12. Tag / 3. Winterreise
Als ich gestern die Fotos für den Reisebericht hochladen wollte war ich überrascht vom in der Resort-Fee enthaltenen Standard-Internet-Zugang: 4 KB/s! Auch andere Seiten wurden erst gar nicht geöffnet. Ich rief beim ‚Royal-Service’ an, wo mir mitgeteilt wurde, dass ich für ca. US$ 10.50/Tag den Premium-Internet-Zugang zubuchen könne, dass der Standard-Zugang eben so langsam wäre. Erst nachdem ich etwas lauter wurde und von ‚Verarschung’ sprach, wurde plötzlich der Premium-Zugang kostenlos freigeschaltet.
Am Morgen stellten wir dann fest, dass selbst in einem Fairmont nicht alles Gold ist was glänzt, z.B. die Dusche. Nein, keine Regendusche, kein WESTIN-Standard, nein, einen Handbrause, welche ich eher in einem Short-Time-Zimmer in Thailand erwarten würde:
Okay, der Ausblick vom Balkon ist auch nicht toll
– aber ich hatte eben nur, ganz Schwabe, die günstige Zimmerkategorie ohne Frühstück gebucht.
So las ich heute früh den Zettel mit den in der Resort-Fee enthaltenen Leistungen durch, z.B. ein 45-minütiges Foto-Shooting. Denke mir ‚toll, das wir V. freuen’. Also rief ich wieder beim ‚Royal-Service’ an, welcher mich mit dem Fotostudio verband. Ja, das Foto-Shooting ist wirklich inklusive, entweder morgens zu Sonnenaufgang oder abends zu Sonnenuntergang. Es würden zwischen 120 und 150 Fotos gemacht, welche man am nächsten Morgen unbearbeitet auf einem Memory-Stick abholen könne, zu US$ 480 plus Steuern, Abzüge zu US$ 9/Stück. Okay, ich hatte mich ja schon gewundert über das kostenlose Foto-Shooting – aber so eine Abzocke habe ich dann doch nicht erwartet.
Egal, um 08:15 verließen wir schon das Zimmer, durch den Hotelkomplex
zum Auto.
Da es gestern bei Ankunft schon stockdunkel war, sahen wir beim Verlassen der Anlage erstmals die Umgebung: ein einziges, riesiges Lavafeld – umwerfend!
Wir folgten der 19 von der Küste ins Inselinnere, wo wir in Waimea einen kurzen Stopp für ein kleines Frühstück einlegten, heute mal ‚amerikanisch’ bei McDonalds. Eines muss man McDonalds lassen, Oatmeal mit Rosinen, Cranberries und Früchten bekommen sie bestens hin. Nur unsere Mitgäste verdarben uns etwas den Appetit, es war schon erstaunlich welche Mengen hier vertilgt wurden, obwohl der MBI schon deutlich über 30 lag.
Weiter die 19 entlang bis Honokaa, wo wir zum Waipi’o Valley Lookout abbogen. Dort angekommen stellten wir unser Auto ab, verschafften uns einen Überblick.
Nun hatten wir ja einen JEEP – und damit war das Hinunterfahren ins Tal zulässig. Die Automatik in den 1. Gang geschaltet und langsam die Abfahrt begonnen. War diese anfangs recht steil, wurde sie später noch steiler und zudem sehr eng, V. hatte etwas Panik, ich Spass.
Unten angekommen fuhren wir erstmal durchs Valley,
sahen den großen Wasserfall im Hintergrund.
Wir waren erstaunt wie viele Wanderer unterwegs waren, die die Straße hinuter gelaufen und nun durchs Valley liefen. Wir dachten nur ‚ihr müsst da auch später wieder rauf, ihr Irren’. Schon kamen wir zur ersten Durchquerung eines Flüsschens, für die Fußgänger ein Hindernis. So wurden wir auch gleich angequatscht, ob wir jemanden mit durch das Flüsschen nehmen könnten. Eine ältere Dame aus dem Nappa-Valley stieg zu und wir fuhren mit zugeschaltetem 4WD (und einem mulmigen Gefühl im Magen) durch.
Aber es funktionierte, wir kamen auf der anderen Seite an. Unsere Mitfahrerin war überglücklich als wir ihr anboten weiterhin mit uns mitzufahren.
Plötzlich versperrten uns um Futter schnorrende Pferde den Weg.
Ganz behutsam weitergefahren und diese so aus dem Weg ‚gedrückt’ bis sie uns in die Köpfe in die Seitenfenster hielten.
