Einmal Europa und zurück - ein Roadtrip in die Ukraine

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Luftikus

Megaposter
08.01.2010
24.348
10.226
irdisch
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Interessanter Thread hier. Sehr persönlich und interessant. Auch wenn nicht alles mein Geschmack wäre (oder meine Preislage) finde ich es toll, seinen eigenen Vorlieben zu folgen. Die Architekturdetails finde ich auch super. Fazit: Eine Bereicherung.
 
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flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.617
520
Der Roadtrip zeigt, dass ich wieder einige Plätze zusätzlich besuchen muss.
Nächste Woche bin ich u.A. in Straßburg, jedoch mit Mama (94) und ihrem Bruder (86) - es wird mit den Verehrten Herrschaften etwas langsamer werden als hier im Reisebericht.

Breslau sehe ich auch als Ziel eines Ost Trips an, den dann aber mit +1 im Rahmen einer Rundreise 'in den Osten'. Selber war ich vor ca. 20 Jahren mal in Breslau auf einem Tagesausflug im Rahmen einer Dienstreise. Das war damals auch schon interessant, aber aus der Erinnerung hat sich da angesichts deiner Fotos natürlich mächtig was getan.


Kein Road Trip Kommentar aber ohne Bezug zum Auslöser, dem Fahrzeug - und zwar mit einer weiteren Frage:

Wie handhabst du das denn mit dem ja jetzt flacher über dem Boden liegendem Fahrzeug bezüglich Ersatzteilen?
Ist da Mercedes gut um Europaweit incl. Ukraine die Kundschaft bei Bedarf mit spezifischen Ersatzteilen zu versorgen? Und gibt es Werkstätten die die Fahrzeuge handeln können?
Karosserietechnisch sicher (ala Unfall Reparatur), aber sollte sonst was fällig werden könnte es ja interessant sein.

Ich denke da als erstes an die Felgen und Reifen (mir gefallen sie richtig gut), die ich da primär gefährdet sehe. Ein Satz Reservereifen wäre da eventuell angebracht, auch als temporärer Tausch mit einer Wintertauglichen Set. (ok da seid ihr unterwegs).

Also insgesamt würde mich mal die Ersatzteilversorgungslage in der Ukraine bei diesen Fahrzeugen interessieren.



Flyglobal
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
08/06/18; 8. Reisetag

Da mal wieder eine Abreise, eine Strecke Autofahrt vor uns lag, standen wir recht früh auf, packten und gingen hinunter in die Bahnhofshalle in die Frühstückskantine.

War das Essen bereits am Vortag rechts unappetitlich dargeboten, waren heute alle Teller dreckig, d.h. noch mit Essenresten verklebt.
0608 01 by HON /UA

Anscheinend war dies den anderen Gästen egal – uns nicht. So riefen wir den Restaurantmanager, welcher sich überrascht zeigte. Nun begann plötzlich das große Tellerkontrollieren.

Beim Auschecken wurde uns dann mitgeteilt, dass die Spülmaschine einen technischen Defekt hätte, der Service bereits gerufen wäre, man uns wegen den Unannehmlichkeiten die Parkgebühr von immerhin insgesamt US$ 40 erlassen würde.

Der Innenstadtring Krakaus war komplett verstopft, auf dem Ring (Aleja Adama Mickiewicza) entdeckte ich endlich noch ein paar Gebäude, welche mehr meinem Geschmack entsprachen, namentlich das Nationalmuseum (erbaut )1934 bis 1990!!!) und die Jagiellonische Bibliotheke (erbaut 1931 bis 1939).

Das Navigationssystem führte uns in einem recht großen Bogen westlich aus der Stadt und dann über Nebenstraßen nach Norden auf die E77 Richtung Warschau, knapp 300 Kilometer, veranschlagte Fahrzeit über 4 Stunden.

