10. März 2019: Ethiopian 737 MAX crash

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ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
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Die Korruption bei Airbus ist eine Sauerei und sie mussten jetzt auch ordentlich dafür zahlen. Aber eine wirtschaftliche Korruption ist eine Sache, die kann man mit Strafzahlungen korrigieren. Das ganze aber zu machen um technische Defizite zu verschleiern die Menschenleben gekostet hat ist eine völlig andere Nummer. Das kann man mit Strafzahlungen aus meiner Sicht nicht mehr korrigieren.
Eben. Es gilt der Grundsatz der Naturalrestitution:
a) Die Korruption kann man vollständig kompensieren, es geht nur um Geld, es fließt Geld zurück, zudem eine gehörige Strafe, damit ist die Angelegenheit insgesamt erledigt.
b) Die Toten macht keiner mehr wieder lebendig. Da hilft auch keine Zahlung an die Angehörigen, diese kann beim Verlust des Ernährers einer Familie helfen und Schmerzen mildern, aber der alte Zustand ist nicht wieder herzustellen.

Von den 346 Toten war rund die Hälfte vermeidbar, wenn Boeing nicht nach dem ersten Absturz mit viel Heimlichtuerei die illegale Software (denn die war so nicht genehmigt!) versucht hätte, weiter hinzupfuschen, sondern gleich selber alles offengelegt und bei der FAA ein Grounding beantragt hätte. Nein, sie wollten auch nach (!) dem zweiten Absturz weiter pfuschen, schön wegen Profit, das Grounding kam letztlich nur auf Druck der internationalen (non-US) Behörden zustande.

In Sachen Schadensersatz und Schmerzensgeld wäre es nur gerecht, dass Boeing soviel zahlt, dass keinerlei Fragen mehr aufkommen. Z.B. der Bub, der seine Eltern verloren hat, könnte z.B. im teuren Fußballinternat statt dem normalen vergessen: Zahlen. Punkt. Ganz schlimm auch, wenn Eltern den Tod ihrer Kinder erleben müssen, das ist praktisch nicht mehr gut zu machen. Es kann nicht angehen, dass bei so einer Sache Geld überhaupt noch irgendeine Rolle spielt, dazu ist das Verschulden von Boeing diskussionslos viel zu hoch. Das ist eine ganz harte Nummer.

Und ja, die eine oder andere Anklage sollte wegen des zweiten Ethopian Absturzes drin sein.
Aber wir werden sehen, bisher ist die sonst doch ach so aktive US Justiz merkwürdig untätig.
 

The Wanderer

Aktives Mitglied
02.01.2014
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QFB
Es ist so rührend naiv zu glauben, dass in der heutigen Wirtschaft Korruption nicht vorkommen würde. Da hat jedes Land andere Ausdrucksformen, und in Deutschland haben wir nur deshalb keine Korruption, weil wir sie anders nennen.

Wer glaubt ernsthaft, dass bei diesen Summen Entscheidungen getroffen werden, ohne den Entscheider und sein Umfeld mit Vorteilen und Zuwendungen zu bedenken? Warum tauscht die Deutsche Bahn spätestens alle drei Jahre die Einkäufer komplett aus?

Ich habe global in allen wesentlichen Märkten zu tun und kenne nur ein einziges Land, wo mir das Thema noch nicht begegnet ist. Und das ist weit weg von Europa.
 
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Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
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Die Korruption bei Airbus ist eine Sauerei und sie mussten jetzt auch ordentlich dafür zahlen. Aber eine wirtschaftliche Korruption ist eine Sache, die kann man mit Strafzahlungen korrigieren. Das ganze aber zu machen um technische Defizite zu verschleiern die Menschenleben gekostet hat ist eine völlig andere Nummer. Das kann man mit Strafzahlungen aus meiner Sicht nicht mehr korrigieren.

