Ich bin kein Rechtsanwalt, aber:
Der fundamentale Fehler, den hier eine ganze Reihe von Foristen machen, ist der Versuch entweder in die eine oder andere Richtung mit dem allgemeinen Rechtsempfinden zu argumentieren, das nicht notwendigerweise mit dem Geflecht auf Gesetzen und Verträgen zu tun hat. Meine Meinung basiert auch nur auf meinem Rechtsempfinden, kann und ist wahrscheinlich genauso falsch. Ich also mit diesem Artikel den selben fundamentalen Fehler. Und bevor jemand fragt, ich arbeite auch nicht für die Lufthansa oder bin deren bezahlter Troll.
Ich finde es absurd, das verlangen der LH absurd zu nennen. Es mag vor Gericht keinen Bestand haben, da die rechtliche Einschätzung der Richter von der des Unternehmens abweicht. Absurd wird es meinem Empfinden erst, wenn die Lufthansa wenn sie verlangen würde, das bei einem vollständig abgeflogenen Ticket ein Nachberechnungsrecht bestehen würde respektive bei einem überhaupt nicht abgeflogenen Ticket dies so wäre.
Es wird ein Vertrag geschlossen, und so lange ich mich an den Vertrag halte, habe ich ein Recht darauf das dieser erfüllt wird und das alle Forderungen des Leistungserbringers durch Zahlung des Kaufpreises abgeglichen sind. Um also auf einen Vorschreiber zu antworten: Es ist völlig unerheblich, ob mir eine Fluglinie unterstellt, ich wollte eigentlich FRA-EWR fliegen, wenn ich FRA-BRU-EWR buche, so lange ich sämtliche Verträge erfülle, in dem ich die gekauften Segmente auch abfliege, muss die Fluglinie den Vertrag zu dem vereinbarten Preis erfüllen. Das Problem entsteht erst, wenn ich von der ordnungsgemässen Erfüllung des Vertrages abweiche, ich dem ich ein einzelnes Segment nicht abnehme.
Denn obschon mich die Fluglinie nicht zwingen kann eine Teilleistung abzunehmen, gilt es zu klären, ob ich der Vertrag zum Transport nicht so geschlossen ist, das die vertraglich geschuldete Leistung überhaupt nicht juristisch teilbar ist sondern im allgemeinen REchtsempfinden nur teilbar erscheint, da sie in schritten erbracht wird und ob sich daraus nicht für den Passagier ergibt, das er vertragsbrüchig wird, wenn er die Leistung nicht so wie bestellt abnimmt.
Es stellt sich ja beispielsweise schon wie andere angemerkt haben, die Frage ob man mit dem Flug von Kopenhagen nach San Francisco, als eine Leistung CPH-SFO-CPH gebucht hat oder CPH-FRA, FRA-SFO, SFO-FRA und FRA-CPH. Ist es letzteres könnte man argumentieren, das man eine Einzelleistung eben nicht abnimmt. Nimmt man den ersteren Fall an, so ist CPH-SFO-CPH ein anderes Produkt als CPH-SFO-FRA, auch wenn die zur Erbringung der Gesamtdienstleistung notwendigen Schritte bei einem Produkt eine Untermenge des anderen Produkt ist. Man könnte argumentieren, da ein anderes Produkt abgenommen als bestellt und vorab bezahlt wurde, ist der Leistungserbringer auch dazu berechtigt, die eigentlich abgenommene Leistung abzurechnen und ggf. eben auch auch nachzufordern.
Beide Argumentationen haben etwas für sich, ich möchte aber zu bedenken geben, das man beispielsweise bei Irrops hat das Recht hat nach SFO transportiert zu werden und die Airline die Pflicht hat, mich nach SFO zu transportieren. Sie kann das aber auf einem Weg tun, der ihr beliebt. Ob über ZRH,VIE,MUC oder FRA ist da unerheblich. Das spräche dafür das man CPH-SFO-CPH kauft und wenn Irrops sind, sind wir dafür dankbar, mit möglichst geringem Verzug an unserem Ziel anzukommen.