Doch selbst dies war optimistisch, denn die E77 ist nur zum kleinen Teil eine Autobahn, der Rest sind Umleitungen um die im Bau befindliche Schnellstraße und alte Autobahnen mit vielen Ampeln.

Was fällt einem in Polen auf? Es ist ‚Fast-Food-Land’, selten haben wir eine solche Anhäufung von KFC, McD und Burger King gesehen, mit klarem Vorteil für McD (teilweise standen diese im Abstand von unter einem Kilometer).

Gegen 14:30 erreichten wir Warschau,
0608 02 by HON /UA

fuhren im Stau in die Innenstadt,
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vorbei an der ersten Sehenswürdigkeit Warschaus, der 1954 bis 62 erbauten Haltestelle ‚Warszawa Ochota WKD 01’,
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zum Hotel WESTIN.
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Während Valentyna das Auto in der Hotelgarage abstellte (kostenlos für alle Gäste über das Wochenende, bis Montag früh), erledigte ich den Check-In.

Zuerst wollte man uns ein Eckzimmer geben – eine Suite im 15. Stockwerk gab es erst auf Nachfrage.
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Schnell in die Club-Lounge im 19. Stockwerk,
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eine Pepsi Max (ja, Polen ist wohl auch Pepsi-Land) getrunken und im Anschluss fertig für einen Stadtrundgang gemacht.

Um 16:30 erschienen unsere Freunde, wir machten uns auf die Stadt zu erkunden.

Da ich Ende der 90er eine Weile in Warschau gewohnt, von Polen mehr als von Deutschland gesehen hatte, war es für mich mehr einen Zeitreise.

So musste ich recht schnell feststellen, dass die Polen daran sind Geschichte zu zerstören, durch uniforme Glashochhäuser zu ersetzen – wie mir unsere Freunde mitteilten, auch zum Unmut vieler Warschauer.

Den ersten zerstörten Zeitzeugen fanden wir unweit des Hotels, in der Emilii Plater 51, den ‚Emilia Furniture Store’, welcher bis zu seinem Abbruch als Museum of Modern Art diente.
Emilia by HON /UA
(Foto aus den Tiefen des WWW)

Gegenüber mein persönliches Highlight Warschaus, der Kulturpalast (eigentlich Kultur- und Wissenschaftspalast, ursprünglich ‚Kultur- und Wissenschaftspalast Josef Stalin’), errichtet 1952 bis 1955 im Stil des Sozialistischen Klassizismus (auch als ‚Zuckerbäckerstil’ bekannt).
0608 11 by HON /UA

Der russische Architekt, Lew Rudnew, wollte aber keinen reinen Abklatsch der Moskauer Gebäude, reiste durch Polen, um sich ein Bild von der traditionellen polnischen Architektur zu machen, übernahm die aus der italienischen Renaissance importierte Attika für den Kulturpalast.

Mit 237 Metern Höhe war der Kulturpalast bei Fertigstellung das zweithöchste Haus Europas (Nr. 1: Lomonossow-Universität in Moskau) und ist es bis heute in Warschau geblieben. Die aktuelle national-konservative Regierung würde es zwar gerne abreißen, da es für sie ein Zeichen der Unterdrückung Polens ist – allerdings scheitert dies nicht nur am Willen der Warschauer, auch ist die ‚Stalintorte’ mittlerweile zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden.

Weiter am Zentralbahnhof
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und Marriott-Hotel, dem ersten 5*-Hotel Warschaus, vorbei zur renovierten, wunderschönen Markthalle,
0608 13 by HON /UA

mit einem tollen Warenangebot und interessanten Restaurants.

Das nächste Highlight Warschaus lag nur knapp 5 Minuten Fußmarsch entfernt, der MDM Komplex (Marszalkowska Dzielnica Mieszkaniowa), ein nach dem WWII (1950 – 1956) auf 80 Hektar Fläche errichtetes Wohngebiet mit 6'300 Wohnungen, das Referenzprojekt des Sozialisten Klassizismus in Polen.
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Die Wohnungen waren großzügig uns modern, deshalb beliebt, mit allem erdenklichen Luxus der Zeit ausgestattet: Badezimmern, Aufzügen, Zentralheizung, Müllschluckern etc.

