23. Tag / 3. Winterreise
Irgendwann hatten wir Hummeln unterm Hintern, keine Lust mehr in der Lounge herumzusitzen, zu warten. Also ging es um 20:20 auf in Richtung Gate 101, wo um 20:25 der Boardingprozess beginnen sollte.
Ganz rechts befand sich die FIRST/HON-Absperrung, wir stellten uns artig auf dem roten Teppich an.
Schon recht früh, gegen 20:30, begann der Einsteigevorgang, allerdings zuerst mit der Y-Klasse. Erst ca. 2 Minuten später durften auch wir in den Finger, um zur vorderen Türe zu gelangen.
Uns war schon bekannt, dass der Flug in allen Klassen völlig ausgebucht sein sollte, nahmen unsere Mittelplätze in der zweiten Reihe ein.
Ich denke das LH-F-Design der 340-600 ist hier hinlänglich bekannt,
muss nicht mehr angesprochen werden. Vor 1.5 Jahren hatten wir übrigens auf dieser Strecke unseren letzten Flug mit der alten F-Kabine.
Bei einem kurzen Gespräch mit dem Purser ging es natürlich um die Piloten, welche uns dermaßen den Hinflug versaut hatten. Er teilte mir mit, dass auch die Besatzung einen Hals auf die Luftbusfahrer haben, wir aber heute Glück hätten, ein ‚netter’ Pilot uns fliegen würde, welcher nicht bei der Streikaktion mitgemacht hätte.
Zu meiner Verwunderung erschien der Pilot sodann höchstpersönlich, sprach mit jedem F-Gast, teilte die Flugzeit und das zu erwartende schlechte Wetter auf der Route mit, dass es sehr holprig werden würde, man früh versuchen solle zu schlafen.
Die Amenity-Kits fielen heute für Männlein und Weiblein unterschiedlich aus, für mich das RIMOWA-Kit in grün/beige,
für V. dieses hier:
Als Begrüßungsgetränkt wählten wir heute mal zusätzlich zur obligatorischen Coke Zero ein Glas ‚Araberbrause’, muss man auch mal wieder probieren.
Leider sagte uns das Zeug nicht zu, ließen es gegen eine zweite Coke Zero austauschen.
Pünktlich ging es sanft in die Luft, im WESTIN wird wieder jemand aus dem Bett gefallen sein.
Auf Reiseflughöhe angekommen wurde recht zügig das Abendessen angeboten,
3 der Mitreisenden befanden sich aber schon im Tiefschlaf. Ich weis noch aus meiner Zeit im Arbeitsleben: ich hatte die Essenden mit dem Geklappere von Besteck und Geschirr gehasst – denn ich musste schlafen, am nächsten Morgen fit sein.
Es wurde eingedeckt und ich genoss meine Lektüre, eine ‚auto motor & sport’, lange keine mehr in der Hand gehalten.
Zuerst gab es eine Zucchinirolle mit Frischkäse auf Oliven und getrockneten Tomaten.
Das soll LH-F-Standard sein? Na gute Nacht!
Im Anschluss der obligatorische Aquakultur-Kaviar, nicht schlecht, aber kein Vergleich zu richtigem Kaviar. Auf die ‚traditionellen Beilagen’, welche natürlich alles andere als ‚traditionell’ sind, verzichteten wir, verzehrten ihn so wie es sein soll, auf einer Scheibe Brot mit etwas Butter darunter.
Die zweite Vorspeise war etwas ‚asiatisches’, Entenbruststreifen mit einer Fruchtsoße auf Dosengemüse/-pilzen.
Dazu bestellte ich ein Glas Riesling. Wieso tue ich das immer wieder? Langsam müsste ich doch geschnallt haben, dass mir das Zeug nicht schmeckt, mich der Geschmack des Alkohols an Ammoniak erinnert. Ein Schluck und wieder zur Coke Zero gewechselt.
Salat und/oder Suppe? Fehlanzeige, das bietet selbst Aeroflot in C.
Da aus technischen Gründen ein Steak im Flugzeug nicht ‚rare’ hinzubekommen ist, entschieden wir uns beide für die Seafood-Variante:
Dieses Gericht sah schon nicht besonders toll aus, der Geschmack unterbot das Aussehen aber noch bei weitem. Die ‚Bulette’ aus Krabbe, Shrimps und Jakobsmuscheln war dermaßen mit Brot als Kleister versetzt, dass man schon von einem Seafood-Stein sprechen konnte.
Die überaus zuvorkommende Stewardesse bot an in der Business-Class nachzusehen, was sich dort als Hauptgericht im Angebot befände. Nach 5 Minuten war sie wieder zurück, teilte mir mit, dass das nichts brächte, da in der C genau dasselbe Essen, nur in kleinerer Portionsgröße, angeboten würde.
So machten wir uns an Käse (mittelmäßig) und Dessert,
einen Aprikosenkuchen mit einer kleinen Kugel Vanilleeis, essbar.