Ich beschraenke es jetzt mal auf die deutsche Rechtsordnung, da nur dort meine Kenntnisse liegen. Insofern meinen Einwand bitte nur abstrakt akademisch nehmen, nicht konkret auf diesen Fall bezogen:

Vorsatztaten sind grundsaetzlich schlimmer als fahrlaessig begangene Delikte. Das liegt im wesentlichen daran, dass in unserer Rechtstradition der Handlungsunwert gewichtiger ist als der Erfolgsunwert.

Entsprechend liegt der Strafrahmen von Bestechung und Bestechlichkeit hoeher als bei fahrlaessiger Toetung.
 

Langstrecke

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31.08.2013
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LEJ
Wie läuft es in D.
AG trinkt gemütlich einen Kaffee mit AN.
AG meint im laufenden BlaBla, dass eine kleine Firma XY gute Leistungen erbringt.
Die Firma hätte auch gerne wieder mal einen Auftrag. Naja , jeder braucht Aufträge.
AN fragt um den heissen Brei herum über Auftragshöhe etc.
AG eiert um Namen und Summe.
AN meint, er könne doch überprüfen, ob das Produkt der Firma zur Zeit gebraucht werden könnte.

AN ruft nach 3 Tagen bei AG an und man hat positiv geprüft. Nun gehe es aber erstmal um den neuen Auftrag AG/AN, alles andere ist dann auch in trockenen Tüchern.

So läuft es und kaum anders.
 

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
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Vorsatztaten sind grundsaetzlich schlimmer als fahrlaessig begangene Delikte. Das liegt im wesentlichen daran, dass in unserer Rechtstradition der Handlungsunwert gewichtiger ist als der Erfolgsunwert.

Entsprechend liegt der Strafrahmen von Bestechung und Bestechlichkeit hoeher als bei fahrlaessiger Toetung.
Nur steht - wenn Du die deutsche Rechtsordnung nimmst - spätestens beim zweiten Absturz ein ganz klarer "Dolus Eventualis" im Raum, also ein bedingter Vorsatz.

Die Täter haben offenkundig weitere Tote einfach in Kauf genommen, das Schicksal dieser Menschen war ihnen egal. Alleine schon die makabere Rechnung "alle drei Jahre ein Absturz" zeigt, dass sie sehr wohl wussten, dass noch mehr passieren könnte. Das ist schon etwas mehr als ein reines "es wird schon gutgehen" bei Fahrlässigkeit. In Deutschland steht man dafür mit mehr als einem Bein im Gefängnis.

Und auch in der deutschen Rechtsordnung wird Korruption (die natürlich immer vorsätzlich ist) weit weniger schwer gewichtet als Totschlag oder Mord. Zudem ging es um Korruptionsvorwürfe, den "Beamten", der bestochen wurde, konnte man nicht identifizieren. Man hat sich daher im Sinne einer Unternehmensstrafe (die es hierzulande nicht im Strafrecht gibt, nur Owi) auf Ausgleichszahlungen geeignigt. Das ist schon "etwas" anderes als wenn da nachweislich viele Tote auf dem Acker liegen.
 
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ollifast

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04.07.2018
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Neu ist offenbar die FAA Anordnung, nun alle (!) 737 nachverkabeln zu müssen
Ich kann mich irgendwie des Eindrucks nicht erwehren, dass die FAA eigentlich "wir wollen euren Schrott hier nicht mehr sehen, wir werden noch mehr finden, macht euch vom Acker damit und kommt bitte erst dann wieder, wenn ihr eine vernünftige Neuentwicklung habt" sagen wollte ...

Boeing scheint diesen Wink mit dem Zaunpfahl nicht so ganz zu verstehen.
 
M

Mcflyham

Guest
Ich kann mich irgendwie des Eindrucks nicht erwehren, dass die FAA eigentlich "wir wollen euren Schrott hier nicht mehr sehen, wir werden noch mehr finden, macht euch vom Acker damit und kommt bitte erst dann wieder, wenn ihr eine vernünftige Neuentwicklung habt" sagen wollte ...

...

Ist m.E. eher deine verschwörungstherotische Interpretation.

Sie sagen schlicht nur: Kann nicht so bleiben, wie es ist.
 
