Montag, 25.11.2019
Kurz nach Mitternacht waren wir dröhnend in der Luft, ich mag diesen Oldtimer von Boeing nicht: er rattert, er vibriert unangenehm, irgendwie hat man das Gefühl alles ist aus dem Tackt.
Unter uns noch eine ganze Weile das nächtlich erleuchtete Bangkok – ich bekam jetzt schon Sehnsucht.
Auf Reiseflughöhe sortierten sich die Flugbegleiter erst eine ganze Weile, ich schaute, zu einem unmöglichen, eiskalten Nussmix (ca. 75% Erdnüsse),
30 Minuten einen seltsamen Film mit Brad Pitt & Leonardo Dicaprio, bis ich dann zum Essen auf ‚Anna’, wechselte, einen etwas an den Haaren herbeigezogenen, dafür spannenden Film, über ein Model (nicht von EW), das eigentlich eine KGB-Killerin ist. Ich bin nur froh dass XT 5,99 nicht dieses Model in der Sauna blöd angemacht hat.
Ich weis nicht, das Essen fand ich maximal okay, ich bestellte die Vorspeise mit Ziegenkäse (recht geschmacksneutral),
das Phuket Satay
und probierte zwei der Desserts, irgendwas mit Topfen und einen ‚Scheiterhaufen’
– ohne dass ich groß geschmackliche Unterschiede erkennen konnte.
Nachdem ich den Film zuendegeschaut hatte, baute ich mir mein Bett, denn AUA bietet, im Gegensatz zu LH, keine Auflagen. Da ich es schon immer ekelhaft finde auf dem blanken Sitz zu schlafen, wendete ich wieder meinen alten Trick an, bespannte mit der Decke meinen Sitz, klemmte alles an den Seiten fest. Wenigstens gab es einen Bezug fürs Kopfkissen, den anderen Bezug benutzte ich als dünne Decke.
So schlief ich knapp 8 Stunden, der Flug muss sehr ruhig gewesen sein.
Als ich erwachte wurde um mich herum bereits das Frühstück serviert, ich ließ mir von der völlig unmotivierten Flugbegleiterin ein paar vom Koch zubereitete Spiegeleier mit Schinken bringen – macht Valentyna viel besser.
Überpünktlich gingen wir in den Landeanflug über, bei Dunkelheit setzten wir am Wiener Flughafen auf. Trotz der röhrenden Maschine ein äußerst angenehmer Flug !
Hinaus durch den kalten Finger, ich war noch in Shorts unterwegs, ins beheizte Terminal, wo ich direkt zu den Non-Schengen-Abflügen abbog. Wieso man in Wien nochmals eine Security-Kontrolle braucht, ich verstehe es nicht. Bangkok ist doch kein unsicherer Abflug-Flughafen.
Ich begab mich sofort in die Lounge und bekam als erster des Tages die saubere, aber schon etwas verranzte Dusche zugewiesen. Hier müsste man dringend mal wieder renovieren, irgendwie Bahnhofshallen-Charme.
Frisch rasiert, geduscht und den Temperaturverhältnissen entsprechend gekleidet begab ich mich in die SEN-Lounge, trank eine warme Milch, um meinen Magen etwas zu beruhigen.
Rauchen und VIE, das ist auch so ein Ding, fördert die Bewegung – denn man muss immer zu Gate D-16 laufen, macht 2'000 Schritte pro Zigarette. Aber immer noch besser als BKK, wo es mittlerweile gar keine Raucherräume mehr gibt.
Immerhin liegen auf dem Weg einige Geschäfte, auch ein relativ großer Dolce & Gabbana Shop, wo man, nachdem man die Rechnung am Zoll hat abstempeln lassen, direkt die volle Mehrwertsteuer zurückerhält. So besorgte ich noch schnell die von Valentyna gewünschte Sicily-Bag in Rot – stressfreier als mehrmals zum MBK zu rennen.
Die Lounge füllte sich mit der Zeit,
ich hatte keine Lust mehr rumzusitzen und begab mich mit einem Zwischenstopp im Raucherraum hinunter zu G-61, einem Busgate.
Der Einsteigeprozess begann pünktlich,
ich wartete bis alle geboardet hatten und begab mich zum Ausgang. Dort stand noch eine in Tränen aufgelöste Ukrainische Dame und diskutierte mit dem Supervisor, welche sie nicht fliegen lassen wolle.
