Freiheit.
Unendliche Freiheit.
So würde ich meinen Beruf mit wenigen Worten beschreiben.
Nachdem ich hier bereits mein "Leidensweg" einer Abordnung zum wissenschaftlichen Dienst des hiesigen Landtages in einem anderen Thread offenbart hatte, haben mich viele PNs erreicht, mit der Bitte, mitzuteilen, wie es mir nach Abbruch meiner Abordnung und der Rückkehr an das Amtsgericht geht. Es ist nun bald ein Jahr her, dass ich nach rund fünf Monaten meine Abordnung abgebrochen habe.
Wie geht es mir nun damit? Insbesondere unter Berücksichtigung des Umstandes, dass ich damals die Abordnung gewählt hatte, um aus dem eingeschlichenen Alltagstrott eines Amtsrichters herauszukommen? Mir geht es sehr gut. Ich habe meine Freiheiten, die mir mein Beruf gewährt und die ich vor der Abordnung nicht so recht habe wahrnehmen wollen (können?), nunmehr vollends zu schätzen gelernt. Mir ist bewusst, dass Abordnungen in der Regel vorgenommen werden, um denen Justizangehörigen, die Karriere machen sollen, die entsprechend formalen Voraussetzungen zu gewähren. Mir ist klar, dass ich mit meinem Abbruch auf R2 und vielleicht auch mehr verzichte. Aber: Ich habe meinen Frieden gefunden. Das letzte Jahr war sehr lehrreich für mich. Ich will nichts anderes mehr machen, als Amtsrichter sein. Jura in Reinkultur. Keine Gezanke mit den Kammer- oder Senatsmitgliedern. Keine Verwaltungsarbeit. Nur Jura. Wechsel an der Hausspitze? Kann mir egal sein. 38 Grad? Kann mir egal sein. Arbeite ich halt, nachdem ich einen Tag am See verbracht habe. Ich machen das, was ich für richtig halte und verbiege mich nicht für einen Lebenslauf, damit ich befördert werden kann.
Ich bin nun mehr nur zwei Tage am Gericht. Dienstag und Mittwoch sind meine Sitzungstage. Zudem komme ich Freitag vormittags kurz herein, um Akten zu holen und die Post zu sichten. Die restliche Zeit verbringe ich an unserem Haus am See im Grünen.
Es ist wunderbar. Amtsrichter sein ist nichts schlechtes. Karriere muss man nicht machen. Man kann auch so glücklich werden.