10. März 2019: Ethiopian 737 MAX crash

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J

jsm1955

Guest
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Hier ein interessantes Video zum Hearing von Juan Brown.

https://youtu.be/QZO7sIbWrX8

hier geht er an 1:30 auch noch mal auf den Zweck des MCAS Systems und dessen Funktionsänderungen ein.
und ab Minute 3:30 auf die Motivation für diese Funktionsänderungen, nämlich das „look&feel“ und damit das type rating der 737 zu behalten.

Wörtlich sagt er: „MCAS ist nicht dafür da das Flugzeug stabil zu machen sondern dafür da um das Flugzeug „feel and handle“ wie vorherige 737 zu machen und damit den Anforderungen der Genehmigungsbehörde nach zu kommen dass das neue Flugzeug sich wie eine 737 verhalten muss“ (um als 737 zugelassen zu werden)
 
Moderiert:

Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
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Ein bißchen sehr einfach schwarz-weiß-Denke was über Ingenieuren und BWLer geschimpft wird. Man braucht beide in der Firma, aber sie müssen miteinander arbeiten und nicht gegeneinander.
Das ist oft einfacher gesagt als getan. Die Zielsetzung beider Gruppen ist halt völlig unterschiedlich.

Beispiel: Strukturoptimierung. Für den Ingenieur ist es eine extrem harte Aufgabe, die beste Ballance zwischen Gewicht und Lebensdauer zu finden. Mache ich die Struktur zu leicht, werden zu früh Ermüdungserscheinungen auftreten. Für den Ingenieur ist das ein Konflikt in dem er aufwändig einen optimalen Kompromiss sucht.
Der BWLler sieht hier eine win-win-Situation, das leichtere Flugzeug kann er besser verkaufen, und mit der kürzeren Lebensdauer schneller das nächste. Der versteht gar nicht warum der Ingenieur nicht längst damit fertig ist, ein gerade noch zulassungsfähiges maximal leichtes Flugzeug zu konstruieren.

Die zwei Welten bekommst du nie zusammen. Beide haben eine völlig andere Vorstellung davon, was ein gutes Produkt ist.

Es wäre schon mal ein guter Schritt, wenn wenigstens beide sich einig wären, dass Sicherheit höchste Priorität hat.
 

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
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FRA
Der BWLler sieht hier eine win-win-Situation, das leichtere Flugzeug kann er besser verkaufen, und mit der kürzeren Lebensdauer schneller das nächste.

Haben da nicht Leasing-Gesellschaften etc. auch ein Wörtchen mitzureden, was die Lebensdauer betrifft? Schließlich will man auch wissen, wie ungefähr der Restwert des Flugzeuges nach 5 oder 10 Jahren sein wird...
 

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
842
0

Wenn sie möchten, dass der Kunde von der Sicherheit überzeugt ist, sollten sie das Trimm-Dich-Radl in Ordnung bringen. Und erklären, wie dies geschehen soll. Denn genau die in der Realität fehlende manuelle Trimmmöglichkeit hat diesen ETH Flug letztlich abstürzen lassen.

Einfach zu definieren, dass die Kiste sicher sei, wird nicht reichen, da können sie noch soviel "stampf" machen.
 

dya

Gesperrt
15.12.2016
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1
Die zwei Welten bekommst du nie zusammen. Beide haben eine völlig andere Vorstellung davon, was ein gutes Produkt ist.

Es wäre schon mal ein guter Schritt, wenn wenigstens beide sich einig wären, dass Sicherheit höchste Priorität hat.

Darum haben die Kaufleute die Führung übernommen.
Kaufleute wollen in der Luftfahrt ein sicheres Produkt mit USP.

Ingenieure wollen irgendwas Neues schaffen und sich selbst verwirklichen, ohne an die Konsequenzen, die Marktfahigkeit und die Sicherheit zu denken.
 

Langstrecke

Erfahrenes Mitglied
31.08.2013
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LEJ
Wenn sie möchten, dass der Kunde von der Sicherheit überzeugt ist, sollten sie das Trimm-Dich-Radl in Ordnung bringen. Und erklären, wie dies geschehen soll. Denn genau die in der Realität fehlende manuelle Trimmmöglichkeit hat diesen ETH Flug letztlich abstürzen lassen.

Einfach zu definieren, dass die Kiste sicher sei, wird nicht reichen, da können sie noch soviel "stampf" machen.

Wie lautet der Kommentar im Video am Ende ".....ich würde in das Flugzeug einsteigen, denn die 737max dürfte das am besten geprüfte Flugzeug sein" (so in etwa). "Geprüft" bedeutet noch lange nicht "sicher". soweit mein Kommentar dazu.
 
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MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Darum haben die Kaufleute die Führung übernommen.
Kaufleute wollen in der Luftfahrt ein sicheres Produkt mit USP.

Ingenieure wollen irgendwas Neues schaffen und sich selbst verwirklichen, ohne an die Konsequenzen, die Marktfahigkeit und die Sicherheit zu denken.

