Ich glaube die meisten wissen nicht, dass eine Insolvenz in Deutschland nicht immer die Liquidation des Unternehmens bedeutet. Der Sinn eines Insolvenzverfahrens ist entweder wieder zahlungsfähig zu werden oder das Unternehmen abzuwickeln. Der umgangssprachlich oft verwendete Begriff "Insolvenz anmelden" umfasst also erstmal die Möglichkeiten des amerikanischen Chapter 7, Chapter 11 und Chapter 13.
Deshalb wird es auch immer beliebter eine Insolvenz in Eigenregie mit konkretem Sanierungsplan zu beantragen. Die Folge in vielen Fällen: das Unternehmen ist nicht pleite, Umstrukturierungen können viel einfacher durchgeführt werden, danach kann auch ein geringer Gewinn ausreichen um ein Unternehmen profitabel zu machen. Also selbst wenn AB vor dem Insolvenzgericht erscheint, heißt das nicht, dass es AB dann nicht mehr geben wird. Möglicherweise nur in ganz anderer Form. Interessant ist dann ja auch, welchen Einfluss die Rechtsform der PLC auf ein Insolvenzverfahren hat. Kann ich nicht beurteilen.
Das ist grundsätzlich richtig, passt jedoch nicht auf AB.
Das von Dir genannte Vorgehen greift, wenn ein Unternehmen beispielsweise seinen Zahlungsverpflichtungen nachgehen kann, aber das operative Geschäft - oder Teile davon - rentabel, also überlebensfähig ist. Ein Klassiker ist, wenn das Unternehmen verschuldet ist und der Schuldendienst derart belastet, dass die Zahlungsfähigkeit eintritt. Oder auch bei einer vorübergehenden Zahlungsunfähigkeit, weil Fristigkeit der Ausgaben nicht zu denen der Einnahmen passen.
Das liegt aber bei AB nicht vor. AB ist deutlich überschuldet. Und zwar nicht,
weil ein böser Eigentümer oder eine Heuschrecke Geld aus einem gesunden Unternehmen herausgezogen, sondern
obwohl ein netter Eigentümer Tonnen von Geld reingeschmissen hat. Auch das operative Geschäft ist weder ganz noch in Teilen wirtschaftlich. Den Restanteil an topbonus kann man verkaufen. Die mobilen Mitarbeiter kann Etihad übernehmen.
Die von Dir beschriebene Phase der Konsolidierung macht AirBerlin schon spätestens seit dem Einstieg von Etihad durch. Am Anfang wirklich, dann echt wirklich und zuletzt richtig echt wirklich ohne Scheiß. Und das Ganze noch mit vielen Millionen gestützt, die es in einer von Dir beschriebenen Insolvenzphase nicht gibt. Da werden manche Lasten genommen, aber kein Geld reingepustet.
Übernimmt Etihad nicht mehr die Partyrechnungen von AirBerlin, dann gehen bei AirBerlin die Lichter aus, denn der Strom dort kommt seit Jahren nur von Etihad. So einfach ist das.