Das irritiert mich. Während meiner letzten 12 Tage in Bangkok hat kein einziger Taxifahrer versucht, von mir einen Festpreis zu verlangen.
Wie müssen diese Menschen denn leben?
Ich würde mich daher eher schämen, mit meiner westlichen Zahlungskraft den Einheimischen die Taxen wegzuschnappen, bzw. dafür zu sorgen, dass sich Taxifahrer daran gewöhnen, ein Vielfaches des regulären Fahrpreises verlangen zu können.
Mich irritiert, dass es bei euch anders war und niemand einen Festpreis versucht hat auszuhandeln. Ich hatte den Ruf nach einem Festpreis nicht weiter in Frage gestellt, weil mir zwei angebliche Thai-Profis bei Ankunft erklärt haben, dass heute fast alle Taxifahrer auf Festpreise bestünden. Abgesehen davon fahren in sehr vielen Teilen der Welt Taxifahrer zu Festpreisen - das ist jetzt nicht sonderlich ungewöhnlich. Klingt hier wie Taxifahren in zwei unterschiedlichen Welten
Die Menschen leben unter sehr schweren Bedingungen - verglichen zu deutschen Verhältnissen. Der Taxifahrer sitzt sein Leben lang 14 Stunden pro Tag in seinem Auto und ist vor allem damit beschäftigt irgendwie seinen Lebensunterhalt zu sichern, seine Grundbedürfnisse zu erfüllen, zu überleben. Tag ein Tag aus im selben Muster: Muße, Vermögensaufbau, Urlaube, Freizeit, geistige Entfaltung, Kunst und Kultur und alle schönen Dinge des Lebens spielen in den allermeisten Leben der auf der Straße sichtbaren Menschen in Bangkok keine Rolle. Das ist insgesamt eine schwierige Lebenssituation. Dieses "Schicksal" aber "erleiden" die Menschen - wie an ganz vielen Orten dieser Welt - nicht, weil sie Schuld daran tragen, sondern, weil das System so erheblich krankt. Und das macht mir dann ein sehr ungutes Gefühl. Und dabei geht es mir noch nicht mal besonders gut - aber mir muss es eben auch nicht besonders gut gehen, damit mir am Ende eines Urlaubs 20 Euro mehr oder weniger für ein paar Taxifahrten relativ egal sind. Und das macht es ja noch so viel absurder.
Überall auf der Welt versuchen Taxifahrer Touristen abzuzocken und höhere Preise zu verlangen - das passiert dir in Berlin, in Paris, in London, in Athen, in Lissabon, in Madrid, in Rom, in Moskau, in St. Petersburg, in allen afrikanischen Ländern und so weiter. Ich zahle ja nicht jeden überhöhten Preis und auch kein Vielfaches, sondern habe mich dagegen entschieden wie ein deutscher Beamter jeden Taxifahrer abzugehen, um dann endlich einen Fahrer zu finden, der mich mit Taxameter für gefühlte 90 Cent 20 Minuten durch die Stadt fährt und dem ich dann gönnerhaft das große Trinkgeld geben kann, weil der Service gut ist.
Ich habe mich dazu entschieden einfach mit zwei, drei Sätzen dem Wunsch nach einem Festpreis nachzukommen, der sicherlich über dem Taxameter-Preis, aber weit unter völliger Verarsche liegt - am Ende sitze ich am längeren Hebel. Das ist aus den oben beschriebenen Gründen für mich völlig okay. Deine Worte klingen sehr pathetisch, aber ich bin mir sicher, dass ich den thailändischen Mitbürgern keinen unverhältnismäßigen Schaden zufüge, denn ich bin offensichtlicher Tourist und eben kein Einheimischer. Eher sorge ich mit meiner "harten" Verhandlung dafür, dass Taxifahrer lernen Touristen nicht über die Maßen übers Ohr hauen zu können. Immerhin habe ich fast nie mehr als 50 Prozent des anfangs geforderten Preises gezahlt und da ich mir vorher auf Maps angesehen habe wie lange die Fahrt dauert, hatte ich natürlich ein Gefühl dafür, ob und welcher Preis angemessen ist.
Wenn es aber natürlich stimmt, dass die Taxifahrer in Bangkok quasi alle ohne größere Überredungskunst mit Taxameter fahren und ich nur an die paar schwarzen Schafe geraten bin, dann bestehe ich persönlich auch nicht weiter auf einen Festpreis. Ich werde es gespannt auf der Rückreise wieder versuchen und mindestens 3x auf den Einsatz des Taxameters bestehen. Grundsätzlich bin ich natürlich bei euch in dem Punkt, dass das Taxameter prinzipiell genutzt werden sollte. Wie gesagt ging ich davon aus, dass das Taxameter in Bangkok ein Relikt aus vergangener Zeit ist. Vielleicht finde ich aber ja auch diese netten Taxifahrer, die es erst gar nicht versuchen.
Der Taxifahrer, der mit Taxameter gefahren ist, den rief das Hotel für mich für den Flughafentransfer.
Bin übrigens auch BTS gefahren und die allermeiste Zeit (35 KM in zwei Tagen) einfach zu Fuß durch Bangkok gelaufen, um ein Gefühl für die Stadt zu bekommen. Touristische Ziele interessieren mich nicht so sehr.
Auf jeden Fall spannend mit den unterschiedlichen Erfahrungen.