Schneidest du den Ticketverkäufer durch?
Nein, aber er möchte ihm keinen Kollegen mehr an die Seite setzen, um die zweite Kasse zu besetzen. Denn wir reden nicht nur vom kleinen inhabergeführten Dorfkino um die Ecke mit einem Kinosaal, sondern das Problem wirklich schlechter Online-Buchungssysteme, für die dann auch noch eine Gebühr erhoben wird, zieht sich ja durch alle Kinogrößen. Also auch Kinos, bei denen aktuell an vier oder mehr Kassen gleichzeitig die Leute Schlange stehen (und das sicherlich nicht, weil sie zu alt/dumm/offline sind, als dass sie nicht auch online kaufen würden).
In kaum einer Branche in dem Bereich dürfte es so schwer sein in nennenswertem Umfang Steuern zu hinterziehen. Den Kinos sitzt nämlich nicht primär oder nur das Finanzamt im Nacken, sondern die Filmverleiher die pro Eintrittskarte ihre Prozente bekommen und die Filmförderanstalt, die ebenfalls jeden Monat einen prozentualen Anteil bekommt. Deswegen gibt es dort seit Jahrzehnten(!) Sicherheitsmaßnahmen um sicherzustellen, dass die Kinos auch jeden(!) Besucher und die Einnahmen buchen.
Kleine Anekdote: Es war der 15.12.2015, 20 Uhr, ein dunkler Autobahnparkplatz vor den Toren Kölns. Verschiedene Leute steigen in einen Mini-Van und fahren rund 300km in ein ganz anderes Bundesland in ein kleines Dorf-Kino. Der Betreiber ist ein guter Freund eines gemeinsamen Bekannten, und so treffen wir beide (Kino-Betreiber und unser aller gemeinsamer Bekannter) irgendwann kurz vor Mitternacht im Kino.
Es folgt eine Privatführung durch das Kino, hinter die Kulissen, da wurde auch das mit den Filmen erklärt: Die kommen auf Festplatte (oder irgend ein anderer Datenträger, weiß nicht mehr genau) rechtzeitig vor Kinostart an, die Wiedergabe erfolgt über ein abgeschottetes ("auf keinen Fall das Gehäuse öffnen, sonst fährt sich das Ding runter und kann von uns nicht mehr gestartet werden") System, das auch die Entschlüsselung vornimmt. Und welche Filme in welchen Versionen (2D, 3D, ...) von wann bis wann abgespielt werden dürfen, bekommt das System durch eine Schlüsseldatei für dieses Kino explizit mitgeteilt. Und auch nur in dieser Zeit kann der Film entschlüsselt werden. Wie oft man ihn dann abspielt, ist dem System aber wiederum egal, das wird nicht erfasst.
Und für den 24 Stunden später in Europa startenden "Star Wars: Das Erwachen der Macht" hat das System angezeigt: "Verfügbar ab 16.12.2015 00:00 Uhr". Der Kino-Betreiber vermutete Absicht (damit man vorher gucken kann, ob der Datenträger einwandfrei funktioniert, um bei diesem wichtigen Film eine Panne in einzelnen Kinos zu vermeiden), aber üblich wäre es seiner Aussage nach nicht.
Nutzen könnte er diese vorzeitige Freischaltung nicht (würde jemals jemand rausbekommen, dass sie den Film zu früh gezeigt haben, wäre es das wohl gewesen mit der Kino-Betreiber-Karriere), aber er fand es auch zu schade, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen. Und so kam ich in den Genuss einer ganz privaten Vorführung für einen ausgewählten "Kreis des Vertrauens", rund 10 Personen im Kino, StarWars 24 Stunden vor allen anderen. War ganz cool
Wurde aber, um den Bogen zu diesem Thread zurück zu schlagen, nicht nur im Kassensystem nicht erfasst. Sondern auch nicht monetär vergütet.