Also bitte - hier geht doch einiges ganz schön durcheinander...
Noch mal gaaaanz deutlich:
Das ich im Notfall für medizinsche Hilfeleistung zur Verfügung stehe, steht uneingeschränkt außer Frage. Die "gelegentliche unerwartete Inanspruchnahme" gehört zum "allgemeinen Lebensrisiko" eines jeden Arztes. Das akzeptiere ich auf Reiseflughöhe genauso wie in der U-Bahn oder überall anders auch.
Ich rede hier auch
nicht über die
Vergütung einer im Notfall erbrachten ärztlichen Leistung. Ich habe noch nie, wenn ich
außerhalb meiner regulären Berufstätigkeit mit einem Notfall konfrontiert wurde, meine Leistungen liquidiert. Natürlich steht jedem frei, sich wie auch immer erkenntlich zu zeigen. Im Rahmen der regulären Berufsausübung und im organisierten Notdienst (also alles, was nicht "Freizeit" ist) liquidiere ich selbstverständlich auch Notfälle: Hey, davon lebe ich...
Und bitte glaubt mir: Erwägungen, die medizinische Hilfeleistung könne mit einem unerwünschten Wechsel der Serviceklasse einhergehen und auch Haftungsaspekte spielen bei meiner Entscheidung, mich notfallmedizinisch einzubringen ganz bestimmt
keine Rolle. Eher mit haftungsrechtlichen Fragen konfrontiert zu werden als andere Berufsgruppen ist eben auch Bestandteil meines Berufes. Dass man in dieser Hinsicht durch LH abgesichert ist, wurde hier schon mehrfach gechrieben. Außerdem sollte jede ärztliche Berufshaftpflicht das "gelegentliche außerdienstliche Risiko" großzügig abdecken.
Und dennoch melde ich mich
nicht für das "Ärzte an Bord-Programm" von LH an.
Meinem Empfinden nach wäre das eine
Verkehrung des allgemeinen ärztlichen Risikos einer "gelegentlichen unerwarteten Inanspruchnahme" in eine
"vertraglich vereinbarte Bereitstellung notfallmedizinischer Kompetenz" oder eben einen "
Rufbereitschaftsdient". Und der ist von mir für einmalige 5000 Meilen nicht zu haben. Wäre er aber unter Reiseflugbedingungen auch für ein vielfaches nicht.
Ich glaube nicht, dass ein Notfallpatient durch diese Haltung je einen Nachteil hat, bedeuted doch der Gang zum Mikro und das Ausrufen eines Arztes keinen Tempoverlust gegenüber dem Aufsuchen der PAX-Liste und dem Gang zum Mediziner.
Dass ich so weniger wahrscheinlich in Anspruch genommen werde, als der Kollege, der am Programm teilnimmt, mag sein, ist aber nicht Bestandteil meiner Erwägungen.
Ach ja: Die Vorstellung, bei im Programm registrierten Ärzten handele es sich eher um meilengeiernde Quacksalber ("meilengeile Faker und Nichtskönner") halte ich für ziemlich daneben - weiß aber ja, von wem's kommt...