11/06/18; 11. Reisetag
Der Tag versprach ein langer zu werden – wie lange, das war uns am Morgen zum Glück noch nicht bewusst.
Länger als bis 6 Uhr im Hotels ‚Edels’ zu schlafen gestaltete sich sowieso problematisch, die Vorhänge waren hauchdünn und das Zimmer lag nach Osten, so dass einem die Sonne bereits sehr früh direkt ins Gesicht schien.
Pünktlich um 7 erschienen wir zum Frühstück, eine mehr als positive Überraschung für ein Hotel in der EUR-50-inkl-Frühstück-Kategorie.
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Es gab wirklich alles, inklusive Salate, Tomate mit Mozzarella und Basilikum, warmem Speisen etc.,
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das WESTIN in Warschau und auch das Sheraton in Krakau hätten sich eine Scheibe davon abschneiden können.
Um 8 waren wir auf der Straße, fuhren die restlichen 25 Kilometer bis zur polnisch-ukrainischen Grenze, wobei die Straße immer schlechter wurde. Ab 10 Kilometern vor der Grenze standen alle ca. 250 Meter Dixi-Toiletten am Straßenrand, wohl für den Rückstau von LKWs gedacht.
An der Grenze nahmen wir die Zufahrt für PKWs, wurden mit unseren deutlich sichtbaren Zollkennzeichen ins Terminal hineingewunken, fuhren zur Passkontrolle.
Hier wurde ich direkt von einer polnischen Dame Anfang 30 zusammengefaltet, ich hätte an der Linie anhalten, auf ihr Zeichen warten müssen, dass dies nun 60 Zloty Strafe kosten würde. Dumm nur, dass die Linie nicht mehr zu sehen war, die hätte wohl schon längst mal nachgezogen werden müssen, auch vom Wort ‚STOP’ existierte nur noch das ‚P’. Wenigstens nahm sie den Einwand an, doch nun wurden die Fragen seltsam, z.B. in welchem Verhältnis Valentyna und ich zueinander stehen würden. Zum Glück kamen 3 jüngere Zollbeamte hinzu, schauten sich unser Auto an, machten sich mit Taschenlampen auf die Suche nach Fahrgestellnummern, die Lage entspannte sich etwas.
Nach ca. 10 Minuten des Suchens wurde uns mitgeteilt, dass wir an diesem Terminal falsch wären, dass es keine Extraabteilung für Fahrzeugexport mehr geben würde, wir uns mit den LKWs am Zoll anzustellen hätten. Prima, wieso hatte man uns das nicht sofort gesagt?
Also wieder zurück und rechts ab zu den LKWs, zum Glück durften wir innerhalb des Terminals in die Schlange,
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mussten uns nicht am Ende der LKW-Schlange, ca. 5 Kilometer vor der Grenze einreihen.
Aber auch innerhalb des Terminals erinnerte das Ganze an Disney-World, die Fuhren standen in mehreren Schleifen, und so dauerte es doch ‚etwas’ länger als gedacht, erst nach knapp 3 Stunden standen wir vor dem Terminal und wurden gewogen.
Nun musste ich mit allen Unterlagen ins Zollbüro, zu Schalter 5. Schon der Geruch im terminal, zusammen mit ca. 30 LKW-Fahrern, war ein Erlebnis das man nicht braucht.
Schalter 5 war natürlich nicht besetzt, überhaupt waren von 6 nur 2 aktiv, ich wurde zu Schalter 3 eingeteilt.
Und dann der Schock: wie die Polen mit den Ukrainern reden, das ist unglaublich. Wir hatten in den Tagen in Polen bereits mehrfach mitbekommen, dass sich die Polen für etwas Besseres halten – aber der Ton der Zollbeamten ging nicht im Geringsten: hier wurde gebrüllt, beleidigt, selten habe ich so etwas erlebt. Ich dachte mir nur ‚wenn der mit mir so spricht, dann gibt es Ärger’.
Als ich an der Reihe war, meinen Deutschen Pass hinlegte, wurde die Mine zum Glück etwas freundlicher, der Ton weicher. Dumm nur, dass die Herrschaften kein Englisch sprechen, nur polnisch. Und es wird vorausgesetzt, dass jeder dies kann, der über die Grenze möchte.
Trotzdem, mit Händen und Füßen bekamen wir es hin, ich wurde zur ‚Inspektion der Ware’ ans Terminal gebeten, wo ein anderer, ebenfalls mürrischer Zöllner Auto und Tax-Free inspizierte. Am Flughafen ist das alles einfacher.
Am Schluss gab es dann doch noch alles Stempel, die Zolldokumente wurden gescannt, wir durften weiter, die EU verlassen.
Doch vor dem Verlassen der EU lag noch eine Schanke, an welcher man eine Art Chip-Karte, welche man beim Einfahren ins Terminal erhält, abgeben muss. Und die Schrankenwärterin hatte Mittagspause. So warteten wir noch 20 Minuten, wurden von den LKWs vorgelassen und durften endlich, nach 4 ½ Stunden, über eine Brücke zum ukrainischen Zollterminal.
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Hier begann das Spiel erneut: eine freundliche Dame in Uniform übergab uns statt einer Chip-Karte einen Talon, also einen Zettel mit Stempel und Nummer.
