Das hier soll jetzt auch keine Diskussion über Wirtschaftswissenschaften werden, aber dennoch noch ein Kommentar hierzu: Ich habe nicht Warenverkehr und Dienstleistungen gleichgesetzt, sondern vielmehr die positiven Effekte beider für den Wohlstand einer Nation hervorgehoben. Mir ist durchaus bewusst, dass sich beim Warenverkehr schon deutlich mehr getan hat, aber das bedeutet eben genau, dass bei Dienstleistungen noch viel nachzuholen ist. Vom entsprechenden Potenzial für die Gesamtwirtschaft will ich hier gar nicht erst sprechen.
Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob die Zustände in den VAE selbst problematisch sind. Auch das befürworte ich nicht. Ich schlage mich auch nicht auf irgendeine Seite, sondern betrachte die Gesamtsituation nur neutral. Meiner Meinung nach würde eine Liberalisierung des Dienstleistungsverkehrs (und damit auch der Luftfahrt) eine mittelfristige Wohlstandswirkung haben. Dazu würde eine weitere Steigerung der Effizienz kommen. Möglich wären im (schmerzhaften) Prozess der Umstellung zwar sicherlich auch einige Fusionen, am Ende gehen die verbleibenden Unternehmen aber gestärkt hervor.
Einzig für den Verbraucher mag das kurzfristig negativ sein (auf Grund der steigenden Preise), für die Gesamtwirtschaft ist es allemal positiv.
Im Fall von AB (wir wollen ja auch mal wieder zum Thema zurückkehren) ist natürlich alles noch etwas Spezieller. Da stellt sich schon die Grundfrage, ob Etihad sich überhaupt beteiligt hätte, wenn es keine Einschränkungen im Luftverkehr gäbe. Für die Lufthansa sehe ich allerdings sogar eher positive Effekte der Liberalisierung. Das mag man auch wieder kurzfristig anders sehen, aber die Effizienzgewinne der Lufthansa sprechen Bände. Mittelfristig sehe ich die Lufthansa und auch einige andere europäische Airlines der Konkurrenz im Westen (USA) deutlich überlegen, weil die Wettbewerbssituation in Europa (auch wegen den ME3 + TK) schärfer ist.
Die von Dir beschriebenen Prozesse gibt es ja an vielen Stellen und ist dort auch faktisch unumkehrbar.
Das Prinzip, erst inländische Arbeitsverhältnisse zu verteuern und dann auch die Dienstleistungen durch externe Arbeitnehmer/Unternehmen erbringen zu lassen, funktioniert gesamtwirtschaftlich natürlich nicht.
Und gegen Protektionsimus sind Staaten ausschließlich, wenn es ihnen nutzt. Fachleute streiten dann eher darüber, bis/ab wann es in welchen Fällen nutzt oder schadet.
Im Falle der Airlines aus dem Nahen Osten arbeiten diese ausschließlich die Technologien der Industriestaaten, die Unternehmen werden geführt von Menschen aus Industriestaaten und die relevanten Arbeitnehmer kommen ebenfalls deutlich vorrangig aus den Industriestaaten. Die einzige Wettbewerbsvorteile der VAE bestehen im vorhandenen Geld und in den geringeren Kosten durch staatliche Förderung.
Da gibt es aus gesamt(welt)wirtschaftlicher Sicht keinen Vorteil.
Liberalisierung in der Weltwirtschaft findet tatsächlich auch bei deren stärksten Verfechter seine Grenze bei der staatlichen Souveränität. Und zu entscheiden, wer ins eigene Land darf und wer nicht und welche Flugzeuge überfliegen/landen/starten dürfen, gehört eben zu den Grundmerkmalen staatlicher Souveränität. Freier Warenhandel steht da auf einem ganz anderen Zettel. Aber selbst da wird ordentlich reguliert.
Dass die Airlines aus dem Nahen Osten in rund 20/25 Jahren klein reguliert werden, da bin ich mir ziemlich sicher. Man muss sich nur die Entwicklung in den USA anschauen, die bei uns schon entstehen und die sich auch bei uns noch verschärfen werden.
Das bedeutet übrigens nicht, dass ich das gut finde. Ich bin 2015 soviel mit Etihad geflogen, dass es für mehr als zweimal Platinum reicht. Ich finde es faszinierend, wenn Argumentationen davon dominiert sind, was man mag oder gerne so hätte und dann die Argumente schräg an die Realität angepasst werden. Die Welt ist nicht gerecht und fair und für eine gerchte und faire Welt gibt es in keinem Land auch nur eine einfache Mehrheit.