Aber nicht nur Wohnungen wurden errichtet, auch hier wurde Wert auf ‚Social Engineering’ gelegt – so entstanden auch Hotels,
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(das ‚MDM-Hotel’ befand sich gerade in Renovierung, war komplett eingerüstet)

Kinos und viele andere Gebäude des täglichen Lebens.
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Nun wurde es Zeit fürs Abendessen, unsere Freunde schleppten uns zu ‚Sushi Zushi’, wo wir einen sehr schönen Tisch in den Arkaden eines Stalinbaus erhielten.

Sushi
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(mehr Fisch als Reis) wie auch die Hauptgerichte waren sehr gut,
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der Service ‚bemüht’ - trotzdem eine Stufe unter dem Japanischen Restaurant bei unserem letzten Aufenthalt.

Gesättigt ging es zur Sheesha Lounge gegenüber des ehemaligen Hotel Forums (heute Novotel), unsere erste Shisha der Woche rauchen.

Von hier hatte ich in der Abenddämmerung einen Blick auf das letzte touristische Highlight des Tages, die ‚Rotunda’, erbaut 1966 im Stil des Sozialistischen Modernismus, in welcher zuletzt die Verwaltung einer großen polnischen Bank untergebracht war.
Rotunda by HON /UA
(Historisches Foto aus Wikipedia)

Doch auch hier hatte die Abrissbirne zugeschlagen – doch zu meiner großen Verwunderung entsteht hier kein uniformer (und billigerer) quadratischer Glasneubau, nein, man baut hier neu mit historischem Hintergrund.
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Wir nahmen ein UBER zum Apartment unserer Freunde, 500 Meter vom WESTIN entfernt, wo der Abend mit ziemlich viel Champagner und Coke Zero gegen 3 Uhr morgens ausklang.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
Wie handhabst du das denn mit dem ja jetzt flacher über dem Boden liegendem Fahrzeug bezüglich Ersatzteilen?
Ist da Mercedes gut um Europaweit incl. Ukraine die Kundschaft bei Bedarf mit spezifischen Ersatzteilen zu versorgen? Und gibt es Werkstätten die die Fahrzeuge handeln können?
Da geht man einfach zum offiziellen Mercedes-Benz- & Smart-Center in Odessa, genauso wie wenn Du in Hamburg, Frankfurt etc. wärst. Die handhaben alles, vom Elektro-Smart bis zum Maybach und AMG GT.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.697
3.865
BER
Das mit dem soz.realistischen Gebäuden kriegen Tschechen und Slowaken besser hin als Ostdeutsche und Polen. Mir tut es immer noch weh, dass der Palast der Republik damals abgerissen wurde, von dem, was in Potsdam gerade abgeht, mal abgesehen. Mein letzter Bezug zum Palast der Republik, ein Leningrad-Konzert im bereits entkernten Gebäude, ist mir allerdings in bleibender Erinnerung geblieben.
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.697
3.865
BER
Was mich noch interessiert: warum besucht ihr im nichtasiatischen Ausland (und von deiner Wurst-Ilse in Frankfurt Mal abgesehen) nicht auch mal Fastfood-Statten jenseits von McD? In Polen gehören zum Beispiel Milchbars zum Kulturgut, finde ich, allein wegen des Eindrucks. Auch wenn das Geschmackserlebnis meist beschränkt ist, geh ich da allein gern hin, um zu schauen, was die Leute so machen, wie die Kittelschürzenfrauen auftun und abkassieren usw.
 
