Gründe für den Personalmangel?

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odie

Erfahrenes Mitglied
30.05.2015
8.362
4.629
Z´Sdugärd
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Warum werden dem Hatz-IV-Empfänger die Heizkosten erstattet, während der Berufstätige mit Pulli in der Wohnung sitzen muss?
Ohne jetzt wieder auf die Hartzer rumzuhauen....aber ja, gerecht ist anders.

Meine Frau arbeitet ja auch im "Niedriglohnsektor" im Gesundheitswesen. Da kommen am Ende des Monats so knapp 1400€ rüber. Jetzt überleg mal wie man ALLEINE mit so viel klar kommt. Selbst ein 1 Zimmer Wohnklo kost halt im Speckgürtel STR schon knapp 700€. KALT versteht sich. Jetzt würde das noch mit Gas geheizt sagen wir 200€, Strom n Hunni, bleiben 400€ zum leben. Davon muss das KFZ noch irgendwie gezahlt werden, Sprit zum auf ARbeit kommen und von irgendwelchen Wünschen der Regierung wie ein E Auto kaufen, E Bike etc fangen wir mal nicht an. Freizeitvergnügen oder Urlaub bleibt auch aussen vor.

Sicherlich kann man sich fragen ob man den da wohnen MUSS...sicherlich.

Fakt ist aber eben leider das der Unterscheid zwischen Hartz4 und Mindestlohn wirklich FAST zu vernachlässigen ist. Und so mancher Gewinnmaximierer hier soll sich einfach mal im eigenen Keller mal fragen ob er nicht auch doch lieber einfach auf dem Sofa sitzen bleiben würde anstatt für 1€ mehr die Stunde so n Aufriss zu betreiben. Ich für meinen Teil müsste die Frage auch eher mit "bleib ich halt Daheim und bezieh Hartz 4" beantworten. Das ist ja das wirklich schlimme.
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
24.283
10.194
irdisch
Niedriglohnjobs dürfen sich einfach nicht noch weiter abwärts bewegen, was sie dank Sparrunden, Ausflaggen, Inflation und stagnierender Realeinkommen zu lange getan hatten. Die müssen hoch gehen. Hinzu kommt der demographische Wandel und die Verrentung der Masse der Baby Boomer. Personal wird knapper und kostbarer. Bei vergleichsweise wenig attraktiven Flughafenjobs mit Forderungen wie Schichtarbeit, körperlicher Arbeit, im Freien, mit Spezialberechtigungen und Kenntnissen und Sicherheitsprüfung, zeigt sich sowas mit zuerst.
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
9.471
8.439
Meine Frau arbeitet ja auch im "Niedriglohnsektor" im Gesundheitswesen. Da kommen am Ende des Monats so knapp 1400€ rüber. Jetzt überleg mal wie man ALLEINE mit so viel klar kommt.
Du hältst hier gerade aber nicht ernsthaft ein Steuerklasse 5 Zweiteinkommen gegen ein Steuerklasse 3 Haupteinkommen, oder? 😉

Das macht dann doch mal ziemlich viel aus. Und selbst bei Steuerklasse 1 bleibt da noch deutlich mehr hängen.
 

alex09

Erfahrenes Mitglied
09.12.2010
2.341
1.573
Ohne jetzt wieder auf die Hartzer rumzuhauen....aber ja, gerecht ist anders.

Meine Frau arbeitet ja auch im "Niedriglohnsektor" im Gesundheitswesen. Da kommen am Ende des Monats so knapp 1400€ rüber. Jetzt überleg mal wie man ALLEINE mit so viel klar kommt. Selbst ein 1 Zimmer Wohnklo kost halt im Speckgürtel STR schon knapp 700€. KALT versteht sich. Jetzt würde das noch mit Gas geheizt sagen wir 200€, Strom n Hunni, bleiben 400€ zum leben. Davon muss das KFZ noch irgendwie gezahlt werden, Sprit zum auf ARbeit kommen und von irgendwelchen Wünschen der Regierung wie ein E Auto kaufen, E Bike etc fangen wir mal nicht an. Freizeitvergnügen oder Urlaub bleibt auch aussen vor.

