Deutsche Fluglotsen stimmen für unbefristeten Streik

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atcler

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20.10.2010
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Meinem Arbeitgeber geht es gut. Die Geschäftsführung erhöht sich die Gehälter um 20%. Es sei denen gegönnt. Nun soll ich aber bis zu 350 Stunden im Jahr zusätzlich arbeiten, die Tage rechne Dir selber aus. Bisher hat mir niemand erklärt, warum ich dies tun muss. Wenn es der DFS schlecht gehen würde, wäre ich durchaus bereit meinen Teil zur Verbesserung beizutragen. Nochmal, vielleicht kommt es auch mal an: Es geht nicht ums Geld!

Immerhin hast Du Dir die Arbeit schon mal angeschaut. Eine Frage an Dich: Woher kennst Du die Belastung eines Lotsen "zu gut"? Von einem Besuch? Das ist mir zu einfach.
Du bist mit einer Ärztin verheiratet. Ich habe selber 2 in der Familie und ich gebe Dir recht, dass die Bedingungen in einer Klinik schei... sind. Absolut! Nur sollten sie dann nicht für eine Verbesserung kämpfen? Meine Unterstützung haben sie! Nur, ich muss mich als Lotse nicht am schlechten orientieren. Es gibt im Ausland übrigens deutlich bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte. Eine aus meiner Familie ist gegangen und hat den Schritt nicht bereut. Mehr Geld und weniger Arbeit, vor allem geregelt. Dann spiele ich den Ball zurück: Warum geht ihr dann nicht?
 

Wombert

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20.03.2010
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MUC
Ich muss nicht in jedem Job arbeiten um zu wissen wie hart oder weniger hart die Belastung ist. Ja - ich habe schon Fluglotsen bei der Arbeit zugeschaut! Glaub mir ich kenne die Arbeitsbelastungen (wobei ich bei Fluglotsen echt nicht von Belastung rede) eines Fluglotsen zu gut. Ich bin aber mit einer Ärztin verheiratet. Im Gegensatz zu Dir kann ich Arbeitsbelastungen von verschiedenen Jobs ganz gut vergleichen. Ich kann nur sagen:
Lass es! Hör auf zu heulen! Jeder andere der weiss was Schichtarbeit und Verantwortung für andere Leben bedeutet nimmt Euch nicht ernst! Die Party ist zu Ende!

Wechsel: Ich kann Griechenland vorschlagen! Da passet Ihr super hin! Wie wäre es mit Taxifahren da?
Oder was richtiges lernen und richtig arbeiten - aber das wäre ja wirklich anstrengend! Zumindest könnt Ihr dann erfahren was eine richtige Arbeitsbelastung ist!

Ich glaube du irrst. Ich kann mir keinen Beruf vorstellen, der kognitiv so dauerbelastend ist wie der eines Fluglotsen. Nicht umsonst müssen die Jungs nach zwei Stunden eine Pause einlegen, sonst gibt's nen Feuerball am Himmel.
 

flysurfer

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06.03.2009
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www.vielfliegertreff.de
Sehe ich das richtig, dass Du damit jeglichen Streik in einem Dienstleistungsgewerbe als unmoralisch ansiehst? Schließlich wird dabei grundsätzlich immer ein unbeteiligter Dritter benachteiligt (etwa: Müllabfuhr, ÖPNV, usw.).

Selbstverständlich, sofern es sich bei den Streikgründen nicht um eine Notwehrsituation handelt oder um einen Streik für ein höheres Allgemeingut, wie bereits oben ausführlich mit verschiedenen Beispielen geschildert.