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HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Was mich noch interessiert: warum besucht ihr im nichtasiatischen Ausland (und von deiner Wurst-Ilse in Frankfurt Mal abgesehen) nicht auch mal Fastfood-Statten jenseits von McD? In Polen gehören zum Beispiel Milchbars zum Kulturgut, finde ich, allein wegen des Eindrucks. Auch wenn das Geschmackserlebnis meist beschränkt ist, geh ich da allein gern hin, um zu schauen, was die Leute so machen, wie die Kittelschürzenfrauen auftun und abkassieren usw.
In Europa gehen wir zu McD oder BK wenn wir von einem Ort zum anderen unterwegs sind, keine Stunde für ein Mittagessen vergeuden wollen. Andere Restaurants an der Autobahn sind ja meist zweifelhaft, bei McD und BK weis man einfach was man bekommt - und es geht schnell. Milchbars kenne ich von damals, habe noch keine entdeckt wo es mir gut geschmeckt hätte, denn das Essen ist schon irgendwie ähnlich wie in der Ukraine.
 
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crossfire

Erfahrenes Mitglied
15.04.2012
2.067
861
Das mit dem soz.realistischen Gebäuden kriegen Tschechen und Slowaken besser hin als Ostdeutsche und Polen. Mir tut es immer noch weh, dass der Palast der Republik damals abgerissen wurde, von dem, was in Potsdam gerade abgeht, mal abgesehen. Mein letzter Bezug zum Palast der Republik, ein Leningrad-Konzert im bereits entkernten Gebäude, ist mir allerdings in bleibender Erinnerung geblieben.



Du bist aber nicht wirklich eingeborener Ostdeutscher? Im Ernst u.bei aller Liebe zu Geschmacksunterschieden der realsozialistischen Baukunst: Erichs Lampenladen zum schützenswerten Architekturgut zählen zu wollen ....ist sportlich.
P.s. warst Du mal drinnen, zu Zeiten der Soffjetzone?
 
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Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.697
3.865
BER
Du bist aber nicht wirklich eingeborener Ostdeutscher? Im Ernst u.bei aller Liebe zu Geschmacksunterschieden der realsozialistischen Baukunst: Erichs Lampenladen zum schützenswerten Architekturgut zählen zu wollen ....ist sportlich.
P.s. warst Du mal drinnen, zu Zeiten der Soffjetzone?
Doch bin ich. Ich finde das nicht sportlich. Über die Ästhetik des Lampenladens kann man ja durchaus streiten, aber so wurden in den 1970er Jahren eben Kulturhäuser in Hauptstädten des soz. Lagers gebaut. Für mich gehörte der Palast genauso zum Ostteil der Stadt (und zu seiner Geschichte) wie rotes Rathaus, Weltzeituhr, Fernsehturm, Karl-Marx-Allee, Kino International und Tierpark. Ich finde es eine Schande, das er ohne Befragung der Bürger abgerissen wurde. Vom architektonisch (und historisch-symbolisch) mehr als fragwürdigen Wert eines neu aufgebauten Stadtschlosses mal ganz zu schweigen.
 

paulraum

Erfahrenes Mitglied
08.04.2009
2.477
13
ARN / ZRH
Der Lampenladen hätte nie abgerissen werden dürfen - das waren alle Prämissen für ein Denkmal erfüllt. Wenn man nur denkt, was sonst so als schützenswert und vor allem nachfolgend als wiederaufbau-würdig definiert wird. Dresden mit Neumarkt und Frauenkirche ist da ganz vorne dran, andere - u.a. auch das Stadtschloss in Berlin als Ersatz. Leider ist Denkmalschutz mittlerweile so politisiert, und viele herausragende Bauten der sozialistischen Zeit sind da untergegangen. Umso mehr freue ich mich immer über die Highlights die HON/UA immer wieder auf seinen Reisen findet und gewissermaßen ausgräbt. Gerade die vielen Reliefs und Mosaike sind phänomenal.
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
09/06/18; 9. Reisetag

Während Valentyna die glückliche Gabe besitzt nach einer durchzechten Nacht lange schlafen zu können, war bei mir um 08:30 Schluss, an Weiterschlafen nicht mehr zu denken.