Nochmals durch einen kleinen Bach
und wir hatten das Ende der Straße erreicht, drehten um und kamen schon wieder an den Pferden vorbei. Diesmal hatte sich jedoch eines in unseren JEEP verliebt, schrubbte seine Nüstern an der Motorhaube und wollte irgendwann auf die Stoßstange steigen
– aber wieder kamen wir vorbei, durchfuhren die Furt und fanden endlich die Abzweigung zum Strand – mit einem Schild ‚Straße gesperrt wergen gefährlichem Straßenzustand’. Aber wir haben ja einen JEEP, also galt dies wohl kaum für uns.
Der Weg wurde wirklich übelst, irgendwann kamen wir an eine große überflutete Stelle, welche man nicht umfahren konnte. Da nicht abzusehen war wie tief der ‚See’ war, wie schlammig der Untergrund, testete ich mich mit einem langen Stock heran. So schlimm sah es dann doch nicht aus und ich biss die Zähne zusammen, 4WD auf LOW und mit Schwung hinein in die Riesenpfütze. Und wir schafften auch dies, wir kamen auf der anderen Seite an, das Auto eingeschlammt bis auf die Motorhaube.
Noch einen schwierigen, rutschigen Hügel hinauf (es lebe die Verschränkung der Starrachsen) und wir kamen zum Strand, stellten das Auto ab.
Hier stellten wir fest, dass es sich gelohnt hatte, der Strand mit seinem schwarzen Sand war einfach traumhaft!
Weiter hinten sahen wir einen Wasserfall, welcher sich direkt in den Ozean ergoss.
Noch einen Blick ins Tal mit seinen hereinziehenden Wolken geworfen
und die Rückfahrt etwas selbstsicherer angetreten. Diesmal ging alles viel einfacher, die rutschige Abfahrt, der ‚See’ und auch die Fahrt nach oben zum Lookout.
Hier verabschiedeten wir uns um 11:30 von unserer Mitfahrerin. Diese war begeistert, denn eigentlich hatte sie gedacht sie benötige den ganzen Tag für die Tour. Sie bot uns Geld für Benzin an, eine Einladung auf ein Getränk – aber wir lehnten aus Zeitmangel freundlich ab.
V. übernahm das Steuer und wir fuhren weiter in Richtung Akaka-Wasserfälle. Kurz nach Honokaa fing es an zu Schütten wie aus Kübeln, die Straße war teilweise von Sturzbächen überflutet.
Hübsch anzusehen wie sich die unzähligen Wasserfälle auf die Straße ergießen – aber auch gefährlich wegen Aquaplaning.
Dummerwiese hatten wir ‚Akaka Falls’ in Google-Maps eingegeben, ein Fehler! Wir wurden über keine Straßen
und Brücken über reißende Bäche
Ins Landesinnere geleitet bis wir, eine halbe Meile vor dem Ziel, vor einem Schild standen: ‚Privatbesitz, kein Durchgang zu den Wasserfällen’. Da es eh zu stark regnete um selbst 100 Meter zu laufen, drehten wir um und fuhren nach Pepeekeo, wo sich abseits der 19 das ‚What’s Shakin’ befindet,
ein kleiner Laden für organische, ungesüßte Smoothies und ein paar Kleinigkeiten für ein Mittagessen.
Wir bestellten einen ‚Mango Tango’, Chips & Guacamole für V. sowie ein Gericht bestehend aus Avocado, Papaya, Banane und Thunfischsalat für mich.
Vor allem der Smoothie war köstlich, das Essen für die USA auch sehr gut.
Gestärkt machten wir uns auf den zweiten Teil des Tagestrips, über Hilo auf die Saddle Road.
Was wir von Hilo von der 19 aus sahen gefiel uns gar nicht. Doch als wir die Innenstadt erreichten waren wir doch überrascht: wunderschöne, teilweise etwas heruntergekommene, Gebäude aus der Jahrhundertwende. Schade, dass wir keine Zeit mehr für einen Zwischenstopp hatten.
Da der Tank des JEEP schon halb leer war, wir nicht sicher waren ob wir zwischen Ost- und Westküste eine Tankstelle vorfinden würden, tankten wir noch mal voll und ich übernahm das Steuer.
Hinaus aus Hilo und hinauf in die Berge, leider immer noch bei leichtem Regen. Die Saddle Road befindet sich zum Teil gerade in Renovierung, ist einfach nur eine schmierige Waschbrettpiste. Selbst bei nur 25 mph musste man ganz schön aufpassen, dass der JEEP geradeaus fuhr, wohl auch wegen des kurzen Radstands.
Sah man am Stadtrand von Hilo schon die ersten Lavabrocken änderte sich die Landschaft links und rechts der Straße nun komplett in ein riesiges Geröllfeld
mi spärlichem Bewuchs von Büschen, rotem Bodenbewuchs
und vereinzelten, kleinen Bäumen.