Sicherlich kann man sich fragen ob man den da wohnen MUSS...sicherlich.

Fakt ist aber eben leider das der Unterscheid zwischen Hartz4 und Mindestlohn wirklich FAST zu vernachlässigen ist. Und so mancher Gewinnmaximierer hier soll sich einfach mal im eigenen Keller mal fragen ob er nicht auch doch lieber einfach auf dem Sofa sitzen bleiben würde anstatt für 1€ mehr die Stunde so n Aufriss zu betreiben. Ich für meinen Teil müsste die Frage auch eher mit "bleib ich halt Daheim und bezieh Hartz 4" beantworten. Das ist ja das wirklich schlimme.
Ja, weil dem Staat die einfachsten wirtschaftlichen Zusammenhänge egal sind. Hier: Abstandsgebot.
 

odie

Erfahrenes Mitglied
30.05.2015
8.362
4.629
Z´Sdugärd
Du hältst hier gerade aber nicht ernsthaft ein Steuerklasse 5 Zweiteinkommen gegen ein Steuerklasse 3 Haupteinkommen, oder? 😉

Das macht dann doch mal ziemlich viel aus. Und selbst bei Steuerklasse 1 bleibt da noch deutlich mehr hängen.
Ne, lass doch die Steuerklasse und den "besser" Verdiener weg. Wie willst du den mit so einem Einkommen ohne entsprechenden Partner (also wenn alleine lebst) über die Runden kommen?
 

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.699
4.568
DTM
Guter Artikel über die systematische Niedriglohnstrategie die Fraport fährt:

Lesbar für 1 EUR im ersten Monat (Kennenlernmonat).
Alternativ lesbar für 30 EUR für drei Monate.
Hoch lebe die "Bezahlschranke" :devilish:
 

Biohazard

Erfahrenes Mitglied
29.10.2016
7.080
7.415
LEJ
Die Heizkosten mögen den H4-Empfänger nicht interessieren, da diese vom Jobcenter in voller Höhe übernommen werden.
Ist nicht richtig. Das Amt / Jobcenter übernimmt angemessene Heizkosten und zieht dafür den Bundesdurchschnitt heran. Liegt der H4-Bezieher über diesem Durchschnitt, kann er zur Nachzahlung aufgefordert werden. § 22 SGB 2
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
9.471
8.439
Ne, lass doch die Steuerklasse und den "besser" Verdiener weg. Wie willst du den mit so einem Einkommen ohne entsprechenden Partner (also wenn alleine lebst) über die Runden kommen?
Ach, du stellst jetzt auf die absolute Höhe ab. Mit dem bald vorherrschenden Mindestlohn von 12 € sollte(!) es das gar nicht mehr geben. Und dann kommt es wohl auch stark drauf an wo man das verdient. Hier bei uns im Süden kannst da eigentlich gleich Stütze beantragen weil es sonst nicht zum Überleben reicht. Im Norden oder gar Osten kommst du damit aber ggf. schon irgendwie hin. Dennoch sehe auch ich es so, dass es einen gewissen Abstand zwischen H4 und Mindestlohn braucht.
 

Frank N. Stein

Erfahrenes Mitglied
04.04.2020
8.386
11.363
der Ewigkeit
Ich stehe auch seit kurzem in der Datenbank einer Rekrutin-Firma. Einfach mal schauen was ich für Angebote bekomme. Ich muss mich ja nicht bewerben.

Meine Wünsche sind:

- Mind. 28 Tage Urlaub
- Weihnachts- und Urlaubsgeld
- Home-Office Möglichkeit
- Überstunden können ausgezahlt oder abgefeiert werden
- und natürlich mehr Gehalt wie jetzt aktuell

Mein Traum ist es ortsunabhängig arbeiten zu können, dann könnte ich meinen Lifestyle mit dem Job verknüpfen.
Ich verstehe Dich - wer will das nicht?
"Battle of talents" ist schon länger entbrannt und das zu recht.
Knappe "Ware" muss halt teuer bezahlt werden und sofern der return on invest gegeben ist => win/win für beide Seiten.
Auch wenn in dem Satz zuviele Anglizismen vorkommen, spiegelt er doch kurz & prägnant die Realität auf dem Arbeitsmarkt wieder.