Man kann könnte hier argumentieren , das durch das Fernbleiben eines Passagiers dieser via stillschweigender Willenserklärung ein stillschweigend erklärtes Angebot (die Lufthansa schreibt ja in den AGB, das bei anderem Abflug der Segmente als vorgesehen, diese ggf. Nachberechnet werden können) der Fluglinie für einen Transportvertrag CPH-SFO-FRA annimmt. Hier könnte man höchstens argumentieren, das die Fluglinie den Kunden vorher nicht darüber aufgeklärt hat, welche monetären Folgen daraus entstehen und somit der Vertragsabschluss unwirksam ist. Hier könnte man allerdings anmerken, das der Kunde dem entgegenwirken könnte, in dem er das letzte Segment offiziell storniert, wobei er dann ggf. über die Folgen aufgeklärt wird. Das tut er oder sie aber meistens nicht, weil sie oder er genau weiss, das das eine Nachberechnung triggern würde.
Ich erwarte hier, das zukünftig mit auf der Flugbuchung stehen wird, welcher Preis für das Weglassen eines Segments anfällt und ich wette, das das erste und letzte Segment auffällig teuer im Weglassen sein werden, während die mittleren Segmente auffällig billig sein werden.
Was mich an dieser ganzen Diskussion stört ist etwas ganz anderes: Ich kaufe ein Ticket CPH-(FRA)-SFO-(FRA)-CPH. Dadurch spare ich Geld, weil das Pricing ggf. einen Passagier überzeugen muss, sich nicht einfach in den Direktflieger CPH-SFO-CPH zu setzen, da niemand für den gleichen Preis den Umweg über FRA machen würde.
Aber mir wird dieses Angebot unter der Annahme gemacht, das ich ein solcher Passagier bin. Nun kann ich auch als Deutscher dieses Ticket kaufen, ob schon ich eigentlich nicht die geplante Zielgruppe bin. Daran ist nichts negatives. Die beiden Parteien schliessen die Vertrag zwecks Transport im Treu und Glauben, das es sich um einen Vertrag CPH-SFO-CPH handelt. Die ganze Diskussion dreht sich doch jetzt darum, ob ich quasi die für mich nachteiligen Nebenbedingungen weglassen kann, unter dessen Bedingungen mir ein günstigeres Angebot gemacht worden ist, ohne das die Fluglinie das Recht erwirbt, den Betrag in Rechnung zu stellen, der ihr durch die Bestellung eines anderen Guts als dem abgenommenen entsteht. Ich also den ohnehin günstigen Vertrag für mich noch günstiger machen kann.
Ich weiss nicht ob es mittlerweile altmodisch oder idiotisch ist, auch im Privatleben nach der Devise "Pacta sunt servanda" zu leben. Wenn ich einen solchen Flug buche, kalkuliere ich die Kosten und die Zeit unter der Maßgabe das beide Parteien ihre Verträge erfüllen und nur wenn sich dann eine Kostenersparnis ergibt, die den Zeitaufwand ausgleicht, dann buche ich so etwas, nicht dann, wenn zur Darstellung eines Nutzens der Verbindung einzelne Segmente weggelassen werden müssen, ich also meinen Vertrag zumindestens gefühlt nicht erfülle. Wenn ich CPH-SFO-FRA fliegen will, dann buche ich CPH-SFO-FRA.
Ich denke das gedankliche Problem ist, das durch die Steuerungsmöglichkeiten/Ziele der Preisfindung beim Fliegen ein Mehr an Leistung preisgünstiger sein kann als ein weniger und der Tatsache das durch die Hub-Infrastruktur ein Produkt eine Unter/Übermenge des anderen Seiten kann. Niemand käme auf die Idee, das ich ein Produkt eines Herstellers benutzen darf, obwohl ich ein anderes gekauft habe. Und da sind wir bei der Eingangsfrage ob CPH-FRA-SFO-FRA einfach eine Weglassung eines Teiles von CPH-FRA-SFO-FRA-CPH ist, oder ein völlig anderes Produkt.
Ich bin gespannt, was da am ende bei rumkommen wird. Ich wage keine Prognose. Aus meiner Sicht kann es in beide Richtungen gehen, gleich wahrscheinlich. Spannend, aber nicht so spannend das ich mich mit ner Tüte Popcorn ins Gericht setzen würde