Auch die ehemals leckeren Pralinen zum Abschluss des Essens wurden wohl weggespohrt (angeblich gibt es diese noch ab FRA/MUC).
Mein Fazit zum Essen: während es aus FRA oder MUC heraus in der LH-F teilweise gutes Essen gibt, ist das in SFO gecaterte von wirklich schlechter Qualität, hier hatte UNITED ganz klar das bessere Essen auf der F-Langstrecke. Mit Freuden denke ich dagegen an das wesentlich bessere Essen auf ANA und AUA in C zurück.
Auf solchen Reisen erkenne ich immer wieder wie gut wir zuhause essen – obwohl meine Essgewohnheiten selbst V. manchmal zur Weißglut bringen: ist etwas nicht ideal (oder wenigstens nahe daran), esse ich es nicht, selbst wenn sie es persönlich gekocht hat.
Da wir uns noch am Boden umgezogen hatten, war wir schnell bettfertig, schauten noch einen Film und wechselten nahtlos ins Reich der Träume; bisher war der Flug entgegen der Vorhersage des Captains sehr ruhig verlaufen.
Knapp 3 Stunden vor Ankunft wurde ich dann doch wachgerüttelt, irgendein Servierwagen muss zudem durch die heftigen Turbulenzen umgefallen sein.
Nachdem es sich wieder etwas beruhigt, ich mich frischgemacht hatte, wurde das Frühstück serviert:
für mich Rührei ‚medium’ mit Kaviar, etwas Aufschnitt und ein Croissant.
Ich liebe das LH-Müsli, wunderbar cremig. Leider gibt es dieses auch nur Ex-FRA und Ex-MUC.
Mein Resümee zur LH-F: braucht kein Mensch, schlafen kann man in C genauso, das Essen ist sowieso identisch. Ich würde pro Strecke maximal einen Aufpreis i.H.v. EUR 250 bezahlen, für etwas mehr Privatsphäre, den Kaviar und gepflegteren Toiletten. In meinen Augen hat LH zwei Möglichkeiten: entweder man rüstet die F auf, macht wirklich einen auf ‚Dicke Hose’ – oder man schafft sie gleich völlig ab. Denn aktuell, bei auch noch identischem Essen, ist der Unterschied zwischen C und F kaum mehr spürbar.
Der einige Grund für F sind die Status-Meilen, gerade in Kombination mit einem Abflug aus Amsterdam. So brachte mir diese Reise inkl. den Positionierungsflügen knapp über 76'000 Meilen, immerhin über 14 Meilen pro Euro – und damit ist der SEN bis 02/2020 eingetütet.
Am Flughafen MUC erhielten wir natürlich Gate 48, also ganz am Ende des Terminals. Da die LH-Mitarbeiter den Zugang zur F nicht absperrten drängte die ganze C nach vorne, was das Zusammenpacken nicht einfacher gestaltete.
Schnell zur F-Lounge gelaufen, mit Weihnachtsstand,
eine Zigarette geraucht und von V. verabschiedet, welche um 19:25 weiter nach Kiev flog.
Ich selbst ging zu Gate 28 für meinen Weiterflug nach Frankfurt.
Der Einsteigevorgang verzögerte sich, der Airbus 321 war in C nur zu ca. 50% belegt. Ich nahm auf 2D Platz und verschlief den ganzen Flug bis zur Landung in Frankfurt.
An A1 angedockt und ins Terminal, zur F-Lounge in weihnachtlicher Deko.
Eigentlich hatte ich keinen großen Hunger uns so naschte ich etwas Lachs vom Buffet,
bestellte mir die Weihnachtsente mit Rotkraut und Klos. Etwas davon genascht und schon war es wieder Zeit zu Gate A13 zu laufen, wo gerade das Boarding für LH 1002 nach Amsterdam begann.
Wieder auf 2D und das Abendessen im Flugzeug ausfallen lassen, langsam war ich nur noch froh dem Tagesziel nahezukommen.
In Amsterdam 10 Minuten zum Gepäckband gelaufen, wo meine Tasche nach weiteren 10 Minuten eintraf – allerdings defekt. Zum Büro, gemeldet, Formular erhalten mit der Aussage, dass ich mich jetzt mit LH in Verbindung setzen müsse. Eine Ersatztasche, wie z.B. in Frankfurt, hatte man nicht vorrätig.
Wieder durch das gesamte Terminal zum citizenM Schipol Hotel, am Automaten eingecheckt und bezahlt.
Diesmal gab es keine Auswahl mehr, nur noch ‚high floor, office view’. Das Zimmer verfügt im Gegensatz zum letzten Aufenthalt über keine Nasszelle mit Dusche und WC, alles befindet sich ‚im Raum’.
Zudem funktioniert das iPad zur Steuerung der Klimaanlage und Lichter nicht, prima.
Das nötigste aus- und wieder eingepackt, ins Bett, morgenfrüh geht es früh weiter.