So überließ ich Valentyna das Bett, machte mich frisch und in den 19. Stock, wo sich die Club-Lounge des WESTIN befindet.
0609 01 by HON /UA

Das Essensangebot ist zwar auch nicht besser als im Hauptrestaurant im Erdgeschoss, dafür hat man eine mehr intime Atmosphäre als in der Bahnhofshalle unten.

So bestellte ich ein Eiweißomelette mit Schnittlauch, nahm mir vom geräucherten Fisch und gönnte mir zur Feier des Samstags zwei Löffel des Zucker-Palmölaufstrichs ‚Nutella’.

Bis um 11 verbrachte ich meine Zeit mit mehreren Espressi, schrieb den Report des Vortages.

Um kurz nach 11 gab es für Valentyna einen heißen Kaffee ans Bett, der dezente Wink mit dem Zaunpfahl endlich aufzustehen.

Um 12:30 warteten unsere Freunde bereits in der Lobby, wir liefen an einer Markthalle vorbei
0609 02 by HON /UA

durch Wohngebiete
0609 03 by HON /UA

zum Restaurant ‚Winosfera’, sehr stylish gemacht.
0609 04 by HON /UA

Valentyna wählte als kombiniertes Frühstück/Mittagessen schwarze Pasta mit Pad Thai Prawns,
0609 05 by HON /UA

ich, bereits durch Frühstück und Proteinshake befüllt, beließ es bei etwas ‚Gemüse’, perfekt geschält und knackig gegart, mit Olivenöl.
0609 06 by HON /UA

Dergestalt gesättigt konnte im Anschluss das Pflichtprogramm Warschaus beginnen:

Per UBER in Richtung ‚Altstadt’ (Richtig wäre die Bezeichnung ‚Neustadt’), wo wir unsere Tour begannen.
0609 07 by HON /UA

Die Ursprünge der Altstadt stammen aus dem 13. Jahrhundert, die Stadtmauer wurde im 14. Jahrhundert angelegt, im 15. Verstärkt und durch einen Wassergraben ergänzt. Sie verfügte über zwei Tore (Krakauer Tor im Süden; Neustadttor im Westen) und einen quadratischen Marktplatz mit einem rechtwinklig abgehenden Straßennetz
0609 08 by HON /UA

und dem Rathaus in der Mitte (abgerissen im 19. Jahrhundert).

Nachdem 1596 Warschau Hauptstadt Polens wurde entwickelte sich die Stadt außerhalb der Stadtmauern schnell – innerhalb veränderte sich jedoch wenig.

Das gotische Fürstenschloss wurde zum Königsschloss, daneben ein barockes Denkmal zu Ehren König Sigmund III: Wasas (der Warschau zur Hauptstadt gemacht hatte) aufgestellt.
0609 09 by HON /UA

1815, mit der Einverleibung Polens durch Russland, begann der Niedergang – Warschau wurde zur Provinzstadt, Bauwerke verkamen, die Altstadt wurde zum Armenviertel.

Und dann kamen 1939 die Deutschen, das Königsschloss wurde von Fliegerbomben getroffen und brannte aus. Im Warschauer Aufstand 1944war die Altstadt stark umkämpft, viele Häuser stürzten ein, die Einwohner wurden vertrieben, SS-Einheiten zerstörten die Reste der Altstadt mit Flammenwerfern und Sprengsätzen, das Königsschloss wurde bis auf die Grundmauern zerstört.

1945 waren von 957 historischen Gebäuden 782 komplett zerstört, 141 teilweise. Trotzdem, auch um ein Zeichen des Sieges über die Besatzer zu setzten, wurde entschlossen die Altstadt originalgetreu wiederaufzubauen.