Wie ich mitbekam war sie in Italien zum Shoppen und dort hatte man ihr Kreditkarten, Geld, Ausweis und Pass gestohlen, eine Bescheinigung der italienischem Polizei hatte sie dabei. Obwohl man sie mit diesem Dokument von Italien nach Wien fliegen ließ endete die Reise nun: ohne Originalpass kein Weiterflug nach Odessa, sie müsse zuerst zur ukrainischen Botschaft in Wien, sich dort einen vorläufigen Reisepass besorgen, erst dann ginge es für sie weiter. Da ihr Englisch sehr, sehr schlecht war, half ich etwas mit der Übersetzung, sie hatte kein Geld mehr (okay, 6 Euro), keine Kreditkarte, kein Guthaben auf dem Telefon, sie sehe keine Chance in die Stadt zu kommen, für einen Pass zu zahlen und in Wien mindestens eine Nacht zu übernachten.
Es half alles nichts, sie durfte nicht mit, der Supervisor forderte mich auf in den Bus zu steigen oder es würde ohne mich losgehen. Ich drückte der Dame schnell 100 Euro in die Hand, sie notierte meine Telefonnummer, versprach, sobald sie in der Ukraine sei, mir das Geld zukommen zu lassen. Mal sehen ob sie sich daran erinnert – wenn nicht ist es auch nicht so schlimm.
Raus ging es aufs Vorfeld zu einem Airbus A319-100, welcher sich zur Hälfte füllte, auch die Business war zu genau 50% besetzt. Trotzdem hatte ich ein Problem mit meinem Handgepäck, denn in Reihe 1 musste ich alles nach oben verstauen – und dort war bereits alles voll.
Ich fragte die anderen Passagiere in der Business-Class, wessen Handgepäck über Reihe 1 lagerte – doch niemand war der Besitzer. Ich mag es wenn die Leute aus der Y ihr Handgepäck in Reihe 1 verstauen, denen es völlig egal ist was die Passagiere in Reihe 1 dann machen. Die Stewardesse war auch nicht hilfsbereit, wollte mein Handgepäck im Frachtraum verstauen lassen. Ich war dann ziemlich sauer, nahm einfach das Handgepäck ohne Besitzer aus dem Bin, stellte es in den Gang und verstaute meines. Der Besitzer kam dann blitzschnell, nahm es mit nach hinten, wo eh fast jeder eine Reihe für sich hatte, das Verstauen somit kein Problem darstellte.
Der Flug verlief ereignislos, das Essen war für Do&Co-Verhältnisse übel,
keine Ahnung was es war, ‚Geschmacksneutral’ ist das beste was man darüber sagen konnte.
Bei Landung in Odessa saß ich leider auf der falschen Seite, so dass ich kein Foto der havarierten Boeing 737 der TK machen konnte, welche man komplett abgeklebt hatte, weder TK-Zeichen am Heck, noch Schriftzug waren zu sehen.
Mit dem Bus zum Terminal, zügig durch die Passkontrolle, mein Gepäck in Empfang genommen und hinaus in die Ankunftshalle des neuen Terminals, wo bereits mein Fahrer auf mich wartete.
Wieso ich nach Odessa statt nach Kiev geflogen bin ? Da ich zum Zeitpunkt der Buchung noch nicht wusste, dass ich für den Winter nach Kiev ziehen würde. Während sich das Ticket bei Abflug aus ODS um schlanke 1'000 Dollar verteuert hätte, war Rückflug nach ODS kein Problem, deshalb das Routing KBP – FRA – BKK – VIE – ODS.
Da ich nun schon in Odessa war, hatte ich ein Business-Meeting geplant, sowie 2x Kaffee mit Freunden.
Raus aus dem Terminal, mich traf fast der Schlag vor Kälte. Schnell ins Auto, die Stadt, meine Kaffees getrunken und gegen 15 Uhr die Rückfahrt nach Kiev angetreten.
Waren es in Odessa noch 5 Grad Plus, sank diese kontinuierlich je näher wie Kiev kamen, bei Uman trafen wir sogar auf den ersten Schnee.
Kurz vor 20 Uhr kam ich endlich zuhause an, um, wie ich bereits telefonisch erfahren hatte, in eine dunkle Wohnung heimzukehren – denn man hatte am Mittag wegen eines Defekts den Strom in der ganzen Straße abgeschaltet, bis zum nächsten Morgen. Super !
So wurde ich zuhause bei Kerzenschein von Valentyna und +0.5 freudig erwartet, die zweite Winterreise endete damit.