Man merkt dass du ein BWLer bist... :doh:
 

Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
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Ingenieure wollen irgendwas Neues schaffen und sich selbst verwirklichen, ohne an die Konsequenzen, die Marktfahigkeit und die Sicherheit zu denken.
Du kannst davon ausgehen, dass sich bei Boeing nicht ein einziger Ingenieur darum gerissen hat, die 737 ein weiteres mal aufzubohren...
Da hat sich niemand verwirklichen oder etwas neues schaffen können.

Die Idee konnte nur von BWLlern kommen.

Und in der Einschätzung von Marktfähigkeit haben schon beide öfters komplett daneben gelegen... Ein technisch überlegenes Produkt hat aber auf alle Fälle schon mal gute Grundvoraussetzungen auch am Markt zu bestehen, wenn der sich etwas ändert. Ein technisch fragwürdiges, das aufgrund einer kurzfristigen Marktanalyse und Gewinnaussicht entwickelt wird mag funktionieren, oft genug tut es das aber nicht.

Die Anzahl an Bestellungen hat ja die Grundidee der Max bestätigt, das Problem war dass die BWLler dem Markt etwas versprochen haben, das er zwar gerne haben wollte, das aber technisch nicht machbar war. Und leider gewinnt Mutter Natur am Ende immer.
 
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ollifast

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04.07.2018
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Noch so ein BWLer:
https://www.aero.de/news-33053/Ryanair-draengt-EASA-bei-737-MAX-zur-Eile.html

Vielleicht sollte mal dem Herrn O. Leary ein Jurist erklären, dass sein Vertragspartner nicht die EASA ist, sondern die Fa. Boeing, die ihm den Schrott verkauft hat. Es stehen ihm selbstverständlich die üblichen Gewährleistungsrechte inklusive Rückabwicklung gemäß seinem Kaufvertrag mit Boeing zu, sollte das eingekaufte Fluggerät die bei marktüblicher mittlerer Qualität zu erwartenden Eigenschaften "kann fliegen auch ohne spontane Abstürze" :eek: und "darf auch fliegen" nicht aufweist :D Es steht ihm nach Rückabwicklung dann frei, sein Fluggerät anderweitig einzukaufen.
 
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29.05.2010
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Dahoam
Noch so ein BWLer:
https://www.aero.de/news-33053/Ryanair-draengt-EASA-bei-737-MAX-zur-Eile.html

Vielleicht sollte mal dem Herrn O. Leary ein Jurist erklären, dass sein Vertragspartner nicht die EASA ist, sondern die Fa. Boeing, die ihm den Schrott verkauft hat. Es stehen ihm selbstverständlich die üblichen Gewährleistungsrechte inklusive Rückabwicklung gemäß seinem Kaufvertrag mit Boeing zu, sollte das eingekaufte Fluggerät die bei marktüblicher mittlerer Qualität zu erwartenden Eigenschaften "kann fliegen auch ohne spontane Abstürze" :eek: und "darf auch fliegen" nicht aufweist :D Es steht ihm nach Rückabwicklung dann frei, sein Fluggerät anderweitig einzukaufen.

Den Typ sehe ich weniger als BWLer, mehr als Clown und Populist (eine in heutigen Zeiten recht verbreitete Spezies). Dem geht es nur Aufsehen zu erregen als Clown und als Populist die Schuld bei allen anderen zu suchen.
 

ollifast

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04.07.2018
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Der ist ein sehr erfolgreicher Unternehmer und Airline-Chef. Ursprünglich Steuerberater.

Schon richtig, nur wenn er nicht ganz so rein gewinnversessen wäre und das getan hätte, was ein guter BWLer macht, nämlich rechtzeitig einen Zweitlieferanten aufzubauen oder zumindest Zweitprodukte aufzunehmen, dann hätte er jetzt kein Problem sondern sogar mehr Gewinn.

Klar kann man mit der völligen Vereinheitlichung der Flotte Geld sparen, aber der Schuss kann eben auch gewaltig nach hinten losgehen, und das ist dann nicht die Schuld der pösen EASA, sondern nur und ausschließlich seine eigene.
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
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irdisch
Er hat Lauda und die hat Airbusse. Würde mich nicht mehr wundern, wenn er jetzt plötzlich noch A321neo für FR bestellt.
Klar, dass er ein wenig die Nerven verliert. Ohne seine neuen Jets kann er nicht mehr wachsen.
 
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31.08.2013
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Schon richtig, nur wenn er nicht ganz so rein gewinnversessen wäre und das getan hätte, was ein guter BWLer macht, nämlich rechtzeitig einen Zweitlieferanten aufzubauen oder zumindest Zweitprodukte aufzunehmen, dann hätte er jetzt kein Problem sondern sogar mehr Gewinn.

