...
Ich glaube, was hier gemacht werden muss und was Multisaft auch schon öfter versucht hat zu erklären ist die Trennung von
1: Streik aus rein finanziellen Gründen
2: Streik aus finanziellen und anderen Gründen
3: Streik aus anderen Gründen
So wie ich das hier sehe liegen wir nicht bei 1 aber auch nicht nur bei 3 sondern wahrscheinlich so zwischen 2 und 3. Wenn die Fluglotsen also darauf hinaus wollen, dass sie mit der aktuellen Situation bereits überlastet sind und dies (auch aus Aspekten der Sicherheit und der Gesundheitsgefährdung Einzelner) so nicht mehr weiter tragen können, dann finde ich das als Flugreisender durchaus positiv. Da ich gerne Tower- und Centerlotsen hätte die ihre Arbeit "frisch und munter", gerne und extrem professionel machen kann ich die Haltung gut verstehen wenn die aktuell bestehenden Bedingungen diesem entgegen stehen.
Das Thema Bezahlung ist jetzt wieder ein ganz anderes. Der Job eines Fluglotsen ist anstrengend, anspruchsvoll und verdient dadurch durchaus eine angemessene Bezahlung. Was das jetzt in Geld ausgedrückt heißt, das muss jeder selbst definieren. Meine Haltung ist, das Fluglotsen aktuell sicher nicht unterbezahlt sind im Vergleich zu anderen Arbeitnehmern die auch anstrengende und sehr anspruchsvolle Arbeitsverhältnisse haben.
Beim Thema Streik find ich die Haltung derer die immer meckern, dass es ja ein Unding ist wenn Dritte hinein gezogen werden immer wieder amüsant. Vor allem wenn dann von AG-Seite das Argument kommt "wer bezahlt mir denn die Kosten?". Genau hier liegt ja der Witz, dadurch dass es anscheinend nicht möglich ist vorher einen Kompromiss zu erzielen muss halt etwas geschehen. Dies mündet dann meist in einem Szenario das für den AG nicht nur "ideologisch" sondern halt auch monetär schmerzhaft wird. Weil anders würde es die meisten AG einfach nicht interessieren wenn ihre Belegschaft mehr fordert als der AG bereit ist zu geben.
Wenn ich im Winter wegen nem Streik der Bahn in der Gegend rumstehe und mir die Füße abfriere finde ich das auch nicht sonderlich lustig, zeige mich aber (so lange auch die Forderungen der AN in einem angemessenen Rahmen liegen) solidarisch mit den streikenden AN, weil nur dadurch erreichen sie was.
Gab früher einige Soziologen und Philosophen die solche Thematiken, vor allem in Bezug auf Solidargemeinschaften (alias früher mal Gesellschaft) behandelt haben. Leider ist da in der aktuellen Gesellschaft nicht mehr viel übrig geblieben.
danke für deine zutreffende Zusammenfassung.
In der Auseinandersetzung liegt man sicher, wie Du schon sagst, zwischen 2-3. Dass es nicht nur 3 ist, möchte ich noch mit diesem kleinen Rechenbeispiel zeigen:
allein die Erhöhung der Wochenarbeitszeit um 2 Stunden entspricht einer Gehaltskürzung um 5,2%.
5,2%? Das ist doch die Zahl, die die DFS gerade als Einkommenssteigerung für die nächsten 29 Monate angeboten hat. Also ist das DFS-Angebot allein unter diesem Gesichtspunkt eine absolute Nullrunde bis Ende 2013!
Die Inflation beträgt aktuell 2,4%, somit bleiben über 29 Monate Laufzeit 5,8% Reallohnverlust!
ABER NOCHMALS. in dieser Frage wäre eine Einigung zu erzielen. Eine reale Nullrunde wäre noch zu verkraften. Nur eben ein Verlust nicht. Das wird hoffentlich auch jeder verstehen.
Die Gewerkschaft hat sich vor ca. 2 Jahren während der Wirtschaftskrise mit dem Arbeitgeber geeinigt, eine damals bereits verhandelte Gehaltserhöhung zu verschieben, um die Firma und Kunden nicht noch mehr zu belasten.
Das ist doch große Verantwortungsbereitschft.
Auswüchse hinsichtlich der Arbeitsbedinungen können aber in dieser Form nicht hingenommen werden. Die Gründe hab ich und Flawless ja bereits genannt. zusammenfassend: der Sicherheit im Flugverkehr wegen.
Versteh mich nicht falsch. Keine Lotse möchte streiken. Kein Lotse muss auch (monetär oder nicht) motiviert werden. Jeder hat Spaß an seinem Beruf und übt diesen professionell und produktiv aus und geht befriedigt nach Hause, wenn er ein paar Minuten Delay wieder einholen oder eine enge Lücke nutzen konnte.
Nur sollte man sie auch nicht demotivieren. Ein eindrucksvolles (da monetär, also plakativ
) Beispiel ist der Versuch der DFS, gewisse Niederlassungen in den Gehaltsbändern (deutlich) herabzustufen. Ermittelt wurden die neuen Einstufungen mit dem simplen Ansatz:
Luftverkehr : Personal-Soll
Zitat GdF:
Uns ist in den Verhandlungen nicht viel mehr eingefallen, als mit offenem Mund zu staunen. Alles in allem muss man der DFS aber zugestehen, dass sie sehr konsequent versucht, ihr Personalproblem auf dem Rücken der Mitarbeiter zu lösen. EBGen, die seit Jahren mit einem Personalminus von 30 % und mehr leben, mit einer Berechnung auf Basis des Personal-Solls (!) zwei Gruppen herabzustufen, dass ist...