08/06/18; 8. Reisetag
Da mal wieder eine Abreise, eine Strecke Autofahrt vor uns lag, standen wir recht früh auf, packten und gingen hinunter in die Bahnhofshalle in die Frühstückskantine.
War das Essen bereits am Vortag rechts unappetitlich dargeboten, waren heute alle Teller dreckig, d.h. noch mit Essenresten verklebt.
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Anscheinend war dies den anderen Gästen egal – uns nicht. So riefen wir den Restaurantmanager, welcher sich überrascht zeigte. Nun begann plötzlich das große Tellerkontrollieren.
Beim Auschecken wurde uns dann mitgeteilt, dass die Spülmaschine einen technischen Defekt hätte, der Service bereits gerufen wäre, man uns wegen den Unannehmlichkeiten die Parkgebühr von immerhin insgesamt US$ 40 erlassen würde.
Der Innenstadtring Krakaus war komplett verstopft, auf dem Ring (Aleja Adama Mickiewicza) entdeckte ich endlich noch ein paar Gebäude, welche mehr meinem Geschmack entsprachen, namentlich das Nationalmuseum (erbaut )1934 bis 1990!!!) und die Jagiellonische Bibliotheke (erbaut 1931 bis 1939).
Das Navigationssystem führte uns in einem recht großen Bogen westlich aus der Stadt und dann über Nebenstraßen nach Norden auf die E77 Richtung Warschau, knapp 300 Kilometer, veranschlagte Fahrzeit über 4 Stunden.
Doch selbst dies war optimistisch, denn die E77 ist nur zum kleinen Teil eine Autobahn, der Rest sind Umleitungen um die im Bau befindliche Schnellstraße und alte Autobahnen mit vielen Ampeln.
Was fällt einem in Polen auf? Es ist ‚Fast-Food-Land’, selten haben wir eine solche Anhäufung von KFC, McD und Burger King gesehen, mit klarem Vorteil für McD (teilweise standen diese im Abstand von unter einem Kilometer).
Gegen 14:30 erreichten wir Warschau,
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fuhren im Stau in die Innenstadt,
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vorbei an der ersten Sehenswürdigkeit Warschaus, der 1954 bis 62 erbauten Haltestelle ‚Warszawa Ochota WKD 01’,
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zum Hotel WESTIN.
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Während Valentyna das Auto in der Hotelgarage abstellte (kostenlos für alle Gäste über das Wochenende, bis Montag früh), erledigte ich den Check-In.
Zuerst wollte man uns ein Eckzimmer geben – eine Suite im 15. Stockwerk gab es erst auf Nachfrage.
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Schnell in die Club-Lounge im 19. Stockwerk,
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eine Pepsi Max (ja, Polen ist wohl auch Pepsi-Land) getrunken und im Anschluss fertig für einen Stadtrundgang gemacht.
Um 16:30 erschienen unsere Freunde, wir machten uns auf die Stadt zu erkunden.
Da ich Ende der 90er eine Weile in Warschau gewohnt, von Polen mehr als von Deutschland gesehen hatte, war es für mich mehr einen Zeitreise.
So musste ich recht schnell feststellen, dass die Polen daran sind Geschichte zu zerstören, durch uniforme Glashochhäuser zu ersetzen – wie mir unsere Freunde mitteilten, auch zum Unmut vieler Warschauer.
Den ersten zerstörten Zeitzeugen fanden wir unweit des Hotels, in der Emilii Plater 51, den ‚Emilia Furniture Store’, welcher bis zu seinem Abbruch als Museum of Modern Art diente.
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(Foto aus den Tiefen des WWW)
Gegenüber mein persönliches Highlight Warschaus, der Kulturpalast (eigentlich Kultur- und Wissenschaftspalast, ursprünglich ‚Kultur- und Wissenschaftspalast Josef Stalin’), errichtet 1952 bis 1955 im Stil des Sozialistischen Klassizismus (auch als ‚Zuckerbäckerstil’ bekannt).
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Der russische Architekt, Lew Rudnew, wollte aber keinen reinen Abklatsch der Moskauer Gebäude, reiste durch Polen, um sich ein Bild von der traditionellen polnischen Architektur zu machen, übernahm die aus der italienischen Renaissance importierte Attika für den Kulturpalast.
Mit 237 Metern Höhe war der Kulturpalast bei Fertigstellung das zweithöchste Haus Europas (Nr. 1: Lomonossow-Universität in Moskau) und ist es bis heute in Warschau geblieben. Die aktuelle national-konservative Regierung würde es zwar gerne abreißen, da es für sie ein Zeichen der Unterdrückung Polens ist – allerdings scheitert dies nicht nur am Willen der Warschauer, auch ist die ‚Stalintorte’ mittlerweile zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden.
Weiter am Zentralbahnhof
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und Marriott-Hotel, dem ersten 5*-Hotel Warschaus, vorbei zur renovierten, wunderschönen Markthalle,
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mit einem tollen Warenangebot und interessanten Restaurants.
Das nächste Highlight Warschaus lag nur knapp 5 Minuten Fußmarsch entfernt, der MDM Komplex (Marszalkowska Dzielnica Mieszkaniowa), ein nach dem WWII (1950 – 1956) auf 80 Hektar Fläche errichtetes Wohngebiet mit 6'300 Wohnungen, das Referenzprojekt des Sozialisten Klassizismus in Polen.
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Die Wohnungen waren großzügig uns modern, deshalb beliebt, mit allem erdenklichen Luxus der Zeit ausgestattet: Badezimmern, Aufzügen, Zentralheizung, Müllschluckern etc.
Aber nicht nur Wohnungen wurden errichtet, auch hier wurde Wert auf ‚Social Engineering’ gelegt – so entstanden auch Hotels,
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(das ‚MDM-Hotel’ befand sich gerade in Renovierung, war komplett eingerüstet)
Kinos und viele andere Gebäude des täglichen Lebens.
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Nun wurde es Zeit fürs Abendessen, unsere Freunde schleppten uns zu ‚Sushi Zushi’, wo wir einen sehr schönen Tisch in den Arkaden eines Stalinbaus erhielten.
Sushi
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(mehr Fisch als Reis) wie auch die Hauptgerichte waren sehr gut,
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der Service ‚bemüht’ - trotzdem eine Stufe unter dem Japanischen Restaurant bei unserem letzten Aufenthalt.
Gesättigt ging es zur Sheesha Lounge gegenüber des ehemaligen Hotel Forums (heute Novotel), unsere erste Shisha der Woche rauchen.
Von hier hatte ich in der Abenddämmerung einen Blick auf das letzte touristische Highlight des Tages, die ‚Rotunda’, erbaut 1966 im Stil des Sozialistischen Modernismus, in welcher zuletzt die Verwaltung einer großen polnischen Bank untergebracht war.
Rotunda by
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(Historisches Foto aus Wikipedia)
Doch auch hier hatte die Abrissbirne zugeschlagen – doch zu meiner großen Verwunderung entsteht hier kein uniformer (und billigerer) quadratischer Glasneubau, nein, man baut hier neu mit historischem Hintergrund.
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Wir nahmen ein UBER zum Apartment unserer Freunde, 500 Meter vom WESTIN entfernt, wo der Abend mit ziemlich viel Champagner und Coke Zero gegen 3 Uhr morgens ausklang.