Es ist und bleibt unmoralisch, Vorteile für sich selber auf Kosten von unbeteiligten Dritten durchzudrücken, insbesondere wenn die Kosten für die Dritten in der Summe deutlich höher sind als der kumulierte Wert der im Optimalfall (aka alle Forderungen werden erfüllt, in der Praxis eh unrealistisch) zu erzielenden Vorteile. Nach so einem Streik sind unterm Strich nämlich alle ärmer.
 

peter42

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09.03.2009
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Hervorragend, weil wir hier ja gerade KEINE Rechtsdiskussion haben, sondern eine Moraldiskussion. Das ist etwas vollkommen anderes. Rechtlich erlaubtes und moralisches Handeln sind zwei Paar Schuhe. Und während Recht und Gesetz sich im Lauf der Zeit oft drastisch wandeln und es enorme Unterschiede zwischen unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen gibt, ist die moralische Beurteilung von Handlungen doch wesentlich beständiger und universeller. Nicht zuletzt beruft man sich diesbezüglich auch heute noch sehr oft auf altgriechische Philosophen. Ich fürchte, nicht einmal das "erprobte GG" wird es an Beständigkeit und Universalität mit einem Platon oder Sokrates aufnehmen können.


Grundrechte sind auch nicht gegen Moral aufzurechnen, sondern universal (siehe auch das aktuelle Urteil).

Dass man 1990 versäumt hat eine neue Verfasung zu erstellen ist ein anderes Thema.

Und Rechte und Recht sind zwei Paar Schuhe.

Übrigens sind Streiks schon aus vorplatonischer Zeit überliefert, also ist auch die zeitliche Dimension falsch,
 

flysurfer

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Übrigens sind Streiks schon aus vorplatonischer Zeit überliefert, also ist auch die zeitliche Dimension falsch,

Streiks waren vor weniger als 100 Jahren ja auch noch vielfach sinnvoll und moralisch gerechtfertigt, einfach mal meine Beiträge lesen und verstehen, das hilft, steht da nämlich alles bereits ausführlich begründet drin. Ich mache mir die Mühe nämlich nicht, damit Ignoranten die Beiträge teilweilse überlesen, es sich dann aber doch nicht verkneifen können, darauf ausschnittsweise Bezug zu nehmen. Miese Form.
 

peter42

Moderator
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09.03.2009
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Streiks waren vor weniger als 100 Jahren ja auch noch sehr sinnvoll, einfach mal meine Beiträge lesen und verstehen, das hilft, steht da nämlich alles bereits ausführlich drin.....
Habe Deine Beiträge natürlich gelesen und verstanden, nur s.u.:

Bisher hat keiner hier im Thread eine Alternative zu Streiks aufgezeigt, wenn anders keine Bewegung erfolgt. Der AG hat ja das Äquivalent als Gegenmaßnahme.
 

flysurfer

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Bisher hat keiner hier im Thread eine Alternative zu Streiks aufgezeigt, wenn anders keine Bewegung erfolgt.

Wenn es definitiv kein Ergebnis gibt, kann man akzeptieren oder kündigen. Es handelt sich ja nicht um Zwangsarbeit, die wäre unmoralisch. Man kann auch alle Maßnahmen ergreifen, die Dritte nicht (oder nur minimal) schädigen, da muss man eben notfalls kreativ sein. Aber solange es gesetzlich möglich ist, Mitarbeiter freizustellen, damit sie bei voller Bezahlung gegen die Interessen des Arbeitgebers agitieren, bleibt die Moral natürlich auf der Strecke. Es handelt sich beim heutigen Streikrecht (und seiner praktischen Umsetzung) um ein rechtliches Ungetüm, das mit Gerechtigkeit und Fairness nicht mehr zu tun hat als die endlose Beibehaltung der Schaumwein- oder Hundesteuer (wieso gibt's eigentlich keine Katzensteuer?) oder Teile des Steuerrechts. Letztlich handelt es sich bei vielen "modernen Streiks" um staatlich geförderte Erpressung, und das Lösegeld zahlt nicht nur die Gegenseite, sondern auch zahllose Unbeteiligte.

Sorry, aber nur weil etwas gesetzlich erlaubt ist, hält mich das sicherlich nicht davon ab, meiner tief empfundenen Verachtung dafür Ausdruck zu verleihen – genauso wie für viele andere himmelschreiende Ungerechtigkeiten, die rechtlich oft nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht sind.

Klar ist für mich auch: Wenn das mit dieser Streikmode so weitergeht und immer mehr Kleingruppen von ihrem "Recht" Gebrauch machen, große Teile der Wirtschaft und Bevölkerung mit ihren Streikmaßnahmen zu schädigen, wird ein Umdenken stattfinden und genug Druck entstehen, das Streikrecht einer Überprüfung zu unterziehen. Aber wie immer muss vorher erst einmal der größte anzunehmende Schaden angerichtet werden, vorher rührt in diesem Land bekanntlich keiner einen Finger.

