Kurzer Zwischen-Erfahrungsbericht:
ich war heute bei ESSO und habe eine Kleinigkeit im Shop gekauft.
Kunde vor mir war bereits über "Girocard wählen" informiert bzw. aufgeklärt bzw. vergattert worden.
Als ich dran war, sagte ich sinngemäss: 'ich bin informiert'. Dadurch wollte ich Peinlichkeit und Gewissenskonflikte vermeiden, die unausweichlich sind, wenn man stets das Gute will und daher Girocard nehmen soll und doch insgeheim das angeblich Böse nämlich Maestro will.
Das war etwas voreilig, denn nun durfte ich lernen, was der Vorführeffekt (bezgl. meiner vermeintlichen Informiertheit) ist, oder aber wer am Kassensystem am längeren Hebel sitzt:
Die Kassendame lächelte vieldeutig, tippte etwas in die Kasse und nun durfte ich die "Girocard" - einen Maestro-Einsatz derselben im Schilde führend - in das Terminal geben.
Es erschien sogleich (in der normalen Systemschrift)
"Karte entnehmen"
und als ich das getan:
"Karte falsch gesteckt?"
Das irritierte. Die Kassendame wischte den Magnetstreifen (!) etwas ab, murmelte halblaut etwas von "sieht ja ganz okay aus", dann wurde die Prozedur wiederholt.
Mir erschien das nicht sehr plausibel, dass die Schuld auf den Magnetstreifen geschoben wurde. Weit eher nahm ich an, dass das Kassensystem eine weitreichende Steuerung des Terminals erlaubt ...
Diesmal meinte ich den Schriftzug "Zahlung Girocard" zu lesen, doch fast im selben Augenblick als die Karte Kontakt gab, erschien erneut die Aufforderung "Karte entnehmen" - - die Vermutung, es lägen Kontaktprobleme vor, wurde sofort widerlegt durch den nun erscheinenden Schriftzug
"PIN eingeben", wenn ich mich erinnere erschien spätestens jetzt auch der Oberbegriff "Girocard" im Display.
Nach einer GiroCard - Transaktion stand mir jedoch gar nicht der Sinn, zumal es ja darum ging, die neu gewonnenen
Bürgerrechte der App Selection auszuprobieren ;-)
Ich sah meine Felle davonschwimmen und fand gerade rechtzeitig den roten Not-Ausschalter.
im Elektronenhirn des Terminals setzte nun sinnbildlich das infernalische Kreischen einer Magnetschienenbremse ein und alle Bremsklötze und rotierenden Maschinenteile kamen (symbolisch natürlich) rotglühend abgebremst zum Stillstand ;-)
Auch an der Kasse piepste es nun maliziös.
Die Kassendame wirkte kleinlaut, schimpfte mich nicht für das Ziehen der Notbremse.
Vielmehr belüftete sie - sinnbildlich wiederum - den Windkessel, sodass die Hydraulik sich langsam wieder mit Pressluft befüllte. Als der Solldruck erreicht war, durfte ich erneut die "EC-Karte" in die Walzstraße einführen. Sie wurde nun vorbeheizt, gewalzt, kalandriert, kontaktiert und schließlich ausgelesen.
Eine Art Fahrtzielanzeiger in Form eines Blau-blaßblau- NTSC-Orangefarbenen Menüs erschien, das in blaßblauer Schrift die Fahrtziele, die da hießen "Girocard" (an 1. Stelle) und "Maestro" an 2. Stelle, annoncierte.
Eiligst preßte ich meinen Zeigefinger auf "Maestro" und vollzog wie geheißen die PIN Eingabe; eilig deswegen, weil man das scheue Reh der Wahlmöglichkeit im geistigen Auge schon wieder dahinschwinden sah wie eine Fata Morgana.
Mit Entdeckerstolz hat mich dann der Kassenzettel erfüllt, kenne ich jetzt doch erstmals die letzten 4 Ziffern der Maestro-PAN meiner Bankkarte
Resümee: 3 Anläufe und 4 Schritte bis zur ungeliebten Wahl.
Mein Eindruck: Esso darf voranmarschieren, es scheint viele Wahlmöglichkeiten zu geben verschiedene Stolpersteine auszutesten und zu schauen wieviel Erschwerung man dem Endverbraucher bei der Wahl zumuten kann ohne dass er protestiert.