Ich spreche niemanden frei, aber verdächtige nicht pauschal - wir haben in D ein Prinzip - man ist erst Straftäter wenn man verurteilt wurde, nicht weil man einer bestimmten Gruppe angehört.
Ich verlasse mich da auf die Behörden, die sind gut ausgestattet, wissen was sie tun und haben die entsprechenden Mittel - die Zahlen der verurteilten Steuerhinterzieher sprechen nicht dafür das es ein Massenphänomen ist.
Das es zu Nachzahlungen kommt liegt ja eher an dem relativ undurchschaubaren Steuerregelwerk - das manche hier Vorteile nutzen ist kein Geheimnis, das machen die Großkonzern genauso wie der kleine Imbiss - aber es ist eben keine Steuerhinterziehung.
Was die Behörden genau rausfinden, bekommt man als Außenstehender aufgrund des Steuergeheimnisses außerhalb von ein paar Pressemitteilungen gar nicht groß mit.
Darum verlasse ich mich auch auf den gesunden Menschenverstand. Dazu gehören Aussagen von Gastronomen ("ich kann gar nicht alles verbuchen, weil die Hälfte meiner Aushilfen schwarz beschäftigt ist, also brauche ich Schwarzgeld"), von Gastro-Personal ("ich hab noch nen Nebenjob, der ist aber nicht angemeldet"), von ehemaligem Gastro-Personal (Zitat einer Auszubildenden, nachdem ich ihr was über MWSt-Sätze erklärt habe "ah, jetzt verstehe ich auch, warum wir ab und zu fälschlicherweise "außer Haus" an der Kasse drücken sollten"), aber auch viel selbst erlebtes (nichts eingetippt, Taschenrechner statt Kasse verwendet usw.).
Natürlich ist nicht jeder Gastronom ein Steuerhinterzieher. Durch den hohen Anteil an Systemgastronomie o.vgl., die aus anderen Gründen Interesse an Kassenehrlichkeit haben, ist der Anteil der tatsächlichen Steuersünder vermutlich sogar geringer als die meisten denken.
Aber entweder hast oder willst Du einen sehr verklärten Blick auf Gastronomen haben, wenn Du ernsthaft glaubst, dass diese Art der Steuerhinterziehung in der Gastronomie eine absolute Ausnahme ist.
Und aus deiner Verlinkung geht ja klar hervor das nicht jeder Bon gedruckt werden muss um ein manipulationssicheres System zu haben.
Es reicht ein ab und an gedruckter Bon - den vergiss nicht, jede Stornierung wird in den aktuellen Systemen auch protokolliert - meinst du der Bäcker löscht jedes Brötchen?
Nein, eben nicht.
Wir reden nicht vom Bäcker, der jedes Brötchen manuell storniert. Sondern von bewusst manipulierten Kassensystemen. Nehmen wir mal Deine Kasse, sagen wir mal die arbeitet mit einem Touchscreen und der Kassen-Software Karl. Jetzt packst Du eine Software davor, eine Art Kassen-Simulator, nennen Sam. Der sieht aus wie Karl und sagt dem Computer "hey, der Touchscreen gehört zu mir", d.h. was immer Du ab jetzt buchst, buchst Du in Sam und Karl bekommt davon nix mit.
Sam wiederum geht intern hin und behauptet Karl gegenüber "Du, ich bin Dein Touchscreen" und kann Karl damit steuern.
Von nun an verbucht Sam Deine Umsätze. Und wie viel er davon Karl mitteilt, entscheidet Sam bzw. sein Herrchen.
Wenn jetzt eben nicht jeder Bon nötig ist, sondern
- nur zufällig einer von 100
- nur Bons über 5 Euro
- nur Bons, die der Kunde haben will
dann könnte Sam einfach alle Buchungen, für die es sowieso keinen Bon gab, unter den Tisch fallen lassen. Oder hintenraus Karl falsche Umsätze mitteilen. Keiner würde es mitbekommen. Sobald der Betrag aber über 5 Euro geht oder Du als Bediener "Bon-Druck" machst, geht Sam schnell hin und drückt in Karl die richtigen Knöpfe, Karl spuckt einen Bon aus, keiner merkt was davon.
Wenn aber bei jeder Transaktion ein Bon gedruckt werden muss, dann könnte Sam nur noch tricksen
- in dem es die Transaktion verschweigt und kein Bon gedruckt wird (Gefahr, dass der Kunde das merkt)
- oder in dem er falsche Daten einbucht und ein zu geringer Bon gedruckt wird (Gefahr, dass der Kunde das merkt)
- oder in dem Sam selbst den Drucker ansteuert und einen (gefälschten) Bon druckt mit richtigem Inhalt, aber dann natürlich falscher Signatur (Gefahr, dass ein Prüfer diesem Bon ansieht, dass er aus einer Fake-Kasse kam)
in allen Fällen ist das Risiko deutlich größer als früher, dass das auffliegt.