Als Hartzer brauch ich kein Konzert, kein Handy, kein Netzflix usw.
Wer jetzt meint das der Candycrush Premium Acoount, 50Gig Traffic und n Iphone heute im Grundgesetz steht, der macht halt was falsch, und braucht sich nicht beschweren, dass diese 563€ eben DOCH ein Taschengeld ist.
Deine Aussagen schwanken ja noch schneller als die Wahlversprechen der Grünen!
Ohne Handy reduziert ein Hartz-IVer seine/ihre Chancen auf Arbeit erheblich: es gibt keine Möglichkeit sich einfach auszutauschen mit andere Arbeitssuchenenden die man vom Jobcenter bei der Training kennen lernt. Diese Kameradschaft vereinfacht die Jobsuche erheblich: sofort gehört man wieder zu etwas, das steigert die Motivation.
Sowieso muss man immer erreichbar sein für potenzielle Arbeitsgeber und gerade in der Categorie wo die Hartz-IVer suchen (müssen) kommen und gehen die Jobs ganz schnell. So bald man etwas hat, vielleicht auf Minijob oder 0-Stundenbasis, werden die Aufgaben per WhatsApp verteilt.
Auch wer (noch) nicht fertig ist für eine Stelle kommt kaum ohne Handy aus: zum einen wegen der Erreichbarkeit für Kontrollen der Behörden (man könnte ja Schwarzarbeit machen wenn man lange nicht erreichbar ist), und mal einen Videoanruf mit einem Doktor sollte auch drin sein, noch abgesehen davon dass viele Systeme 2FA per SMS machen. Das fängt bei in den Niederlanden schon an bei der Anfrage für eine Sozialleistung (alternativ die 2FA-App auf einem Handy), aber auch für Zugang zu der Patientumgebung des Krankenhauses, Hausarzt usw. wird 2FA per SMS gemacht.
Ich denke, du kennst die Welt der Arbeitssuchenden nicht wirklich. Ich habe Jahre lang mit dieser Zielgruppe gearbeitet (durch ganz Europa) und nichts ist was man von Aussen denkt. Auch ist es nicht ganz leicht, die Hürden zu Arbeit zu überwinden, vor allem nicht wenn man gegen Stereotypen kämpfen muss und kein Support aus der Umgebung bekommt. Vergiss dabei nicht, dass niemand ohne Grund arbeitslos ist (auch wenn sie mal tun alsob, ich denke auch Arno Dübel wäre im tiefsten Inneren lieber 'normal' gewesen - seine Copingstrategie wird wohl kaum produktiv gewesen sein).
Allerdings ist das Problem nicht, dass Hartz IV zu hoch wäre, sondern vielmehr, dass der Mindestlohn zu niedrig ist. Die Ampel hat es verpasst, wohl dank der FDP, bspw. der Mindestlohnkommission die Vorschrift zu machen, dass generell der Mindestlohn immer um mindestens die Inflationsrate zu steigen hat.
Full ack, wobei ich ergänze dass dieses Problem in vielen Länder Europas spielt, und somit IMHO *nicht* völlig auf das Konto einer Regierung kommt, aber vielleicht eher auf fehlendem Lobbyismus der Arbeitsnehmer (sprich unausreichende Mitgliedschaft in Gewerkschaften) und ein zu grosses Ohr für die Interessen der Arbeitsgeber. Wer sich nicht organisiert, bekommt nichts auf die Beine.