Ich kann Euch nicht sagen warum, aber mit erreichen der ukrainischen Grenzstation fiel der ganze Stress von uns ab. Die Menschen waren plötzlich freundlich und hilfsbereit, man hatte keine Angst mehr eine (unsichtbare) Linie zu übertreten, von Zollbeamten angeschissen zu werden.
Die Passkontrolle erfolgte zügig, wir fuhren zum Zoll, stellten das Auto ab,
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nahmen unsere Papiere uns liefen los. Wir wurden direkt von einem Broker angesprochen, welcher anbot für EUR 10 die gesamten Dokumente auszufüllen und die benötigten Kopien anzufertigen. So verbrachten wir die nächsten 20 Minuten in einem klimatisierten Büro, zahlten nochmals umgerechnet EUR 10 an der Zollkasse für irgendeine Inspektion und reichten die Papiere am Schalter ein.
Uns wurde mitgeteilt, dass es leider eine Wartezeit geben würde, wir sollten Mittagessen, in einer Stunde wiederkommen.
Oben im Zollgebäude gab es ein kleines Café,
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sozusagen die privat betriebene Kantine des Terminals, in welches wir uns begaben. Bereits der Geruch machte klar: hier wird frisch gekocht, wie bei einer ukrainischen Mama zuhause.
Zur Auswahl standen Suppe, Reis, junge Kartoffeln, Kartoffelpüree und Buchweizen, dazu Hühnerfilet in Ei, Frikadellen oder Kalbfleisch mit Äpfeln und Sauerrahm – und natürlich Salat mit Sauerrahm.
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Dieses Essen war klar das Highlight des Tages!
Nach 50 Minuten Warten wurde nochmals das Fahrzeug inspiziert, die Dokumente abgestempelt –
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da ich den Zoll und die Mehrwertsteuer bereits zuvor über einen Broker in Kiev bezahlt hatte, dies im System des Zolls ersichtlich war, ging es bei uns zügiger als bei anderen.
An der Schranke den Talon abgegeben und ‚schon’ waren wir in der Ukraine.
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Natürlich fehlte jegliche Beschilderung, das Tempolimit musste man – wie üblich – erahnen. Auch die Verkehrszeichenerkennung des Mercedes zeigte sich ratlos, als Limit wurde im Display nun ‚---‚ angezeigt.
So fuhr ich auf der Autobahn mit 120 keine 2 Kilometer bis mich die ukrainische ‚Polizei’ stoppte. Ich fuhr rechts ran und ein junger Polizist in US-Uniform bat um meine Papiere. Ich fragte was ich falsch gemacht hätte, mir wurde mitgeteilt ich hätte das ‚Rechtsfahrgebot’ auf Autobahnen missachtet, man würde nun ein Protokoll erstellen, ich müsse Strafe bezahlen.
Rechtsfahrgebot in der Ukraine? In der Ukraine fährt man da wo es die wenigsten Schlaglöcher gibt. Ich wurde nun wirklich sauer, 2 Kilometer nach der Grenze wegen eines solch blöden Grundes angehalten zu werden. Ich zeigte dem Polizisten den rechten Fahrstreifen, fragte ihn wie ich da bitte fahren solle, dass ich keinen Grivna bezahlen würde. Auch die anderen Angehaltenen waren ziemlich sauer, sagten ungehalten ihre Meinung – und so wurden wir alle, ohne Strafe und Protokoll, nach 5 Minuten Diskussion entlassen. Welcome Home!
Wir nahmen die nördliche E-373,
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welche 2012 zur Fußball-Europameisterschaft ausgebaut wurde und noch immer in ordentlichem Zustand ist, von einigen Schlaglöchern und Schwellen vor Brücken abgesehen. Zwar ist die Straße nur eine normale Bundesstraße, mit einer Fahrspur für jede Richtung, dafür wenig befahren.
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Das Navisystem zeigte 540 Kilometer bis Kiev, eine Fahrtzeit von 8 Stunden, Ankunft 00:24.
Wie Mitforist Hene vermutete, ‚durchflogen’ wir die Westukraine (Valentyna weigert sich diesen Teil der Ukraine als Ukraine anzuerkennen, nennt ihn kategorisch ‚Ostpolen’) so schnell es ging. Der Abstandstempomat wurde auf 180 gesetzt, außer ein paar sehr kurzen Zwischenstopps an Tankstellen und einem Monument
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hatten wir nur ‚Kiev’ im Auge., wo wir nach 4 ½ Stunden Fahrt um 21 Uhr eintrafen.
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Schnell ein paar Lebensmittel besorgt und sofort, ohne Umwege, eine Shisha rauchen gefahren, wir mussten unsere Nerven beruhigen.
Ja, der Import (oder besser der Export aus der EU) war stressig – aber ich wollte es einmal selbst erleben. Respekt vor allen die dies gewerblich jede Woche machen, ich glaube ich hätte nicht die Nerven und die Ausdauer dafür!
Ich bin nun gespannt wie es weitergeht, denn mit dem über die Grenze fahren ist es leider nicht getan, nun müssen noch die ganzen Formalitäten in Kiev erledigt werden bevor wir endlich nach Hause fahren können.