Solche Aussagen sind Klassenkampf von oben. Wer das deutsche Sozialsystem als "zu üppig" bezeichnet, hat echt den Schuss nicht gehört. Jemand der "nicht arbeiten gehen will" kriegt Hartz IV -30%, also 314 Euro (zzgl. Warmmiete). Das ist zweifelsfrei extrem wenig und zurecht hat das Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass alles darunter der Menschenwürde widersprechen würde.
Wenn du "aus Gerechtigkeitsgründen" es besser fändest, wenn Leute die "nicht arbeiten wollen" gar nichts bekämen (ich jedenfalls möchte das nicht, dass in Deutschland irgendjemand verhungern oder obdachlos sein muss, auch dann nicht wenn er "arbeitsunwillig" ist), dann würde ich kontern, dass wir in D viel schlimmere Ungerechtigkeiten haben, die aber niemand infrage stellt. Als erstes fällt mir da ein, dass das Renteneintrittsalter viel zu niedrig ist, wodurch diejenigen die Arbeiten gehen und Steuern zahlen (pro Jahr gehen ca. 75 Mrd. Steuergelder an die Rentenkasse, ein Anteil von etwa 20% am gesamten Bundeshaushalt) maßlos ausgeplündert werden. Wenn man das Renteneintrittsalter, so wie es fair wäre, auf 10 Jahre unter der Lebenserwartung festlegen würde (in den 50ern war die durchschnittliche Rentenbezugsdauer genau 10 Jahre, heute genau 20), wären wir bei einem gerechten Renteneintrittsalter von ungefähr 75 (Restlebenserwartung in dem jeweiligen Alter, nicht bei Geburt).
Bevor jetzt die Gegenargumente kommen: "Die haben aber doch eingezahlt": Ja, haben sie, aber das war auch damals immer ungerecht. Das kann aber kein Grund sein, die Ungerechtigkeit fortzuführen.
"Was, wenn einer in dem Alter nicht arbeiten kann": Dann gibts Hartz IV, wenn er noch zu irgendeinem Beruf fähig ist. Nur weil man mit 60 vielleicht auf dem Bau Probleme hat, ist das kein Grund für Frührente, sondern ein Grund um Ticketverkäufer zu werden.
Dieses Vorgehen würde viele Probleme lösen: Es gibt mehr Arbeitskräfte, weil die vorhandenen länger Arbeiten müssen. Die Nettolöhne können ohne Zusatzkosten für den Arbeitgeber um locker 15% steigen.
Und: Das Konzept "ich warte auf die Rente, um das Leben zu genießen" ist endgültig da, wo es hingehört, nämlich abgeschafft. Es ist nämlich vollkommen unsinnig. Als arbeitender Mensch hat man ein Recht auf ein erfülltes Leben abseits des Jobs, und zwar sofort, nicht nach 40 Jahren. Da ist dann sowas wie 4-Tage-Woche (oder stattdessen zusätzliche Urlaubstage), mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten der Kern (bei Bruttogehalt wie heute, aber eben 15% mehr netto).