Bereits 1945 bis 47 wurden Trümmer und Schutt entfernt, 1949 war die Nordseite des Marktplatzes fertig-, die Sigmund-Wasa-Säule wieder aufgestellt. Im Juli 1953 wurde die Altstadt feierlich eröffnet, 1955 waren die Bauarbeiten, bis auf das Königsschloss, abgeschlossen.

Das Königsschloss musste wegen Geldmangels jedoch noch etwas warten – erst 1971 wurde entschlossen es aus Spendengeldern (welche meist aus den USA kamen) wiederzuerstellen, was erst 1988 abgeschlossen war.

Vom Schlossplatz hatten wir zudem einen schönen Blick über den Fluss aufs Fußballstadion,
0609 10 by HON /UA

wir liefen weiter am Präsidentenpalast vorbei
0609 11 by HON /UA

zur Heimat meiner ersten Monate in Warschau, dem Hotel Bristol, welches bereits in den 90er Jahren existierte.
0609 12 by HON /UA

Weiter zum ‚Nowy Swiat’ (Neue Welt).
0609 13 by HON /UA

Auch diese Hauptgeschäftsstraße Warschaus wurde im WWII fast vollständig zerstört, nach dem Krieg wieder aufgebaut, allerdings nicht im Stil der Vorkriegszeit mit vielen höheren Gründerzeit- und Jugendstilbauten, sonderm im Stil des frühen 19. Jahrhunderts mit dreigeschossigen Bauten im Stil des Neoklassizismus.

Hier gönnte ich mir eines der kulinarischen Highlights Polens, ein Softeis der Kette ‚Soprano’.
0609 14 by HON /UA

Hört sich italienisch an – ist es aber nicht, denn es handelt sich hier um polnisches Fabrikat für Softeiscreme – sehr lecker, vor allem in Vanille und Schokolade.
0609 15 by HON /UA

Zu Fuß weiter zu einem Punkt Warschaus, der mich von der architektonischen Seite wieder weitaus mehr interessierte, der S-Bahn-Haltestelle ‚Warszawa Powisle’, erbaut 1955.
0609 16 by HON /UA

Das Café im Inneren ist heute ein IN-Treffpunkt, ich ging hinauf auf die monumentale, palastartige Brücke,
0609 17 by HON /UA

schaute mir das Bauwerk noch von oben an.
0609 18 by HON /UA

Zurück zum Hotel zu kommen war etwas schwierig, denn in der Innenstadt fand eine große Gay-Parade statt,
0609 19 by HON /UA

wir mussten den letzten Kilometer laufen.

Valentyna entschloss sich etwas auszuruhen, ich schwang mich in Sportsachen und begab mich für 1 ½ Stunden ins Gym.
0609 20 by HON /UA

0609 21 by HON /UA

Um 20:30 trafen wir uns zum Abendessen im nahegelegenen libanesischen Restaurant ‚Le Cedre’, außen auf der Terrasse ordentliche Mezze und rauchten Wasserpfeife bevor wir uns gegen 23:30 in den angesagten Club ‚The View’ aufmachten, wie der Name bereits sagt mit hervorragendem Ausblick über Warschau.

Leider Ist Warschau weder Kiev noch Odessa, die Party etwas flau, vor allem da gefühlte 90% der Tische mit Spaniern, Engländern etc. besetzt waren, welche Warschau wegen des billigen Alkohols und der Frauen besuchen.

Wir hatten einen kleinen Tisch reserviert,
0609 22 by HON /UA

Partystimmung wollte aber nicht aufkommen.

So verabschiedeten wir uns bereits recht früh, liefen zum Apartment unserer Freunde, wo wir bis in die Morgenstunden zusammensaßen, das Morgengrauen über dem Kulturpalast erlebten.
0609 23 by HON /UA
 

Airsicknessbag

Megaposter
11.01.2010
21.502
15.154
Gerade die vielen Reliefs und Mosaike sind phänomenal.