Klar kann man mit der völligen Vereinheitlichung der Flotte Geld sparen, aber der Schuss kann eben auch gewaltig nach hinten losgehen, und das ist dann nicht die Schuld der pösen EASA, sondern nur und ausschließlich seine eigene.

Es streiten sich die Götter, was bei einem Oligopol die richtige Entscheidung ist.
Zweigleisig fahren bedeutet wesentlich höhere laufende Kosten einerseits, anderseits eine gewisse "Lieferantenkontrolle".
Eingleisig fahren bedeutet geringere laufende Kosten, aber Lieferantenabhängigkeit.

Was langfristig die bessere Entscheidung ist, wird dir niemand beantworten können, denn richtig sind sie beide.

Was ist eigentlich "gewinnnversessen". NIEMAND führt aus Jux und Tollerei ein Unternehmen und kein Unternehmen ist da, um nur "Geld zu wechseln". Und wenn ich einen halben Euro pro Pax mehr herausholen kann, dann reden wir von........ wievielen Millionen?
 
Zuletzt bearbeitet:

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
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Was ist eigentlich "gewinnnversessen". NIEMAND führt aus Jux und Tollerei ein Unternehmen und kein Unternehmen ist da, um nur "Geld zu wechseln". Und wenn ich einen halben Euro pro Pax mehr herausholen kann, dann reden wir von........ wievielen Millionen?

Das ist halt die kurzfristige Denke, Gewinn sofort um jeden Preis.

Die langfristige sieht man bei Amazon, die haben das Geld erstmal ins Wachstum gesteckt und sind jetzt der größte Händler der Welt.

In dem Fall hat sogar "Shareholder Value" mal einen Vorteil, denn der Wert der Aktien von Amazon ist so ungleich mehr gestiegen, als wenn sie klein-klein - so wie manch deutscher Händler mit seiner German Angst - um jeden Cent gegeifert hätten. Ein typischer Fall für letztere sind jene Dandler, die selbst normale EC/MC/Visa-Karten ablehnen und dabei gar nicht merken, dass sie zwar dann vielleicht (Bargeld kostet auch) bei jeder Transaktion sparen, aber massiv Kunden verlieren.

Ergo: Shareholder Value per se muss nicht negativ sein, schlimm ist nur jene Art, die auf das schnelle Geld aus ist und dann wie bei Boeing dem Unternehmen langfristig extrem schadet.

Und bei den Fluglinien ist das nicht so viel anders: Geiz-ist-geil um jeden Preis, oder langfristig gesund wachsen ?

Gruß vom BWL-Teckie :D
 
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ollifast

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04.07.2018
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Es streiten sich die Götter, was bei einem Oligopol die richtige Entscheidung ist.
Zweigleisig fahren bedeutet wesentlich höhere laufende Kosten einerseits, anderseits eine gewisse "Lieferantenkontrolle".
Eingleisig fahren bedeutet geringere laufende Kosten, aber Lieferantenabhängigkeit.
Lieferantenabhängigkeit ist dann immer Mist, wenn man auch nicht mittelfristig wechseln kann und nicht irgendwie eine kartellrechtliche Handhabe hat oder gesellschaftsrechtlich verbandelt ist, besonders, wenn der Lieferant über dem Teich sitzt. Es ist immer wieder das gute alte NCR-Wildwest-Prinzip und egal was im Vertrag steht, am Ende ist man verraten und verkauft.
 

Iarn

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07.12.2012
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Den Typ sehe ich weniger als BWLer, mehr als Clown und Populist (eine in heutigen Zeiten recht verbreitete Spezies). Dem geht es nur Aufsehen zu erregen als Clown und als Populist die Schuld bei allen anderen zu suchen.
Man kann auch gleichzeitig BWLer und Clown sein.
 
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Dahoam

Alex1971

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27.09.2016
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Um das BWLer-gegen-Ingenieure-Thema mal durch ein paar Fakten zu stören: die Doku des Software-Updates genügt nicht den Anforderungen von EASA und FAA. Boeing muss erst mal nacharbeiten.

Regulators want revised Boeing 737 Max software documentation, company says

  • U.S. and European regulators have asked Boeing to revise documentation on its proposed 737 Max software fix, the planemaker confirmed.
  • The request further complicated the world’s largest planemaker’s efforts to return the jet to service by year-end.
  • Boeing had submitted documentation in a key part of an approval process for a 737 Max software upgrade in the wake of two crashes in Ethiopia and Indonesia that killed 346 people.
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
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die Doku des Software-Updates genügt nicht den Anforderungen von EASA und FAA. Boeing muss erst mal nacharbeiten.

Viel Interessanter finde ich das hier:
One person briefed on the matter characterized the issue differently and said Boeing’s paperwork had gaps, was substandard and meant regulators could not complete the audit, a crucial step before the plane can be certified to return to service.

The person said it could take “weeks” to satisfy regulators in a worst-case scenario, though Boeing believes it can address the omissions in a matter of days.

Spricht für sich denke ich...
 
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