Allerdings habe ich (rein subjektiv) den Eindruck, dass Du selbst nicht weisst, was Du wirklich willst.
Die EierlegendeWollmichSau gibt es nicht und Deine "Wünsche" werden Dir garantiert nicht Angebote en masse generieren.
Ebenso das Abwarten, dass ein Unternehmen Dich entdecken muss.
Dateibanken? Voll mit "Leichen".
Allein das KO-Kriterium der Überstunden.....
Ab einem gewissen Verantwortungsbereich und dementsprechendem Salär wird Einsatz und Identifikation einfach vorausgesetzt.
Auch das Du bisher 12 Jahre den gleichen Stuhl plattgesessen hast, ohne dass intern jemand Dich für anspruchsvollere Aufgaben wahrgenommen hat,
ein weiteres KO-Kriterium.
Locker mehr Gehalt fordern kann jeder, welchen Mehrwert bietet Du denn - Deinem jetzigen oder dem neuen AG?
Meiner Meinung nach solltest Du froh sein, den jetzigen Job zu haben bzw. perspektivisch überhaupt halten zu können.

JM2C
 
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Tupolew

Erfahrenes Mitglied
27.09.2012
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Ach, du stellst jetzt auf die absolute Höhe ab. Mit dem bald vorherrschenden Mindestlohn von 12 € sollte(!) es das gar nicht mehr geben.
Also ich hab's mal in einen Brutto-Nettorechner gepackt und komme da bei 40*4*12€ = 1920€ brutto raus, was mit allem drum und dran in Steuerklasse 1 1389€ macht (+/- einige Euro wegen Kirchensteuer, Krankenkassenwahl etc.). Geht also "gerade so" noch.


Stimme der allgemeinen Meinung zu, dass das Lohnniveau ansteigen muss, damit sich Arbeit lohnt und wertgeschätzt wird.
 

3LG

Erfahrenes Mitglied
04.07.2019
7.212
11.605
Also ich hab's mal in einen Brutto-Nettorechner gepackt und komme da bei 40*4*12€ = 1920€ brutto raus, was mit allem drum und dran in Steuerklasse 1 1389€ macht (+/- einige Euro wegen Kirchensteuer, Krankenkassenwahl etc.). Geht also "gerade so" noch.


Stimme der allgemeinen Meinung zu, dass das Lohnniveau ansteigen muss, damit sich Arbeit lohnt und wertgeschätzt wird.
40 Stunden x 4,3 musst Du rechnen!
 

longhaulgiant

Erfahrenes Mitglied
22.02.2015
9.471
8.439
Also ich hab's mal in einen Brutto-Nettorechner gepackt und komme da bei 40*4*12€ = 1920€ brutto raus, was mit allem drum und dran in Steuerklasse 1 1389€ macht (+/- einige Euro wegen Kirchensteuer, Krankenkassenwahl etc.). Geht also "gerade so" noch.
Ich habe mit 176 Stunden pro Monat gerechnet. 22 Arbeitstage á 8 Stunden. Damit komme ich auf 2.112 € brutto. Sollten dann grob über den Daumen gepeilt irgendwas zwischen 1.500 und 1.600 € rauskommen.
 