Oh, wenn ich dann einmal kurz den Thread hijacken darf, dann habe ich etwas nettes fuer Dich aus dem Flughafen Ulan Ude:

img_4393ufjat.jpg


img_4387fkkwf.jpg
 

Hene

Erfahrenes Mitglied
27.03.2013
4.697
3.865
BER
Der Lampenladen hätte nie abgerissen werden dürfen - das waren alle Prämissen für ein Denkmal erfüllt. Wenn man nur denkt, was sonst so als schützenswert und vor allem nachfolgend als wiederaufbau-würdig definiert wird. Dresden mit Neumarkt und Frauenkirche ist da ganz vorne dran, andere - u.a. auch das Stadtschloss in Berlin als Ersatz. Leider ist Denkmalschutz mittlerweile so politisiert, und viele herausragende Bauten der sozialistischen Zeit sind da untergegangen. Umso mehr freue ich mich immer über die Highlights die HON/UA immer wieder auf seinen Reisen findet und gewissermaßen ausgräbt. Gerade die vielen Reliefs und Mosaike sind phänomenal.
Sie hätten gern das wirklich abrisswürdige ICC am Funkturm durch ihr schönes neues Stadtschloss ersetzen können. Das ist nun wirklich pottenhässlich und es wäre eine gute Richtungsentscheidung gewesen:) jetzt aber genug OT!
HON/UA packt hier wirklich immer Dinger aus, von deren Existenz ich bisher noch nichts wusste. Bravo!
 

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
Und was hat es mit den Wunderkerzen auf sich?
Wie MacGyver schreibt, ist das eine besondere Aufmerksamkeit (oder damit die anderen Gäste aufmerksam werden) wenn man eine Flasche Champagner oder teuren Vodka etc. bestellt. Die 'Aufmerksamkeit' kann je nach Preislage der Flasche variieren. Höhepunkt ist wenn in St. Tropez im Les Caves du Roy eine Flasche Roederer Cristal bestellt wird, in der Methusalem-Ausführung, also in der Größe von 8 Normalfaschen oder 6 Litern, zu ca. EUR 30'000. Dann erklingt einen spezielle Musik, Kellner bringen die Flasche mit Feuerwerk und dazu die Ansage über Lautsprecher 'Table Nr. 56 from Pakistan ordered Roederer Methusalem'.
 
Zuletzt bearbeitet:

HON/UA

Erfahrenes Mitglied
28.02.2011
3.882
7.288
Odessa/ODS/UA
10/06/18; 10. Reisetag

Und täglich grüßt das Murmeltier... Während Valentyna um kurz nach 8 im Reich der tiefsten Träume weilte, war bei mir an Schlafen nicht mehr zu denken, nach knapp über 3 Stunden brachte ich kein Auge mehr zu.

Also Valentyna wieder ihren Träumen überlassen, frisch gemacht und zum Frühstück in die Lounge, Räucherfisch und das obligatorische Eiweißomelette mit Schnittlauch verdrückt.

Um 11 war ich dann auch schon wieder im Gym, wo ich in 75 Minuten mein Programm abspulte.

Im Zimmer angekommen gönnte ich mir eine kalte Dusche, scheuchte dann Valentyna aus dem Bett und machte selbst für 30 Minuten die Augen zu.

Um 13:30 schlugen unsere Freunde in der Lobby auf, wir gingen auf die Straße, um auf unser UBER zu warten. Gegenüber des Hotels fiel mir dieses Auto auf – ich denke der Eigentümer wird sich über die viele Post nicht besonders freuen.
0610 01 by HON /UA

Es ging zum italienischen Restaurant ‚La Boscaiola’,
0610 02 by HON /UA

um dort unser letztes gemeinsames Mittagessen auf dieser Reise einzunehmen.
0610 03 by HON /UA

Als Vorspeise gab es Schwertfisch-Carpaccio
0610 04 by HON /UA

sowie Vitello Tonnato,
0610 05 by HON /UA

die Mädels waren zum Glück zufrieden mit dieser Wahl.
0610 06 by HON /UA

Als Hauptgerichte folgten Pappardelle mit Entenragout und Spaghetti mit Baby-Oktopus und Miesmuscheln.

