die Modelle/Fly-By-Wire müssen nur besser sein, als ein manuell gesteuertes Flugzeug.
Definiere "besser".
Keine simulierte Ruderkraft wird je so realistisch sein, wie "echte" Ruderkräfte. Nur ist das natürlich für sehr große/schnelle Flugzeuge keine Option... Ist es also "besser" etwas synthetisch erzeugtes zu fühlen?
Ist es "besser" wenn manche der Ruderbewegungen die man macht keinerlei Reaktion auslöst (weil der Computer sie bewusst ignoriert - mit den besten Absichten) ?
Ist "besser" was die Arbeitsbelastung reduziert? Oder was maximales Situationsbewusstsein erzeugt? Oder einem maxiamale Möglichkeiten gibt? Oder einen mit rechlich Sicherheitsabstand von allem Übel fernhält? Schwierig zu sagen.
Die Auslegung einer Flugsteuerung ist extrem komplex, und von Anfang an nicht naturgegeben, sondern Menschenwerk. Irgendwer schlaues (Clement Ader? Brüder Wright? Gustav Weisskopf?) hat mal beschlossen, es braucht 3 Ruder, und sie werden mit Knüppel/Steuerhorn und Pedalen bewegt. Ob man das heutzutage als die ergonomischste Lösung ansehen würde, wenn man es erst mit dem heutigen Wissen entwickeln würde?
Rein von der Physik her, verhält sich die traditionelle Längs- und Quersteuerung fundamental unterschiedlich:
Wenn man mit dem Höhenruder einen Ausschlag macht, hat das eine Auswirkung auf die Längsneigung. Nimmt man den Ausschlag zurück, kehrt das Flugzeug in die Ausgangslage zurück. Wie bei der Lenkung im Auto.
Ganz anders im Kurvenflug, leitet man mit dem Querruder eine Kurve ein und nimmt den Ausschlag zurück, kreist das Flugzeug für immer, man muss die Ausgangslage bewusst und aktiv mit einem gegenteiligen Ausschlag wieder herstellen.
Die Airbus FBW Logik hat diesen fundamentalen Unterschied abgeschafft, lässt künstlich das Höhenruder wie ein Querruder wirken, mit ziehen und wieder loslassen leitet man einen Steigflug ein, mit drücken muss man aktiv die Ausgangslage wieder herstellen. Das macht das Flugzeug im normalen Flugbetrieb sehr viel einfacher und intuitiver fliegbar. Aber ist das jetzt wirklich "besser"? Immerhin heuchelt man dem Piloten eine künstliche Scheinwelt vor, die es natürlich gar nicht gibt. Und die bisweilen auch mal ausfallen kann. Was ist in absoluten Ausnahmesituationen "besser"? Vermutlich kommt es auf die spezifische Situation an. Und auch auf den spezifischen Piloten.
Im aktuellen Fall geht es aber nicht um FBW/manuell, es geht um Systeme die aktiv geblockt sind. Es geht um Warnungen, die aktiv unterdrückt werden. Jeweils natürlich aus gutem Grund. Nur sind all diese "am grünen Tisch" erdachten inhibit-Logiken anfällig dafür, zu arbeiten wenn sie es besser nicht getan hätten bzw. nicht zu arbeiten, wenn sie es besser getan hätten. Oft ist es schlicht unmöglich, bei der Konstruktion an alle Fälle zu denken. Die Frage ist dann, soll man überhaupt kleine Helferlein einbauen, von denen man weiss das sie weit von 100% entfernt helfen werden. Bis wohin ist die Gesamtbilanz positiv, und wann hätte man es besser weggelassen.
Und ist die billigste Lösung (z.B. Hebelstellung ignorieren) wirklich die beste, oder sollte man nicht generell dann den Hebel blockieren (was beim Fahrwerkshebel am Boden zum Beispiel der Fall ist). Oder wenigstens sofort einen Warnton geben, wenn man einen Hebel/Schalter betätigt, der aktuell keine Wirkung hat, da von Systemen/Software aktiv geblockt. Damit der Pilot sofort kapiert, dass jetzt nicht passiert, was er (u.U. fälschlicherweise) gerade machen will.
Die Flugzeuge sind doch alle super fehlertolerant, das sind man an dem großen Haufen an Incidents, die glimpflich ausgegangen sind.
In Gänze tendiere ich dazu, dir zuzustimmen. Im Einzelfall gibt es aber immer wieder Unfälle, bei denen man klar sagen kann "Im Flugzeugmuster x wäre dieser Unfall so nicht passiert". Jeder Flugzeugtyp hat Stärken und Schwächen, keiner ist perfekt. Von daher gibt es bei jedem Flugzeugtyp noch Steigerungspotential bei der Fehlertoleranz. Und die muss eventuell auch noch auf bestimmte Pilotentypen abgestimmt werden.