Da teile ich Deinen Pessimismus. Jammern und auf „die da oben“ wütend zu sein ist soviel einfacher, als selbst Verantwortung zu übernehmen. In den USA weiss eigentlich fast jeder was gerade mit seinem 401K passiert…
Naja in den USA hat eigentlich jeder meiner Freunde aus der (gehobenen) Mittelschicht ein eigenes Haus und ein Aktiendepot, wer vernünftig verdient hat und den Kindern nicht das allerbeste finanziert setzt sich mit ca. 60 zur Ruhe und geniest sein Leben.
Ich habe eine Menge Freunde dort die alle wie ich eine sehr unruhige Biografie hatten und erst jenseits der 30 den Ernst des Lebens begriffen. Im Vergleich mit meinen US Freunden liege ich in Punkto Vermögen im letzten Drittel, im Vergleich mit meiner Abschlussklasse aus DE liege ich im oberen Drittel.
Liegt aber auch stark daran das Immobilienfinanzierungen in den USA ganz anders laufen als bei uns, und das man sich mit Immobilien eben nach oben arbeiten kann.. Ein Bekannter hat mit einem Haus für 80K USD in South Carolina angefangen, heute ist sein Haus in Nashville wahrscheinlich mehr als 2 Millionen USD wert - alles ohne jemals Eigenkapital eingesetzt zu haben (ausser den Raten), als er das erste Haus gekauft hat war er Roadie für eine Band, mit 1000USD/Woche.
In den USA gehst du zur Bank und sagst "Ich bin Musiker" und die Bank finanziert nach einem kurzem Check das Haus
Äh nein...
Um 100.000€ Brutto zahlen zu können braucht man zunächst mal ca. 125.000€, denn der Arbeitgeber hat Anteile die der Arbeitnehmer nicht auf seinem Lohnzettel sieht. Neben den etwa gleichen Anteilen zur Sozialversicherung gehören auch zusätzliche Umlagen dazu, Beiträge zur Berufsgenossenschaft usw.
Dazu kommen Nebenkosten für den Arbeitsplatz etc.
Die von dir ins Spiel gebrachten 19% MwSt. spielen für einen Unternehmer in seinen Kalkulationen nur eine Nebenrolle. Alle Kalkulationen und Deckungsbeitragsrechnungen werden mit Nettowerten durchgeführt. Der Nettoertrag muss alle Kosten, also die Lohnkosten und alle Nebenkosten tragen. Die Mehrwertsteuer ist für einen Unternehmer ein durchlaufender Posten. Die eingenommenen Mehrwertsteuer sind die zusätzlichen Kosten für den Käufer (von Waren/Autos), welcher der Unternehmer als durchlaufender Posten an das FA abführt. Für eingekaufte Waren leistet der Unternehmer ebenfalls Mehrwertsteuer, welche von der abzuführenden Mehrwertsteuer der Verkäufe wieder abgezogen werden kann.
Wenn du eine Brutobetrachtung machen möchtest kannst du ganz grob davon ausgehen, dass für 100.000€ Bruttolohn sagen wir exemmplarisch 150.000€ gesamte Nettokosten entstehen und durch 178.500€ Bruttoeinnahmen gedeckt werden müssen. Aber das ist wirklich nur sehr grob und exemplarisch und in jeder Branche anders.
Ähh doch.
Mein Brutto war die Lohnsumme inkl Lohnnebenkosten, das sollte eben sehr skizziert sein, ohne KKs, RV usw. usw.. Dein Szenario stimmt nur beim B2B Geschäft, beim B2C Geschäft kann sich der Kunde die Ust. nicht zurückholen und daher läuft die Steuer beim Kunden unter "Kosten".
Wenn deine Theorie stimmen würde, dann wäre die aktuelle MwSt. Erhöhung in der Gastro vollkommen egal, ist sie aber nicht. Der Gastwirt muss jetzt um die gleiche Lohnsumme zahlen zu können 12% mehr Umsatz machen - die er direkt an den Staat weiterleitet.
Ist alles ein wenig komplexer, aber so dürfte man das wohl verstehen.