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27.09.2012
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tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.699
4.568
DTM
Ihr vergesst dabei, dass für diesen Betrag (ca. 1400 Euro netto) jemand Vollzeit arbeiten muss. Teilweise morgens um 5 Uhr aufstehen und z.T. körperlich harte Arbeit.
Der Sozialleistungsempfänger schläft aus. Repariert hier das Auto von einem Bekannten für 200 Euro „schwarz“ - macht hier noch was nebenbei und hat am Ende des Monats de facto 2000 Euro netto (fiktiv).
Jetzt sagt mir nicht, dies seien Ausnahmefälle und Schwarzarbeit gäbe es nicht.
Clan-Gruppierungen gehören ganze Häuserblöcke in D und 95% der Familie bezieht Sozialleistungen. Gibt darüber genug in den Medien. Müsst nur Google anschmeißen. Das Volumen von Schwarzarbeit wurde in 2019 in D auf ca. 338 Milliarden Euro geschätzt.
 

Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
5.253
4.516
GRQ + LID
Das Volumen von Schwarzarbeit wurde in 2019 in D auf ca. 338 Milliarden Euro geschätzt.
Was schon wieder zeigt, wie wirksam die weitgehende Digitalisierung des Geldes sein kann... Umfang in den Niederlanden (20% der Einwohner von Deutschland): 4 Milliarden (2018), also hochgerechnet 20 Milliarden wenn die Schätzungen für beide Länder gleich akkurat sind.
 
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tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.699
4.568
DTM
Was schon wieder zeigt, wie wirksam die weitgehende Digitalisierung des Geldes sein kann... Umfang in den Niederlanden (20% der Einwohner von Deutschland): 4 Milliarden (2018), also hochgerechnet 20 Milliarden wenn die Schätzungen für beide Länder gleich akkurat sind.

Ja, Schwarzarbeit ließe sich mit einer ausschließlich digitalen Währung effektiver bekämpfen. Die Leute werden aber Mittel und Wege finden dies zu umgehen und weiter „schwarz“ zu arbeiten.
Das Thema ist übrigens aktueller denn je:
Studie zu Schattenwirtschaft Inflation treibt Schwarzarbeit an - tagesschau.de vom 04.07.2022
Man muss also noch eine Schüppe (Geld) mehr drauflegen, damit man Bewerber für den Niedriglohnsektor (auch am Flughafen) begeistert.
 

insofern

Erfahrenes Mitglied
29.08.2017
1.158
687
jwd
Also ich hab's mal in einen Brutto-Nettorechner gepackt und komme da bei 40*4*12€ = 1920€ brutto raus, was mit allem drum und dran in Steuerklasse 1 1389€ macht (+/- einige Euro wegen Kirchensteuer, Krankenkassenwahl etc.). Geht also "gerade so" noch.


Stimme der allgemeinen Meinung zu, dass das Lohnniveau ansteigen muss, damit sich Arbeit lohnt und wertgeschätzt wird.

40 Stunden x 4,3 musst Du rechnen!

Ich habe mit 176 Stunden pro Monat gerechnet. 22 Arbeitstage á 8 Stunden. Damit komme ich auf 2.112 € brutto. Sollten dann grob über den Daumen gepeilt irgendwas zwischen 1.500 und 1.600 € rauskommen.

Verwaltungsgerichte lieben den Mindesrlohnrechner vom BMAS.
 
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WiCo

Erfahrenes Mitglied
05.01.2014
2.232
926
Ihr vergesst dabei, dass für diesen Betrag (ca. 1400 Euro netto) jemand Vollzeit arbeiten muss. Teilweise morgens um 5 Uhr aufstehen und z.T. körperlich harte Arbeit.
Der Sozialleistungsempfänger schläft aus. Repariert hier das Auto von einem Bekannten für 200 Euro „schwarz“ - macht hier noch was nebenbei und hat am Ende des Monats de facto 2000 Euro netto (fiktiv).
Und wieder mein Argument, daß Arbeitsfähige die Stütze zunächst zum Mindestlohn gemeinnützig abarbeiten müssen. Alles darüber kann behalten werden.
 

insofern

Erfahrenes Mitglied
29.08.2017
1.158
687
jwd
Und wieder mein Argument, daß Arbeitsfähige die Stütze zunächst zum Mindestlohn gemeinnützig abarbeiten müssen. Alles darüber kann behalten werden.
Aber ganz im Gegenteil!
Bedingungsloses Grundeinkommen und steuerfreies Hinzuverdienen bis 20.000 €/ Jahr.

