Komplett zertifizierte Kassensysteme mit Online-Zugriff durch das Finanzamt hätten wohl einen deutlich höheren Aufschrei verursacht als das hier. Da bist Du dann gerne mal pro Jahr alleine bei Unterhaltskosten in der Größenordnung, was Dich Dein aktuelles Kassensystem zum Kauf kostet. Von Datenschutz- und Sicherheits-Bedenken beim Onlinezugriff ganz zu schweigen.
Ja, eine Zertifizierung der gesamten Kasse würde dazu führen, dass die meisten Branchenlösungen ihre Kassenlösung einstellen hätten müssen, bis auf vielleicht der ganz großen Anbieter. Im Apothekenbereich wären das vielleicht zwei Anbieter in Deutschland, vielleicht sogar nur einer. Deren Anwender hätten auf jeden Fall neue Hardware kaufen müssen, da ja das Gesamtsystem zertifiziert werden muss und nicht unterschiedliche PC, Monitor, Drucker, Display, etc. Versionen wie jetzt verwendet werden könnten. Außerdem müsste die Kasse vermutlich offline laufen, da Updates zum Betriebssystem sowie jedes Kassenupdate eine neue Zertifizierung erfordern könnte, online Anbindung ohne Systemupdates aber zu riskant wäre.
Unseren Kunden hätten wir dann empfehlen müssen, eine der Registrierkassen auf dem Markt zu kaufen und alle Vorgänge aus unserem System (das eben die ganzen gesetzlich verpflichtenden apothekenspezifischen Vorgänge wie Prüfung der Medikamente auf Echtheit übernimmt) noch einmal in der Registrierkasse einzutippen. Eventuell hätten wir auch eine Vorlage gedruckt, die dann abgetippt werden muss.
Online-Meldung ans FA hingegen hätte, wenn man es schon so kompliziert machen will, wie wir es in Deutschland jetzt machen, einiges vereinfacht, würde aber auch nicht das Problem lösen, dass Umsätze nicht erfasst werden.
Dafür hätte ich die Lotterievariante bevorzugt, bei der jeder online vom Händler gemeldete Kassenzettel in einem Portal vom Kunden registriert werden kann und dann unter den erfassten Bons regelmäßig einige höhere Geldgewinne verlost würden. Da wären dann ein Teil der Bevölkerung aktiv interessiert und das Finanzamt würde feststellen, wenn nicht gemeldete Bons registriert werden bzw. die Kunden würden sich beim Händler beschweren. Oder man hätte das mit einer Rückerstattung kombinieren können, Umsatzsteuer auf 22% erhöhen und dann auf vom Kunden eingereichte Bons 3% erstatten, wenn der Händler diesen Bon vorher dem Finanzamt gemeldet hat. Halt irgendwas, bei dem der Kunde einen scheinbaren oder tatsächlichen finanziellen Vorteil hat.