Sehr geil: Bezahlen mit Kreditkarte birgt ein erhöhtes Sicherheitsrisiko, während Sofortüberweisung vergleichsweise sicher sein soll (man gibt denen ja nur die Zugangsdaten für's Onlinebanking)
Vielleicht spielt da wieder der Nationalismus des kleinen Mannes rein. Wie wir dank Günter Wallraff wissen, ist Amazon pfui (amerikanisch- unkultiviert und dann auch noch gewinnorientiert, während Metro und Karstadt bekanntermaßen Wohltätigkeitsvereine sind). Und wir wissen auch, dass Kreditkarten der direkte Weg in die Schuldenfalle sind. Aber wie sagt man so schön, "kein Produkt ist illegal"!
So ist es doch immer. Und im Gegensatz zu manch einem Geschaeft ( wo es eh kaum noch Mindestbeträge gibt ) haben Restaurants meist auch noch total hohe Mindestbeträge. 10-25 euro sind keine Seltenheit. Im Handel kommt sowas ja echt kaum noch vor! Gehe mal davon aus, dass es nicht wirklich an den Kosten liegt sondern an Gewoehnung. Dort wo Kartenzahlung schon selbstverständlich ist wie im Handel wuerde man etliche Kunden verprellen wenn man beispielsweise einen 25 Euro Mindestbetrag hätte.
Hätten wir so einen an der Tanke wo ich arbeite muesste ich pausenlos Kunden wegschicken. Aber Restaurants koennen sich das halt erlauben.
Ich erinnere mich noch ganz genau darin, vor einem Jahr in London ein Restaurant gesehen zu haben, wo es hieß "We only accept chip & pin cards" und "Minimum spend £20". (Sicher gibt es noch viel mehr. Nach UK reise ich aber, um gut zu essen, zur Abwechslung mal eine funktionierende öffentliche Verwaltung und die laufenden Infrastrukturprojekte zu bestaunen, oder Fachkollegen zu treffen, nicht um irgendwelche Regeln der Zahlungssysteme zu überprüfen, was nicht mein Job ist. Ich bin dann einfach woanders hingegangen, das ist ja auch okay.)
Auch vor ein paar Wochen in Bonn sah ich ein Restaurant, wo an der Tür über den Kreditkartenlogos ein Aufkleber "ab 30 €" angebracht war. Absurd, ja. Aber man findet zur Karnevalszeit nicht so viele "normale" Lokale, wo man ruhig essen kann. Ich habe für mich und einen Kollegen die Rechnung (29,irgendwas €) mit Karte gezahlt, an diesem Betrag störte sich auch keiner, und ein paar Münzen als Trinkgeld hingelegt.
Eher stören mich die heimlichen Mindestbeträge, wenn gleichzeitig nur die Logos der Zahlungssysteme an der Tür kleben, und wie gesagt, da ist eine entsprechende Bewertung bei Yelp, Google oder Facebook ja schnell geschrieben
Für mich ist das nicht mehr weit von unlauterem Wettbewerb entfernt. Das hatte ich ein paar Mal in Berlin und auch in Düsseldorf neulich. Aber da stelle ich mich (der öfter mal allein speist) auch mal doof ("Sie wissen doch, das Abheben am Fremdautomaten ist teuer… ich habe leider nur polnische Złoty und meine Karten dabei, und da stand nichts an der Tür, da klebte nur Visa und Maestro… Tut mir leid, Sie können mir auch gern eine Rechnung nach Hause schicken, ich lasse Ihnen meine Visitenkarte da") und habe das "Armdrücken" eigentlich immer gewonnen. Vielleicht bin ich da dann nicht mehr so gerne als Gast gesehen, aber wer mich bei einem Betrag von über 12 Euro ernsthaft zum Automaten schicken möchte, der hat die Kundenbindung auch nicht so richtig verstanden.
Bei der Gastronomie, glaube ich, liegt das Problem aber vor allem auch daran, dass es sich oft um "small business" handelt. (Wie auch der Berliner Spätkauf an sich ebenfalls kartenfeindliches Territorium ist, die polnische Franchisekette Żabka hingegen ganz offensiv den Debitkarten-Cashback als "Żabkomat" bewirbt.)
Ketten wie Alex oder Cafe Del Sol scheinen bei Kartenzahlung auch ganz entspannt zu sein.