So schaffst Du Wert für Arbeit, die in einem wertigen Produkt mündet.
 

falke3

Erfahrenes Mitglied
01.02.2018
1.081
1.004
Ich halte es für eine vertretbare Variante, daß - wenn an vielen Stellen tatsächlich Arbeitskräftemangel herrscht - Hartz4-Bezieher, wenn sie noch arbeitsfähig sein sollten, und sei es für wenige Stunden - ihre Monatszahlung zum Mindestlohn abarbeitet. Dann bekäme ihr Leben zumindest etwas Struktur, und gewisse Tätigkeiten, die vielleicht niemand mehr machen will, würden getan. Vor allem Asylanten, die ja nach meiner Einschätzung hier arbeiten wollen, würden nicht einfach sich selbst überlassen und mit Monatsscheck ruhig gestellt.
Und wenn die nicht wollen? Geld streichen verbietet das BVerfG, und unmittelbaren Zwang zur Arbeiten sicher ebenso, genauso dürfte es bei der Androhung von Haftstrafen sein.
Davon unabhängig wüsste ich gar nicht, wer die nehmen sollte. Von einem, der zum Arbeiten gezwungen wird, kann man nicht allzu viel erwarten.

Kannst dir ja auf Youtube mal Arno Dübel anschauen, wie der bei "Probejobs" war. Der hat sich immer so angestellt, dass er nach ein paar Stunden schon wieder raus war. Er hat halt klar gemacht, dass er überhaupt gar nicht arbeiten will (also gar nicht, nicht "widerwillig weil ich Geld brauche"), und mit so einem kann kein Arbeitgeber was anfangen.

Das ist definitiv sehr wenig, aber gerade die inkludierte Warmmiete könnte bald zum Problem werden. Die Mieten steigen, die Energiepreise explodieren. Wer in einer günstigen, schlecht gedämmten Wohnung lebt wird sich das Heizen bald nimmer leisten können. Zumindest dann nicht, wenn er zum Mindestlohn arbeiten geht. Der Hartzer muss sich keine Gedanken darüber machen, ihm bleiben immer 314€ zum Leben über. Irgendwann wird's für Arbeitswillige einfacher, wenn sie nicht mehr arbeiten gehen.

Deshalb MUSS der Staat die Energiepreise deckeln. Während der Lockdowns wurden je nach Berechnung auch 500 Mrd. bis 1,5 Bio. Euro rausgeblasen, um die Verluste auszugleichen.

Imo wird das aber (ebenso wie die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke oder eben ein Energielockdown) sowieso kommen, wenn die Mieter ihre Nebenkostennachzahlungen im vierstelligen Bereich zahlen müssen. Eben genau deshalb, weil es an dem Punkt für viele lukrativer wird, Hartz IV zu nehmen und die Kosten dem Staat aufzudrücken.

Der Niedriglohnsektor nach US-Vorbild mit hire and fire funktioniert bei uns nicht mehr und künftig noch weniger als vorher. Es gibt zu wenige Leute, die haben künftig wieder die Auswahl und müssen nicht alles machen. Für viele Branchen wird es auf Automatisierung rauslaufen, für andere auf mehr zahlen. Manches Business wird sich dadurch nicht mehr lohnen. Man sieht es ja schon bei Restaurants mit eigener Küche.

Die Trümmer jetzt kommen aus einer Zeit, als feste Stellen überall abgebaut wurden und durch Springer ersetzt wurden, die dann Personaldienstleister gestellt haben. Wenn man künftig deren -nicht unwesentliche- Marge wieder an den Arbeitnehmer mit auszahlte, würden die Jobs wieder viel attraktiver. Damit wäre gute Leute wieder fest anstellen eine Lösung. Also "Dienstleister" wieder abbauen. Die erzeugen das Problem mit.