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ollifast

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04.07.2018
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Bald bekommt MOL die vor sich hin korrodierenden Missgeburten zum Schrottpreis angeboten....
Ich würde eher darauf tippen, dass wegen der weltweiten Krise um die Covid-19 Erkrankung die Teile irgendwann keiner mehr braucht. Die Krise wird Boeing und Airbus gleichermaßen treffen, allerdings kann Airbus liefern und Boeing nicht und so die lange Warteschlange abbauen. So manche Airline könnte auf ein "offer you can't refuse" von Airbus eingehen und die Seite wechseln, der MOL bekommt dann deren alte NG für fast lau.

Für Boeing ist das dann einfach "dumm gelaufen", weil irgendwann wird sich das 737MAX Programm nicht mehr rechnen und das ist dann wirklich ein Grund, alles einzustampfen. Es wäre schlauer gewesen, zu Beginn der MAX-Krise einfach deutlich mehr Geld in die Hand zu nehmen und kluge Lösungen zu forcieren, statt weiter an der Entwicklungsabteilung rumzugeizen.
 
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ollifast

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04.07.2018
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Wieviele solcher Schläge kann Boeing noch verkraften bevor sie auf die Bretter gehen? Die Q1 Zahlen werden heftig werden.
Die Staatshilfe ist erfunden.

Die ist im Fall von Quarantäne-Maßnahmen ja auch ok, da wird deshalb keiner zur WTO rennen.

Und was ein Redesign oder Neudesign dieser MAX-Gurke betrifft: Auch da gebt ihnen lieber Staatshilfen, stampft den alten Schrott ein (bietet sich grad eh wegen Luftfahrtkrise an) und danach bitte ein vernünftiges Produkt ohne Gefährdung von Menschenleben.

Und ach ja: Der Trumpel im White House möge bitte einfach dann seine große Kl*ppe :censored: halten, wenn er sieht, dass oh Wunder, oh Wunder, manchmal auch große US Player eine Staatshilfe benötigen. Und seine dumme Zolleritis-Sanktionitis einstellen, mit der er sich bestenfalls selber schadet.

Dann ist alles gut. Keiner will ein reines Airbus-Monopol.
 

Volume

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01.06.2018
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Grundsatz: Wo kein Kläger, da kein Richter. Sowohl die strafrechtlichen Ermittler als auch die potentiellen privatrechtlichen Anspruchshalter werden die Untersuchungen abwarten.
Ausser bei Offizialdelikten. Und wenn man zur Gewinnmaximierung mit dem einhergehenden persönlichen Bonus den Tod vieler Menschen wissentlich und billigend in Kauf nimmt, ist das eine derartige Straftat. Wenn ein Manager das "wissentlich" leugnet, hatter er auf seinem Job nichts verloren.

Muillenberg oder auch die betrügerisch Handelnden der VW Konzernspitze als Beispiel sind sicherlich nicht nur individuelle "Täter", sondern stehen auch für Prozesse, die mittlerweile grundlegend schief laufen. Sicherlich gibt es noch viele andere Boeings und VWs in der "kapitalistischen" Welt
Was ist denn schiefgelaufen? Vor dem ersten Absturz waren Aktienkurse und Beschäftigung hoch wie nie. America war great again. Die "Täter" haben exakt den Job gut gemacht, für den sie eingestellt wurden. Und das gut.

Das Problem ist das aktuelle Verständnis unseres Wirtschaftssystems, nicht das daran angepasste Verhalten individueller Firmen. In der ein oder anderen Ausprägung macht das jedes erfolgreiche Unternehmen so. Und hin und wieder überreizt es jemand, und fällt auf die Nase. Dann müssen die Manager mit goldenem Handschlag gehen, und die Allgemeinheit für den Schaden zahlen...

Technisch sehe ich aktuell nichts neues in den letzten neuen Veröffentlichungen. Die Sachen sind alle längst bekannt, und werden nur immer besser bestätigt.

