Wo ist denn die Grenze der Gründe, warum man sich gegen die 737Max entschieden hat? Zu sagen, wir nehmen lieber einen A32xNeo, weil der einfach das modernere Flugzeug ist, ist ein Grund, der MCAS inkludieren kann, aber nicht muss. Denke nicht, dass sich jemand auftreiben lassen wird, der sagt: "Wir wollten die 737Max, sie hat alle unsere Anforderungen zu 100% erfüllt, aber dieses MCAS war nix für uns."
Ich denke es hat einige Airlines gegeben, die gesehen haben dass eine weiter aufgebohrte 737 einfach keinen Sinn mehr macht.
Andere Airlines mit reinen 737 Flotten haben wirtschaftlich gar keine großartig andere Wahl gehabt als weiter auf die 737 zu setzen.
Die, die sich die Entscheidung weniger leicht gemacht haben, und ihr Engineering das Produkt im Detail ansehen lassen um eine Entscheidung treffen zu können, müssen über MCAS gestolpert sein. Und sich dann irgendwie überlegt haben, dass das wohl akzeptabel ist.
Und dann gibt es natürlich die Airlines, die zuerst die Entscheidung getroffen haben eine neue und deutlich wirtschaftlichere 737 Variante haben zu wollen, und dann Boeing bei der Entwicklung in ihre Richtung gepusht haben. Die waren sicher tief in die Entwicklung eingebunden, und haben beim Lastenheft für die Entwicklung sicher ein gehöriges Wort mitgeredet. Dabei sind dann Entscheidungen gefallen (z.B. kein neues Typerating), die später die Probleme verursacht haben, weil man an ihnen festgehalten hat obwohl das eigentlich nicht ging. Und da waren ganz sicher Personen auf beiden Seiten die genau gewusst haben, was das praktisch bedeutet (sprich: man muss den Piloten MCAS verschweigen). Wobei man zu ihren Gunsten vermuten kann, dass sie sich der gesamten Tragweite und allen möglichen Konsequenzen nicht bewusst waren. Aber Unwissenheit über die Konsequenzen befreit einen halt nicht von der moralischen Verantwortung, die Entwicklung so wie sie gelaufen ist unterstützt oder gar gepusht zu haben.
Du kannst etwas nicht ausdrücklich implizit fordern. Dann wäre es nämlich nicht mehr implizit. So wie man auch nicht schreiend flüstert.
Du kannst ausdrücklich fordern:
kein neues Typerating. Das bedeutet implizit keine MCAS Dokumentation/Prozeduren für den Piloten.
Du hast dann aber nicht ausdrücklich gefordert, es den Piloten zu verschweigen. Man müsste dir nachweisen, dass du dir bewusst warst was das implizit bedeutet.
Das ist ganz was anderes als wenn du explizit forderst:
verschweigt den Piloten MCAS.
Du kannst ausdrücklich fordern: Das neue Auto muss eine Euro 6 Zulassung haben. Du kannst auch ausdrücklich fordern, wieviel AddBlue das Auto maximal brauchen darf. Damit implizierst du, dass das Auto auf dem Prüfstand mehr Add Blue verbrauchen muss als auf der Straße. Dass es auf der Straße viel mehr Stickoxide ausstößt als auf dem Prüfstand zum erreichen der Zulassung. Du hast dann aber nie explizit gefordert zu "schummeln", und deshalb wirst du auch ziemlich sicher nicht verurteilt. Nur die Personen, bei denen man sicher nachweisen kann sie haben genau gewusst was das implizit bedeutet, könnte man juristisch belangen. Die wiederum waren aber weisungsgebunden, und kommen damit vermutlich auch straffrei weg. So jedenfalls ist es beim ICE-Unglück von Eschede ausgegangen.
Die ELT und ihre Position sind allerdings gleich bzw. extrem ähnlich. Daher könnte eventuell (Ergebnisse abzuwarten) dieser 77F Brand Auswirkungen auf andere Boeing Produkte haben.
Wobei es sich bei dem Dreamliner Brand um ein ELT bzw. ein Batteriepack mit kanadischer "Fertigungsqualität" gehandelt hat, nicht um eins aus North Carolina...