Das Ganze war ordentliche italienische Küche, jedoch kein Highlight.

Per UBER schnell zurück ins Hotel, die letzten Sachen in den Taschen verstaut und pünktlich um 16 Uhr aus dem Zimmer ausgecheckt, das Gepäck verladen – und schon waren wir auf der Straße.

Die Fahrtstrecke für den Sonntag betrug 240 Kilometer in Richtung Ukrainische Grenze, wo wir laut Google Maps nach 4 Stunde in Chelm ankommen sollten.

Nein, diese Strecke machte größtenteils keinen Spaß, denn die Autobahn Warschau – Lublin befindet sich über 100 Kilometer im Bau, man muss immer links oder rechts der Trasse auf Behelfsstraßen mit Tempolimit 60 und Überholverbot dahinkriechen.
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0610 08 by HON /UA

20 Kilometer vor Lublin dann endlich wieder Autobahn,
0610 09 by HON /UA

auch die Autobahn für die Stadtumgehung war schon fertig, 6-spurig!

40 Kilometer vor Chelm war dann wieder Schluss mit Lustig, eine Bundesstraße in ordentlichem Zustand – wegen der Lastwagen kam man aber nicht wirklich schnell voran.

Landschaftlich war es sehr hübsch, tiefgrün, mit sanften Hügeln – und ein ganz wichtiges Schild kam in Sicht:
0610 10 by HON /UA

Gegen 20 Uhr erreichten wir endlich unsere Unterkunft, das Hotel ‚Edels’ in Chelm,
0610 11 by HON /UA

neu und modern,
0610 12 by HON /UA

die Zimmer einfach aber ordentlich und sauber,
0610 13 by HON /UA

das Bad klar das Beste daran.
0610 14 by HON /UA

Von Chelm hatten wir so gar keine Vorstellung, fuhren etwas in die Stadt und fanden auf dem Hügel eine sehr hübsche Altstadt mit belebtem Marktplatz vor.
0610 15 by HON /UA

Wir fuhren noch kurz zur Kirchanlage,
0610 16 by HON /UA

0610 17 by HON /UA

entschieden uns dann statt bei einem zweifelhaften Italiener lieber einen standardisierten Burger bei McD einzuwerfen. Der McD in Chelm war eine Überraschung, vor dem McDrive stand die Wagenschlange weit bis in den naheliegenden Kreisverkehr, auch im Schnellrestaurant selbst war es total überfüllt. Keine Ahnung weshalb der Laden so populär ist.

Zurück zum Hotel und den Tag sehr früh ausklingen lassen.
 

MaxPowers

Reguläres Mitglied
13.02.2017
87
-1
FRA
Wie MacGyver schreibt, ist das eine besondere Aufmerksamkeit (oder damit die anderen Gäste aufmerksam werden) wenn man eine Flasche Champagner oder teuren Vodka etc. bestellt. Die 'Aufmerksamkeit' kann je nach Preislage der Flasche variieren. Höhepunkt ist wenn in St. Tropez im Les Caves du Roy eine Flasche Roederer Cristal bestellt wird, in der Methusalem-Ausführung, also in der Größe von 8 Normalfaschen oder 6 Litern, zu ca. EUR 30'000. Dann erklingt einen spezielle Musik, Kellner bringen die Flasche mit Feuerwerk und dazu die Ansage über Lautsprecher 'Table Nr. 56 from Pakistan ordered Roederer Methusalem'.

Vielen Dank für die Aufklärung (y) Da ich mich äußerst selten in Clubs aufhalte, kannte ich solch ein Prozedere einfach noch nicht.
Und Chelm wirkt auf den ersten Blick doch ganz beschaulich :)
 
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