Was anderes wäre das Steuersystem für niedrige Einkommen zu reformieren, so dass man die mehr belohnt, die nicht zum Amt gehen und weiter fleißig malochen.

Ich fand das letztens auch bemerkenswert, als in einem TV-Beitrag gesagt wurde, der größte Personalmangel herrsche bei Zeitarbeitsfirmen. Da hab ich mir gedacht, das ist kein Wunder, schließlich sind die die Personifikation von Niedriglohn-Hire-and-Fire.

Das Steuersystem zu reformieren reicht aus meiner Sicht nicht aus, weil die Sozialabgaben eben auch viel zu hoch sind.
 

tripleseven777

Erfahrenes Mitglied
27.06.2016
4.699
4.568
DTM
Leider haben sich vermutlich bereits auch viele/einige (niemand weiß das so genau), vor allem Langzeitarbeitslose, mit Hartz 4 eingerichtet. Sie sehen das als „Lebensmodell“ und wollen dort gar nicht mehr heraus, aus welchen Gründen auch immer. Die Arbeitsvermittler haben diese Personen auch aufgegeben und dann verändert sich auch nichts.
Sanktionen führen übrigens auch zu mehr Aggression. Es gab bereits zahlreiche gewalttätige Auseinandersetzungen und sogar Tötungsdelikte in Jobcentern. Ohne Sicherheitsdienst kommen manche gar nicht mehr aus.
Der Staat muss halt zusehen wie er ca. 3-4 Millionen Empfänger ruhig stellt. Ohne einen signifikanten Abstand zwischen Leistungsbezug und Vollzeitarbeit im Niedriglohnsektor wird sich da nichts tun und es sieht danach aus, dass die Sozialleistungen, wegen hoher Inflation, zum Jahreswechsel auch ordentlich nach oben angepasst werden. Da beißt sich die Katze 😼 in den Schwanz.
 
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falke3

Erfahrenes Mitglied
01.02.2018
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Nun, es stimmt zwar, dass sich manche Leute im Hartz IV "eingerichtet" haben, aber ich halte es für unsinnig, hier jetzt Maßnahmen ergreifen zu wollen, die irgendwie zum Arbeiten zwingen zu wollen. Da man effektiv keine Sanktionsmöglichkeiten hat und das Leute sind, die amtliche Anordnungen ignorieren, müsste man da unmittelbaren Zwang anwenden, was zum einen verfassungsrechtlich sicher nicht durchkäme und zum anderen viel teurer wäre als es bringen würde (und kommt bloß nicht auf die Idee, Haftstrafen anzudrohen, weil Häftlinge um ein vielfaches mehr Geld kosten als Arbeitslose - übrigens sind psychisch Kranke noch teurer, also wenn sie stationär untergebracht werden).

Daher ist die einzige Lösung, die Löhne zu erhöhen, sodass man eben auch mit einem schlechten Job deutlich mehr hat als als Arbeitsloser.

Zentral ist dabei allerdings auch der Staat gefragt: Sozialabgaben senken, Steuern senken, umfangreiche Entlastungen gegen die Inflation, v.a. ein Preisdeckel für Energie und eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel.
Die Weigerung der Ampel, massive Entlastungen zu beschließen, ist skandalös - denn auch wenn da von einigen Politikern von "Kosten" geredet wird, hat der Fiskus dieses Jahr 17,5% mehr Steuereinnahmen als letztes Jahr (logisch, viele Steuern sind prozentual und bei höheren Preisen wirkt dann der staatliche Anteil als Inflationsturbo und der Staat verdient kräftig mit, mehr noch als die Ölmultis und Putin).
Aber sie gehen ja sogar in die Entgegengesetzte Richtung und haben die "Gasumlage" beschlossen, die, so habe ich gehört, pro Haushalt 300-1000 Euro pro Jahr kosten wird.

Wer mit Gas heizt und eher im unteren Einkommenssegment anzusiedeln ist, der dürfte bald wirklich besser dran sein, wenn er Hartz IV nimmt.
 
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