oft als Handlanger des autoritären Systems vor. Dass mir ein Grenzbeamter rät, ich solle doch besser bei einem Einreiseformular mogeln, hat mich sehr beeindruckt.