Siehe auch S21, jahrzehntelange Phlegmatie, dann auf einmal Volksaufstand und nun endloses Politchaos.
 
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flysurfer

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Katzen hinterlassen ihre Fäkalien nicht auf Gehwegen (ok, wird nicht direkt aus Hundesteuer bezahlt) und sind nicht so aggressiv, daß das Ordnungsamt sich um sie (Einhaltung Leinenpflicht im Park, Kampfhunde etc.) kümmern müßte.

Das ist uralter Unfug, schließlich sind Hundehalter verpflichtet, die Scheiße aufzusammmeln und mitzunehmen. Im übrigen scheißen Katzen besonders gerne in Sandkästen etc., und ihr Kot enthält oft schlimmere Krankheitserreger als der von Hunden.

Würde eine Hundesteuer den Halter davon befreien, die Hinterlassenschaften zu entsorgen, könnte man darüber ja reden. Hundesteuer ist aber NICHT zweckgebunden.

Die wahren Gründe offenbart wie immer ein Blick in die Geschichte. Als der Unfug eingeführt wurde, gab es schlicht und einfach noch gar keine ausgeprägte Katzenhaltung, sonst hätten wir sicher auch seit vielen 100 Jahren eine Katzensteuer.

Die Hundersteuer wird erhoben, weil man die erheben kann und weil es sich für die Erheber rechnet. Die Gemeinden dürften auch eine Katzen- oder Pferdesteuer erheben (und Pferdeäpfen auf Straßen und Wegen sind ja mindestens so auffällig wie Hundekot, und die müssen die Reiter nicht wegräumen) erheben, sie machen es nur deshalb nicht, weil:

Gegen die Einführung einer Katzen- oder Pferdesteuer spricht nicht zuletzt der sehr hohe und damit teure Verwaltungsaufwand, u.a. für die Kontrolle der möglichen Steuerpflichtigen, der die zu erzielenden Einnahmen deutlich reduzieren würde.

http://www.amt-kellinghusen.de/index.php?contentID=374
 
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tyrolean

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18.03.2009
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Bayern & Tirol
Meinem Arbeitgeber geht es gut. Die Geschäftsführung erhöht sich die Gehälter um 20%. Es sei denen gegönnt. Nun soll ich aber bis zu 350 Stunden im Jahr zusätzlich arbeiten, die Tage rechne Dir selber aus. Bisher hat mir niemand erklärt, warum ich dies tun muss. Wenn es der DFS schlecht gehen würde, wäre ich durchaus bereit meinen Teil zur Verbesserung beizutragen. Nochmal, vielleicht kommt es auch mal an: Es geht nicht ums Geld!

Immerhin hast Du Dir die Arbeit schon mal angeschaut. Eine Frage an Dich: Woher kennst Du die Belastung eines Lotsen "zu gut"? Von einem Besuch? Das ist mir zu einfach.
Du bist mit einer Ärztin verheiratet. Ich habe selber 2 in der Familie und ich gebe Dir recht, dass die Bedingungen in einer Klinik schei... sind. Absolut! Nur sollten sie dann nicht für eine Verbesserung kämpfen? Meine Unterstützung haben sie! Nur, ich muss mich als Lotse nicht am schlechten orientieren. Es gibt im Ausland übrigens deutlich bessere Arbeitsbedingungen für Ärzte. Eine aus meiner Familie ist gegangen und hat den Schritt nicht bereut. Mehr Geld und weniger Arbeit, vor allem geregelt. Dann spiele ich den Ball zurück: Warum geht ihr dann nicht?

Wer streikt nun? Ärzte oder Fluglotsen?
Wenn ich mich recht entsinne, ist die DFS noch in staatlichem Besitz.
 

atcler

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20.10.2010
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Hm, Ärzte haben schon gestreikt, für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingen. Lotsen noch nicht. Krankenhäuser sind auch durchaus im Besitz der öffentlichen Hand.
Und nochmal, woher kennst Du die Belastungen von Lotsen "zu gut"? Ich bleibe neugierig.
 

tyrolean

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18.03.2009
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Ich glaube du irrst. Ich kann mir keinen Beruf vorstellen, der kognitiv so dauerbelastend ist wie der eines Fluglotsen. Nicht umsonst müssen die Jungs nach zwei Stunden eine Pause einlegen, sonst gibt's nen Feuerball am Himmel.

