was z.B. in den USA über die letzten Jahre zu beobachten ist.
Am Rande einer Fachtagung Anfang des Jahres erzählte mir ein britischer Aussteller, dass sich der deutsche Markt ein wenig wie ein closed shop anfühle.
Alle zahlen bar, die Gebühren an den Geldautomaten seien überhöht, ausländische Banken hätten Einstiegsprobleme (
die Geschichte, dass die Isbank in keinen Automatenverbund aufgenommen wurde, hat sich offenbar durch halb Europa herumgesprochen) und würden sich auch notgedrungen eher als Direktbank positionieren.
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Politik in Deutschland die Problematik mit den hohen Gebühren und dem drohenden doppelten Abkassieren des Automatenbetreibers, bei Kartenaussteller und Verbraucher, in naher Zukunft adressiert. (Eine Vorschrift, dass etwaige Gebühren auf dem Standby-Bildschirm des Geldautomaten angezeigt werden müssen, anstatt Karten durchprobieren zu müssen, wäre ja schon mal ein Anfang (analog der Aufhebung der Apothekenpflicht von Standardarzneimitteln, damit der Preisvergleich nicht mehrmals Laden-rein, Verkäufer fragen, Danke sagen, rausgehen beinhaltet).)
Da der Staat ja mit den Landesbanken und Sparkassen ja irgendwie fleißig mitbankt und das großherzig als finanzielle Inklusion vermarktet, wird das halt eher nicht kommen. (Ironischerweise soll aber hierzulande trotzdem jede Bank Basiskonten anbieten müssen, ob Berliner Sparkasse, Deutsche Bank oder net-m Privatbank 1891, wo Art. 16 Abs. 1 der Zahlungskontenrichtlinie 2014/92/EU eine ausreichend große Anzahl an Kreditinstituten genügen lässt, und durchaus Zweifel angebracht sind, ob ein kleines Startup mit frischer Banklizenz im gleichen Umfang diese Bestimmungen erfüllen kann wie eine Deutsche oder Commerzbank.)
Wir werden aber auch im Sozialstaat Deutschland Probleme mit der finanziellen Inklusion bekommen, wenn
1) insbesondere Sparkassen und Genossenschaftsbanken in ländlichen Regionen die Kontoführungsgebühren massiv erhöhen (denn Niedrigzinsen sind eine langfristige Realität, der Strukturwandel wird allein durch Leugnen und Wegschauen nicht rückgängig gemacht, und die Privatbanken haben sich im Zweifel aus den kleinen Orten eh schon zurückgezogen);
2) die Geldautomatennutzung für Kunden anderer Banken, etwa Direktbanken, immer teurer wird;
3) die Annahme anderer Zahlungsmittel nicht gefördert wird, denn ohne Bargeldbezug kann man in Deutschland im Zweifel nicht mal einen Döner am Bahnhof kaufen;
4) Cashback-Dienste mit girocard bei geringen Beträgen weiterhin nicht erlaubt sind (das würde schließlich die Automatennutzung untergraben; Cashback mit Maestro oder Visa Debit ist zwar theoretisch möglich, aber nicht überall gewährleistet, und oftmals wird die 20-Euro-Grenze vom Händler dann vertragsfreiheitsmäßig einfach auf alle Zahlungssysteme ausgedehnt);
5) gerade Geringverdiener in weniger dicht besiedelten Regionen nur noch die Wahl zwischen "schlecht" (hohe Kontoführungsgebühren bei örtlicher Bank) und "sehr schlecht" (kostenfreies oder günstiges Direktbankkonto, aber nirgendwo ohne happige Kosten an Bargeld kommen) haben (denn ob man pro Abhebung bis zu 7,50 Euro zahlt oder 10 Euro pro Monat Kontoführungsgebühr, nun ja…).
Kurzfristig dürften an einen Automatenverbund angeschlossene Direktbanken wie comdirect (Cash Group), 1822direkt (Sparkassen) oder Deutsche Skatbank (Volksbank) attraktiv werden. Sie haben auch keine allzu schlechten Konditionen.
Aber langfristig ist es im schlimmsten Fall denkbar, dass Bankdienstleistungen für bestimmte Menschengruppen wieder zum Luxus werden.