Irgendwann erreichten wir die Abzweigung zum Mauna Kea Visitor Center. Die Straße stieg nun steil an, wegen der Höhe hatten die Fahrzeuge, selbst unser JEEP, gut zu tun.
Beim Erreichen des Visitor Centers dann die negative Überraschung, die Straße war wegen Schnee und Eis gesperrt.
Zudem lag der Vulkan in den Wolken, war nicht auszumachen. Enttäuscht umgedreht
und mit Motorbremse wieder hinunter zur Saddle Road.
Aber aufgeben wollten wir noch nicht, hatten wir doch kurz vorher eine Abzweigung nach links gesehen, welche von vielen Einheimischen mit ihren höhergelegten Pick-Ups genommen wurde.
Wir wurden nicht enttäuscht. Es ging über eine einspurige Straße mit vielen Kurven und Wellen durch eine einmalige Landschaft, als ob man auf dem Mond fahren würde.
Man musste wegen der durch die Geröllhaufen unübersichtlichen Kurven sehr auf den Gegenverkehr achten – denn niemand hielt sich an die geforderte Höchstgeschwindigkeit von 20 mph.
Es ging kräftig nach oben, wir kamen in die Wolken, die Sicht fiel gegen Null, was das ganze noch etwas spannender machte.
Nach 30 Kilometern erreichten wir am Ende der Straße das Mauna Loa Observatory (deshalb hieß die Straße auch ‚Observatory Road’).
Auf dem Parkplatz standen einige Autos und die wenigen Touristen erfreuten sich am vereinzelt liegenden Schnee.
Wir aber hatten Blut geleckt, die ersten Pick-Ups mit Wagenladungen von Schnee zurückfahren sehen. Während wir auf dem Parkplatz standen bemerkten wir, dass die Einheimischen mit ihren höhergelegten, grobstollig bereiften Pick-Ups vom Parkplatz einen Schotterweg in Richtung Gipfel nahmen.
Auf den Kotflügeln unseres JEEP’s steht ‚Trail Rated’ – also wurde wieder der 4WD auf LOW geschaltet und wir machten uns auf den Einheimischen zu folgen.
Jetzt wurde es wirklich steil, der Pfad extrem übel, aber der JEEP fuhr einfach weiter. Nach einigen Kilometern streckten dann die ersten höhergelegten Toyotas die Segel, mussten wegen durchdrehender Räder auf dem glitschigen Untergrund rückwärts zurück. Der JEEP nicht.
Teilweise dachte ich, dass das der JEEP mit seiner doch geringen Bodenfreiheit nicht mehr schafft –
aber er kraxelte einfach weiter den Berg hinauf.
Wir erreichten einen kleinen Gröllplatz, auf welchem einige jüngere Einheimische ihre Pick-Ups abgestellt hatten, laute Musik hörten und Party machten. Hier stellten auch wir auf knapp 3'700 Metern Höhe den JEEP ab,
denn die Piste wurde nun zudem auch noch sehr eisig – genug Schnee lag eh.
Hier fanden wir auch was auf Hawaii wohl kaum einer erwartet: einen Schneemann. Schnell ein paar Fotos geschossen
und die Abfahrt ins Tal begonnen. Ich hatte richtig Spaß, ein echtes Highlight.
Während wir oben hervorragendes Wetter mit blauem Himmel und Sonnenschein hatten, waren die Wolken weiter unten nun sehr präsent, V. schlug sich mit kaum Sicht durch.
Erst fast wieder auf der Saddle Road angekommen klarte es auf und es bot sich uns ein fantastischer Anblick des Mauna Kea, von welchem sich die Wolken verzogen hatten.
Da es bald dunkel werden würde, nahmen gaben wir unser Hotel als Ziel im Navigationssystem ein und fuhren wieder hinunter an die Westküste, wo wir gegen 18 Uhr ankamen. Unsere Fahrstrecke heute sah am Ende so aus:
Eigentlich war ein Abendessen in einem nahegelegenen Restaurant geplant – aber wir waren fertig, wollten nur noch ausruhen. Also schnell nochmals zu Island Gourmet gefahren für V. etwas Japanisches und für mich etwas Süßes besorgt – für mehr fehlte uns die Kraft.
War ich vor einigen Jahren von Big Island sehr enttäuscht (okay, ich war nur 2 Stunden auf der Insel, habe einen Heli-Rundflug gemacht), waren wir heute restlos begeistert. Die Landschaft erinnert teilweise an Neuseeland, teilweise an den Mond, was will man an einem Tag mehr sehen und erleben als Strand, fantastische Landschaften, abwechslungsreiche Vegetation, spannende Autofahrten, Mondlandschaft und auch noch Schnee? ‚Big Island’, das für uns bisher Beste von Hawaii!