Es sind übrigens 2,5 Stunden bei hoher Belastung. Bei geringerer Belastung darf man auch ein wenig länger arbeiten.
Die hohe Belastung habe ich nie bestritten, nur nicht das Alleinstellungsmerkmal.
Die "Belastung" ist eine relativ subjektive Erscheinung. Ich messe die nicht mit "ich bin ja so abgespannt". Was ist, wenn jemanden die Arbeit auch noch Spaß macht und nicht als Belastung empfindet. Für Belastung und Stress gibt es interessante Scoring Modelle. Nur dann kann kann man vergleichen dass der Neuro-Chirurg gestresster ist als der Fluglotse. Nach diesen Scoring Modellen könnte man auch entlohnen....
Mann, bin ich heute wieder gestresst!

Fürstliche Entlohnung ja - aber keine überzogene königliche Entlohnung!
Diese ist halt noch eine Reminiszenz aus alten Tagen.
Einfach mal mit anderen Arbeiten vergleichen - und nicht das Argument: Ich würde es ja begrüßen, wenn alle in Deutschland 100k Euro verdienen! Wenn jeder an sich denkt, ist an alle Gedacht!
 

tyrolean

Erfahrenes Mitglied
18.03.2009
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Bayern & Tirol
Hm, Ärzte haben schon gestreikt, für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingen. Lotsen noch nicht. Krankenhäuser sind auch durchaus im Besitz der öffentlichen Hand.
Und nochmal, woher kennst Du die Belastungen von Lotsen "zu gut"? Ich bleibe neugierig.

Gibt auch private Krankenhäuser - und die Zahlen ordentlich.
Zum Vergleich: Die Assistenzärzte verdienen so viel wie Ihr noch ohne Lizenz!
 

tyrolean

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18.03.2009
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Bayern & Tirol
Hm, Ärzte haben schon gestreikt, für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingen. Lotsen noch nicht. Krankenhäuser sind auch durchaus im Besitz der öffentlichen Hand.
Und nochmal, woher kennst Du die Belastungen von Lotsen "zu gut"? Ich bleibe neugierig.

Das ist relativ einfach wenn man weiss was ein Lose arbeitet, welche Pausenzeiten, Urlaub und Schichtregeln es gibt.
Zudem kommen noch Ausbildungszeiten und Vergütungen.
Stichwort: Arbeitswissenschaft! Lernt man auf der Uni - oh Sorry, den Ausbildungsschritt haben Lotsen ja i.d.R. ausgelassen und sind gleich aufs Geldverdienen übergegangen.

Wenn man das für mehrere Berufsgruppen kann man sich ein vergleichendes Bild machen. Wenn man allerdings nur sein eigenes im Kopf hat ist man selten objektiv. Klar egal wie man verdient - es ist immer zu wenig und die Arbeit ist immer zu viel!

Zum Thema: Es gibt auch private Krankenhäuser und die bezahlen ordentlich - im Vergleich zu Fluglotsen aber immer noch ein Almosen!
 

atcler

Aktives Mitglied
20.10.2010
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Tja, und warum dann der Vergleich mit Ärzten? Wenn es denen so gut geht?

Es sind übrigens nur 2 Stunden bei hoher Belastung, nicht 2,5. Fakt!

Stimmt, Stress und Belastung ist immer persönliches Empfinden. Nur auf Dauer ist es nicht gesund, immer mit Vollgas unterwegs zu sein. Im Sinne der Arbeitnehmer darf es auch nicht so sein, denn bin ich platt und muss aufhören zu arbeiten, interessiert es keinen, ich falle für die Gesellschaft aus und verursache hohe Kosten bei null Ertrag.

Ich lasse meinen Beruf von mir aus gerne mit anderen vergleichen, nur Du bestimmst nicht, mit welchen das passieren darf.