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Zunächst sollten wir uns über die Diagnose einig sein, erst dann können wir über die Therapie diskutieren. So wie ich das sehe, hat AB Kosten, die leicht über FR, U2 usw. liegen, aber deutlich unter LH, AF und BA. Unglücklicherweise liegen auch die Ticketerlöse in etwa auf dem Niveau von FR und U2, und das was die erstgenannten an Gewinn machen, das geht bei AB d'rauf für die etwas höheren Kosten, für astronomisch hohe Kreditzinsen und diverse Altlasten.
Ich denke, bei der Diagnose sind sich die meisten hier einig. Zu hohe Kosten gegeben der Erlöse, teilweise verursacht durch Altlasten (wie bei eigentlich fast allen europäischen Airlines). Die Zinslasten sind aus meiner Sicht ökonomisch kein Problem, sondern lediglich Ausdruck der Misere. Wenn man es mal nüchtern betrachtet, wäre Eigenkapital für AB noch teurer da für jeden halbwegs funktionierenden Finanzmarkt gilt: Rendite(EK)>Rendite(FK). Der Vorteil von EK ist halt, dass man Dividenden nicht zahlen muss und daher die schlechte operative Performance länger verschleiern kann. Wenn man Anleihen-Coupons nicht bedient, wird der Laden halt zeitnah dicht gemacht und die Misere ist deutlich offensichtlicher. Ich denke, das ist auch der Hauptunterschied zur LH. Dort verdient man auch schon lange nicht mehr die Kapitalkosten, da man aber nicht annähernd so viele Schulden hat, ist es halt noch nicht so offensichtlich und das durchschnittliche Mitglied der Gewerkschaft Cockpit hat es auch noch nicht begriffen.
Preisfrage: Wie kann man die Ticketerlöse etwas mehr in Richtung LH bewegen? Das LH-Niveau wird man sicher bei weitem nicht erreichen, aber ein paar cent mehr pro ASK würde ja schon reichen.
Dein Hinweis ist natürlich richtig, daß die höheren Kosten für besseren Service zu überproportional höherer Zahlungsbereitschaft der Kunden führen muß. Das Problem hat aber jeder Unternehmer, egal ob in der Airline-Branche oder anderswo: Der jeweils letzte investierte Euro sollte (bzw. längerfristig: muß!) mehr bringen, als er gekostet hat.
Du fragst, bei welcher europäischen Airline eine solche Strategie überhaupt schon funktioniert hat. Nun, die Antwort hast Du teilweise schon selbst gegeben, indem Du - ich denke bewußt - auf Europa eingeschränkt hast. Außerhalb Europas kennen wir nämlich Beispiele. Jetzt kann man die Frage stellen, gibt es einen Grund dafür, warum das ausgerechnet in Europa nicht funktionieren sollte? Mir fallen eigentlich nur zwei ein: Zum einen sind die durchschnittlichen Strecken innerhalb Europas wohl kürzer als auf anderen Kontinenten, zum anderen die Belastung mit Steuern und Gebühren relativ hoch, sodaß aus beiden Gründen der Kunde eventuell nicht bereit ist, darüber hinaus noch mehr zu zahlen.
Daran schließt sich die zweite Frage an, ob die breite Masse bereit ist, für Service mehr zu zahlen? Die breite Masse sicher nicht, das muß sie aber auch nicht, der A330 rechnet sich schließlich vor allem durch die 19 Leute, die vorne sitzen, und weniger durch die 279 dahinter. Wobei - und hier sind wir wieder bei dem Problem von AB - das Verhältnis von 19:279 vielleicht doch ein wenig ungünstig ist.
Ja, das ist tatsächlich die Preisfrage. Ich denke, auch ein Hauptproblem sind die in Europa und besonders in Deutschland viel höheren Belastungen mit Steuern und Gebühren. Die gerade bei einem Businessmodel wie bei der AB zu erheblichen Problemen führen. Hinzukommt, dass es aus meiner Sicht zu große Überkapazitäten in vielen Märkten gibt, was dazuführt, dass eigentlich kaum eine Fluggesellschaft noch ihre Kapitalkosten verdient (mit Ausnahme von FR vielleicht) auch keine der Gesellschaften am Golf verdient nachhaltig Geld, nur können die das besser kaschieren, da sie nicht am Kapitalmarkt sind. Na wir werden sehen was die Zukunft bringt, ich wünsche der AB noch ein langes Leben aber derzeit habe ich eher wenig Hoffnung, da sie aufgrund ihrer desolaten Lage bei einer größeren Marktbereinigung sicherlich mit verschwinden würde.