Nein tun sie nicht. Vieles sind nur Annahmen. Gerade wenn es um Long Covid geht weiss man gar nix weil es noch nicht einmal ein Krenkheitsbild gibt. Und viele Symptome auftreten weil es die Zeit so will. Depression? Wegen der Infektion? Oder wegen der schlechten Zukunftsprognose? usw.usw.
Zu Long Covid gibt es eine Reihe von Studien. Long Covid liegt nach Stand der Wissenschaft vor, wenn auch 12 Wochen nach einer Corona-Infektion noch Symptome vorliegen. Das dies alleine in Deutschland bei Hunderttausenden diagnostiziert wurde, ist ebenfalls richtig. Wer nach 12 Wochen noch Symptome hat und nach 13 Wochen keine mehr, der hatte auch Long Covid. Wer nach zwei Monaten noch sehr leichte Symptome hat, hat auch Long Covid, hat aber wenig Einschränkungen.
Das Ausmaß des direkten kausalen Zusammenhangs ist dabei zweitrangig. Es gibt eine Reihe von Krankheiten, wie auch Behandlungsmethoden, die im doppelten Blindversuch erheblich an Kausalität einbüßen.
Ob nun ein „erhebliches Risiko“ vorliegt, hängt von der Definition des Wortes „erheblich“. In der Medizin wird von erheblichen Risiken gesprochen, auch wenn diese deutlich geringer ausfallend als das Risiko, Long Covid zu bekommen.
Die Risikowahrnehmung von Jüngeren ist bei sehr vielen Themen im Schnitt nicht korrekt. Das ist eine Binsenweisheit. Wahr ist es dennoch.
Dass man sich mit einem falschen Atemzug das Leben kaputtmachen kann, ist im Kontext polemisch, sogar unredlich. Inhaltlich ist es dennoch zutreffend. Unredlich ist es, weil es suggeriert, dass „Leben kaputtmachen“ die „Hunderttausenden an Long Covid Erkrankten“. Und das ist Unsinn. Nur bei einem sehr, sehr kleinen Teil der Long Covid Erkrankten kann man von „Leben kaputt“ sprechen.
Lauterbach bleibt in vielen Dingen fern der Fakten und mischt Fakten und Fiktion. Kann man machen, sollte man aber so kennzeichenen. Ähnlich wie z.B. sein Prof. Titel der ruht seit langer langer Zeit, aber trotzdem immer voran gesetzt. Macht aber einen Unterschied ob man in der Wissenschaft tätig ist oder der Titel ruht.
Lauterbach ist nicht annähernd mit einem praktizierenden Arzt vergleichbar, er war Wissenschaftler, Wissenschaftsfunktionär, Ärztefunktionär und dann Politiker. Er sagt sehr häufig falsche Dinge, auch fahrlässig, wo er es eigentlich besser hätte wissen müssen (z.B. zur Saisonalität und zum Bosster für alle).
Die Themen, um die es hier geht, berühren unter anderem medizinische Themen, sind aber keine Medizinthemen. Maßnahmen eines Staates sind nach Verhältnismäßigkeit von positiver Wirkung, negativen Nebenwirkungen und Einschränkungen von Freiheitsrechten zu bewerten. Nichts davon wird auf diesem Level im Medizinstudium vermittelt.
Das Problem liegt daher nicht darin, dass Lauterbach kein richtiger/praktizierender Mediziner ist, sondern dass das Thema ohnehin kein medizinisches ist. Medizinische Themen bilden natürlich einen Teil der Grundlagen, um die Situation zu bewerten. Diese Grundlage sind weitgehend auf einfache Aussagen herunterzubrechen. Doch daraus richtige Maßnahmen abzuleiten, dafür ist ein Mediziner nicht mehr oder weniger geeignet als Elektroingenieur. In der Regel innen beide Berufsgruppen das nicht.
Man sieht an den vielen Fehleinschätzungen des jeweiligen Expertenteams, dass diese von den relevanten Themen keine Ahnung hatten/haben. Die Frage ist, was muss man tun und wie muss man dies der Bevölkerung kommunizieren, damit sich eine angestrebte Wirkung einstellt. Das lässt sich nicht in Formeln fassen und wird daher von Naturwissenschaftlern allenfalls trotz ihrer Ausbildung, aber nicht aufgrund dieser verstanden und beherrscht.