Bahnstrecken werden wohl nur selten für eine gewisse Distanz installiert, sondern meist einfach als Teil der Schieneninfrastruktur verlegt.
Heute würde aber z.B. niemand mehr eine Transsibirische Eisenbahn oder Baikal-Amur-Magistrale bauen. Jedenfalls nicht für Passagierverkehr.
Viele (große) Städte in Sibirien haben keine Zuganbindung, in Kanada vermutlich auch nicht.
Sprich, Flugzeuge erzeugen signifikante Nachfrage, die zu absolut höherem Verbrauch führt.
Anders ausgedrückt: Flugzeuge bieten eine enorme Transportleistung (Personenkilometer, Tonnenkilometer), die andere Verkehrsmittel nicht erbringen können. Und viel Leistung verbraucht viel Energie, selbst wenn sie effizienter erbracht wird.
Das Problem ist nicht, nach Australien zu fliegen. Das Problem ist, nach Australien zu reisen.
33.000 Personenkilometer verbrauchen halt Energie, wenn man sie nicht gerade mit dem Segelschiff zurücklegt. Auch mit Auto oder Zug und Fähre hinterlässt so eine Reise einen gewaltigen CO2 Abdruck, real gerecnet vielleicht nicht mal einen kleineren.
Es wird noch einige Jahrzehnte dauern, bis derartige Reisen CO2 neutral machbar sein werden. Früher oder später mögen wir mit grünem Strom gespeiste Fernzüge und Fähren haben, oder 100% grünes SAF für Flugzeuge. Oder Solarzeppeline... Ganz ohne Frage wird das (relativ) teurer sein, als heute auf Basis fossiler Energieträger.
Das Moralisieren geht mir grundsätzlich zu weit
Es gab mal Zeiten, da wurde Moral als Errungenschaft einer aufgeklärten Gesellschaft angesehen... Und die hatte jeder, da war es gar nicht nötig zu moralisieren.
Privatvergnügen auf Kosten der Allgemeinheit ist halt ein Problem. Physikalisch ein reales, Ethisch ein geistiges, zu dem man unterschiedliche Meinungen haben kann. Zumindest äußern muss man diese Meinungen können. Wenn das Leute stört, dann vermutlich weil es ihr Selbstverständnis angreift.
Ob man billig reisen darf, und andere die Differenz zum realen Preis bezahlen lässt, ist kein Problem das man rein rational lösen kann, und zu dem verschiedene Einstellungen möglich sind.
Dass viele Billigflüge nicht zu dem Preis verkauft werden, zu dem sie Dargestellt werden, und erst Recht nicht mit allen Folgekosten, ist hingegen ein Fakt.
Gilt aber genauso für andere Produkte, Stichwort Operntickets. Selbst die wirklich teuren sind noch nicht kostendeckend.
Es ist aber genauso unbestritten, dass Reisen bildet (viele auch den Charakter), und damit nicht nur der globale Schaden, sondern auch der gesellschaftliche Nutzen schwer zu beziffern ist. Eine Gesellschaft muss sich auch manche Subvention leisten, wenn sie ethische Ansprüche hat. Jedem Reisen zu ermöglichen ist durchaus ein akzeptables gesellschaftliches Ziel, genauso wie bestimmte Kunstformen zu erhalten.
Bestimmten Leuten mehrmals im Jahr eine Nacht Party am Ballermann oder den Jungesellenabschied in Riga zu ermöglichen ist sicher diskussionswürdig. Wenn diese Art Billigflüge wegfällt, würde ich das persönlich nicht als Verlust empfinden. Den Prozentsatz solcher Spaßreisen am gesamten Billigflugaufkommen kenne ich nicht, aber viele Leute die solche Reisen machen.
Ich habe mehrere Eintages-Dienstreisen nach MAD via PMI gemacht, als AB noch deratige Früh-/Spätflüge angeboten hat, (auch der Sinn solcher Reisen darf gerne hinterfragt werden) und im Flieger nach PMI hattest du eine merkliche Anzahl an Passagieren, die für einen Tag Wandern in den Bergen oder einen Tag am Strand unterwegs und bereits dafür bekleidet waren, und die du abends wiedertrafst. Mein Flug hat dabei immer unter €100 gekostet, teilweise nur €75. Man kann verstehen, wenn Leute so Touren machen.
Und man muss heute sehr nach solchen Flügen suchen. Da hat sich schon was getan.