 

ollifast

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04.07.2018
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Ja natürlich. Ich meinte ja nicht, dass sie pleite gehen. Das wird niemand zulassen. Aber wann werden sie es aus eigener Kraft nicht mehr schaffen?
Der Zustand ist doch mit dem aktuellen Gestümper praktisch erreicht. Die MAX-Desaster-Flieger werden irgendwann unverkäuflich sein.

Ganz ehrlich: Gebt ihnen US-$ auf dem US-Kontinent, damit sie in die Lage versetzt werden, dort Produkte zu bauen, die wir hierzulande auch abnehmen können. Als Gegenleistung für die vielen Autos, Werkzeugmaschinen, Messgeräte, Optik-Teile usw.

Weil auf Dauer macht das keinen Spass, nur mit "Exportüberschuss" auf Kredit zu liefern und dafür nur graues Papier zu bekommen.
 
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ek046

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29.05.2013
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Mal gucken was jetzt passiert... Aktuell sind es knapp -50% innerhalb 4 Wochen, davon alleine -36% in den letzten 7 Tagen.

"Boeing-Aktien im freien Fall

... Extremer Kursrutsch: am Ende des Dow Jones Industrial brachen Boeing-Papiere um 18 Prozent ein. Damit beliefen sich die Verluste in den vergangenen drei Wochen auf mehr als 40 Prozent.

...

für den vergangenen Monat: 18 Bestellungen stehen 46 Stornierungen gegenüber - allein 41 737 MAX-Aufträge haben Airlines und Leasingfirmen widerrufen ..."


Quelle: https://www.aero.de/news-34413/Boeing-Aktien-im-freien-Fall.html
 

MitLeser

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18.06.2015
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Naja, ist halt auch viel "Corona"-Effekt dabei.

Die Airbus-Aktie hat ganz ohne Max auch fast 45% verloren seitdem, die von LH knapp 40%. Wird man (wenn überhaupt) erst in einigen Monaten sehen, wie viel davon Max-Verlust war...
 

Volume

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01.06.2018
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Der neue Boeing Chef glänzt auch nicht gerade mit Selbsterkenntnis...
https://www.aerotelegraph.com/boein...avid-calhoun-dennis-muilenburg-boeing-737-max
Die Rolle der Piloten
Mit Blick auf die 737-Max-Abstürze in Indonesien und Äthiopien übernimmt Calhoun in dem Gespräch laut der Zeitung einerseits Verantwortung, zeigt aber auch mit dem Finger auf andere. So nennt er es einen «fatalen Fehler» von Boeing, anzunehmen, Piloten würden sofort richtig auf Fehler der Flugsteuerungssoftware reagieren. Jedoch sagt er auch, in den Ländern der Abstürze hätten Piloten nicht ansatzweise so viel Erfahrung wie in den USA.
Auf die Frage, ob amerikanische Piloten besser mit einer Fehlfunktion zurechtkommen würden, will der Boeing-Chef nur antworten, wenn er nicht zitiert wird. Die Reporter lehnen ab. Calhoun sagt daraufhin: «Vergessen Sie es.» Und: «Sie können die Antwort erraten.»

Nun könnte man natürlich auch sagen, hätte man den Piloten nicht mutwillig zur Gewinnmaximierung MCAS verschwiegen, hätten vielleicht auch Piloten in "Shithole States" gewusst, wie sie "richtig auf einen Fehler der Flugsteuerungssoftware reagieren" können.
Diese A(mi)rroganz ist einfach zum kotzen !

Auch die Formulierung ist schon allerliebst, die Software war völlig OK, das Gesamtkonzept war für die Tonne. Jetzt wird die "quick & dirty" Verschlimmbesserung via Software als Lösung des eigentlichen Problems verkauft.
 

Langstrecke

Erfahrenes Mitglied
31.08.2013
10.092
8.676
LEJ
America the best, the first and the greatest.
Nase hoch, Brust raus, Mund aufmachen und fest an sich glauben.
Das löst zwar die wahren Probleme nicht, überdeckt aber so manche Unwahrheit.