Freitag, 17.01.2020; Teil 1
Heute mussten wir etwas früher raus, zum Glück aber nicht wieder Mitten in der Nacht. Ich hasse diese Flüge vor 9 Uhr, das frühe Aufstehen versaut einem den ganzen Tag.
Kurz zu Punta Arenas: ein Tag reicht völlig, so interessant ist die Stadt und auch Umgebung nicht. Entweder Bootstour zu den Pinguinen oder an den südlichsten Punkt Kontinentalamerikas, wenn man auf ‘ticked the boxes’ steht.
Gestern hatte ich noch eine interessante Unterhaltung mit dem Eigentümer des Hostals. Dieser erklärte mir, dass Punta Arenas das elitärste Gefängnis Chiles beherbergt, wir hatten es aus der Ferne gesehen und uns gewundert, im Vergleich zu den darumstehenden Papphäusern eine Luxusherberge. Die Insassen kämen aus allen Teilen Chiles, würden aber in Punta Arenas entlassen und würden sich dann im Anschluss an ihre Haft dort niederlassen, hätten ein eigenes Stadtviertel nördlich gegründet. Denn Polizei sei in Punta Arenas Mangelware (wir haben in den 5 Tagen in der Gegend nicht einen einzigen Polizisten oder Polizeiauto gesehen). Die Exhäftlinge würden aber die Anwohner und Touristen in Ruhe lassen, ihre Geschäfte im Stillen unter sich abschließen, wie er meinte eine echte Subkultur.
Kurz vor 8 schleppten wir unser Gepäck zum Auto, fuhren zum Flughafen
und checkten dort für unseren Flug mit DAP Airlines ein,
zahlten ca. US$ 16 für 8 kg Übergepäck (enthalten sind nur 10 kg/Person plus 5 kg Handgepäck) und erhielten unsere Boardingpässe.
Ich war vor Jahren in Ushuaia, damals der südlichsten Stadt der Welt. Nun hat seit 2019 aber Puerto Williams über 5’000 Einwohner und damit Stadtrechte erhalten - damit zählte mein Besuch in Ushuaia plötzlich nicht mehr, die Box ‘Besuch der südlichsten Stadt der Welt’ war somit wieder unticked...
So sollte uns DAP Airlines, welche auch Flüge in die Antarktis anbieten, entweder als Tagestour mit 5 Stunden Aufenthalt und Programm oder mit Übernachtung in einem Camp, nach Puerto Williams bringen.
Nach dem Einchecken hinüber zu AVIS, wo uns die bereits anwesende Dame genau bis zur offiziellen Öffnung um 9 vor dem Schalter warten ließ. Erst dann fing sie an unsere Papiere zu bearbeiten, ging mit mir auf den Parkplatz, inspizierte das Auto - zum Glück ohne etwas zu beanstanden.
Hinauf, durch die Security zu Gate 1, wo sich bereits eine lange Schlange gebildet, wir stellten uns auch an, um noch Platz für unser Handgepäck zu finden.
Neben unserem Flugzeug, einer AVRO RJ100, standen einige militärische Transportmaschinen und eine Antonov mit UN Kennzeichnung auf dem Rollfeld.
Zu Fuss übers Vorfeld ins Flugzeug (mit Aufschrift ‘Antartic Airways),
wo wir gute Plätze in einem Zweierblock im hinteren Drittel des Flugzeugs hatten.
Mit etwas Verspätung waren wir in der Luft - unter uns leider die ganze Zeit eine geschlossene Wolkendecke, nichts war mit Aussicht.
Glück hatten wir nur im Landeanflug, als wir unter die Wolken kamen.
Wir flogen eine ganze Weile über den Beagle Kanal, mit Sicht auf Ushuaia und die dahinterliegenden Ausläufer der Anden. Dann machten wir eine 180-Grad-Wende, sahen auf unserer Seite die Isla Navarino
mit Puerto Williams bevor wir am WPU Flughafen aufsetzten. Leider waren die Fenster sehr dreckig, schlecht um Fotos zu machen.
Wir parkten auf dem winzigen Vorfeld, deboardeten via Treppe
und liefen zum ‘Terminal’,
das kleinste, das ich je gesehen habe, eher eine Wartehalle.
Ein Gepäckband gibt es nicht, die Koffer werden hereingetragen, man schnappt sich seinen und geht ins Freie.
Obwohl unsere Ankunftszeit mitgeteilt war verspätete sich unser Hoteltransfer, wir standen als letzte blöd vor dem Terminal rum. Es war kalt und windig, wir in 4 Lagen gekleidet - die Einheimischen liefen im T-Shirt rum.
Interessant fand ich, dass die Triebwerke des Flugzeugs die ganze Zeit liefen, nie ausgeschaltet wurden.
Endlich kam unser Abholer, der Hotelvan der ‘Errante Ecolodge’, überall hoch geratet.
Man lud unser Gepäck ein, wir nahmen im extrem dreckigen Inneren Platz. Kein guter Start.
Im Van auch der einzige englischsprachige Mitarbeiter der Lodge, welcher uns auf der Fahrt ein bisschen über die Insel, das Klima, die Lodge und die angebotenen Ausflüge erzählte.
Auf der 10-minütigen Fahrt sahen wir viele große Vögel mit ihren Jungen,
auch landschaftlich wurde es hübscher als wir uns etwas vom Flughafen entfernten.
Bei der Zufahrt zum Hotel, immerhin für US$ 200/Nacht, fiel uns schon etwas die Kinnlade herunter. Wie kann man als Hotelbesitzer einen solchen ersten Eindruck verantworten.