Nur mal 2 Kennzahlen in Bezug auf das Verhältnis "Aktionäre" versus "Gläubiger":
- aktuelle Marktkapitalisierung (23.10.2015) beim Aktienkurs von 0,98€ : ca. 115 Mio. Euro
- langfristige Verschuldung laut Quartalsbericht Q2/2015: ca. 770 Mio. Euro
Da beantwortet sich die Frage nach dem Einfluss Aktionäre gegen Gläubiger von selbst.
Das Problem mit dem Auslandsbesitz nach einem potentiellen Neustart wird man ähnlich wie damals bei der Swiss über einen Treuhänder oder alternativ auch einen teilweisen Börsengang des "neuen" Unternehmens lösen können.
Das besondere in der Konstellation AB/EY ist ja, dass EY jederzeit einseitig seinen Anteil auf über 90% steigern kann. Die anderen Aktionäre haben "ihr Geld" bei AirBerlin bereits "verspielt", AirBerlin war/wäre ohne EY mausetot und die anderen Aktionäre längst keine Aktionäre mehr.
Vor einer Aufstockung durch EY stehen nicht die Aktionäre, sondern zum einen das deutsche Aktienrecht (vor einer Erhöhung bis zu 49,9%) bzw. der drohende Verlust des Status als europäische Airline und dem damit verbundenen Verlust der Start- und Landerechte (bei >=50%).
Die Wüstenairlines drohen zwar durchaus mit dem Nichtkaufen von Airbus, allerdings ist diese Drohung bereits verbraucht, weil anderweitig eingesetzt. Schließlich sind sie alle mit ihrem Geschäftsmodell auf das Gutdünken der EU angewiesen, da die bilateralen in der Regel nur den Passagierverkehr zwischen den jeweiligen Ländern zulassen, die ganz große Masse der Passagiere aber die Wüste nur als Zwischenstation auf dem Weg zu anderen Zielen nutzen. Diese Praxis könnte jederzeit gestoppt werden, die Wüstenairlines haben darauf keinen vertraglichen Anspruch. Und die inoffizielle Regel in solchen Fällen besagt, dass man einen Joker nur einmal ziehen darf. Der Wegfall des EU-Marktes würde für jede der Wüstenairlines die bisherigen Strategien scheitern lassen.
Es besteht konkreter Regelungsbedarf. Die Lobby rund um die "echten" europäischen Airlines hat sich in Position gebracht. Codeshares soll es ab Januar nicht mehr geben. Eine echte Neuregelung ist nicht in Sicht. Ob Interlining EY letzten Endes für mindestens einige Zeit ausreicht, wird wohl davon abhängen, wie die konkreten Zahlen von AB aussehen, wieviel EY also weiterhin hinzuschießen muss. Und das nicht mehr wie bisher auf "ins Blaue versprochene" basierend, sondern fundiert.
Wie die Zahlen mindestens aussehen müssen und ob AirBerlin das hinbekommt, weiss derzeit niemand.