Es brennt eigentlich überall...
Vorab möchte ich mich für den nun folgenden etwas längeren Text bei Euch allen entschuldigen. Einige dieser Punkte brennen mir schon länger auf der Seele - und als ich auf dieses Diskussionsstrang aufmerksam gemacht worden bin, musste ich mich hier anmelden. Seid unbesorgt, nicht nur, um hier mal einen längeren Beitrag hinzuknallen, sondern auch generell. Suche nämlich noch Tipps für meine verbleibenden Segmente
Internes (und nach außen sichtbares) Klima
Nicht erst seit den neuerlichen (erschreckenden) Zahlen, die die Lufthansa bzgl. des prozentualen Krankenstandes des fliegenden Personals vorlegen musste, gilt es sich Sorgen um das Klima bei den Lufthanseaten zu machen. Immer wieder hört man unter vorgehaltener Hand von Mitarbeitern, die blau machen, da die Dienstpläne nicht passen (Einschub: Ich finde ein solches Verhalten unmöglich und würde in einem solchen Fall nach einem sehr ernsten Gespräch bei Wiederholung wohl eine Kündigung folgen lassen) und darüber gibt es keine zwei Meinungen, das geht so nicht. Der Arbeitgeber hat ein Weisungsrecht und diesem hat sich der Arbeitnehmer zu unterwerfen. So lange alle gesetzlichen Ruhezeiten eingehalten werden, ist meiner Meinung nach dort kein Spielraum. Klar könnte und sollte man darüber sprechen, wieso die Wünsche nicht realisiert werden, ein Stückweit ist dies ja mit der Veröffentlichung des Kapazitätsengpass seitens der Gewerkschaft UfO geschehen. Die Probleme gab es doch aber schon vorher. Man merkte es den Mitarbeitern auch an und das alleine ist Gift für ein Unternehmen. Grundsätzlich frage ich mich dann aber auch immer, Stichwort Blau machen, wieso geht man denn nicht einfach woandershin, wenn man merkt, dass es "das" nicht ist? Ich kann es aber schon auch verstehen ... nicht einmal die Mitarbeiter wissen, wo der rote Faden bei der Lufthansa derzeit zu finden ist? Wie also sollen sie die dazugehörigen Berufe mit Freude ausfüllen, wenn sie sich mit der Marke nicht mehr identifizieren können? Lufthanseat zu sein hat bei vielen dieser Menschen mal eine tiefere Bedeutung gehabt. Wenn die Hemmschwelle des Blau machens schon so tief gefallen ist, liegt die Identifikation mit dem Arbeitgeber in Prozent gerechnet sicherlich in einem leichten Minus.
Der rote Faden
Wie ich an anderer Stelle schon mal geschrieben habe, fehlt mir bei LH aktuell der rote Faden. Nur ein aktuelles Beispiel dafür ist die neue FCL in MUC. Eine neue Lounge für ein Klientel, dem ich zeitgleich mit der Eröffnung der Lounge die Grundlage entziehe? Ich mag nicht glauben, dass für die ach so gehassten HONs (aus Sicht der LH) diese Lounge gebaut wurde. Da hat doch eher die linke Hand nicht gewusst, was die recht macht. Das ist alles.
Einerseits will man 5-Sterne Airline sein und mit den Besten der Besten auf einem Level stehen. Andererseits werden alle Möglichkeiten, als Premiummarke wahrgenommen zu werden aktuell gekappt, reduziert oder gleich komplett eliminiert. Der 320neo ist ein weiteres Beispiel dafür, wo die Entwicklung doch hingeht. Leider.
Ich musste so lachen, als ich diesen Beitrag gesehen habe und hatte mir gewünscht, ich wäre schon angemeldet gewesen, damit ich mich dafür bedanken kann, dass Du so kurz und knackig notiert hast, was das Problem mit dem Roten Faden bei der Lufthansa derzeit ist. Ich habe jetzt dann "danke" gesagt!
Das war die erste Sache, an die ich gedacht habe ... wow, eine First Class Lounge für die maximal 50 HON, die da pro Tag durch geschleust werden? Das ist ja absolut Kosten-Nutzen orientiert. Nicht.
Klar, HON bekommen gerne den Allerwertesten gepudert, aber das rechnet sich doch nicht! Ich kann mir keinesfalls vorstellen, dass diese Lounge sich in irgendeiner Form trägt. Abgesehen davon, dass es prestigeträchtig ist, eine zu haben. Und man mit MUC - FRA - Langstrecke in F gebucht ( wobei MUC FRA dann C wäre ) ja auch rein darf. Aber mal ehrlich, wieso Langstrecke in FRA nutzen, wenn ich doch schon in MUC bin? Ich stimme zu, da hat die rechte Hand nicht gewusst was die linke Hand macht. Oder umgekehrt. Oder überhaupt.
Das sehe ich - in gewissem Maße - ähnlich, mache dies aber nicht an der Reduzierung der First Class fest, sondern am A320neo mit Sitzabständen jenseits von gut und böse, Eurowings als LCC ggü. Premiumairline mit 5-Sterne-Anspruch, deutlich geringerer Zuverlässigkeit wegen der häufigen Streiks (ohne einer Seite die Schuld zuschieben zu wollen), Handgepäck-only Tarife
Hier muss ich ein wenig widersprechen. Erst einmal, beim NEO absolute Zustimmung. Ich werde ihn bald wohl auch erwischen und werde mich mal in die letzte Reihe setzen. Ich bin nicht der größte Mensch auf dem Planeten, habe aber bei GWI / EWG Basic schon manchmal meine Probleme in der Reihe fortzukommen. Da wird der Neo eine größere Aufgabe für mich sein. Aber Sitzabstände geringer als Ryanair, das sagt schon ne Menge aus. Wenn man den Preis dann noch rechtfertigen will ( geringere Abgaben für RYR an Provinzflughäfen mal wirklich dahingestellt!! ) muss man auch etwas Besseres bieten als ein LCC - das ist ja definitiv nicht der Fall!
Ich stoße mich nicht an den Economy Light ( oder Basic ) Tarifen von LH und 4U / EW, denn für einen Trip morgens hin, abends zurück, sind sie einfach nur praktisch. Dass man mit einem EW Basic nicht mehr in die Lounges kommt als FTL ist allerdings ein Unding, aber Miles and More kommt nochmal, die hab ich nämlich größtenteils eh gefressen...
Ich stoße mich aber an der Tatsache, dass die Economy bei der Lufthansa mittlerweile nur noch lieblos hingeklatscht erscheint. Ein Corny, im Einkauf maximal 0,20,- Euro wird mir als "Snack" verkauft. Dass der sich an Bord nicht einmal größerer Beliebtheit erfreut ist bei der Lufthansa wohl noch nicht registriert worden. Entweder gar kein Snack / Service auf sehr kurzen Strecken ( dazu zähle ich beispielsweise DUS MUC DUS) oder etwas, was die Bezeichnung auch verdient! Aber doch nichts unter dem Niveau dessen, was ich mir zu Hause für weniger Geld auch selbst schmieren kann.
Die Frage ist nicht, ob sich die Lufthansa abschafft - für mich mit Basis Düsseldorf hat sie das schon lange.
Und auch hier kann ich nichts anderes als auf den "Danke" Knopf drücken (schon geschehen) - die Basis Düsseldorf aufzugeben war für mich eine der katastrophalsten Fehlentscheidungen bei der Lufthansa in den letzten 10 Jahren. Während andere Airlines hier ausbauen (ja, auch Airberlin!) und zudem noch die bösen bösen bösen Golf Carrier, hat die LH sich gesagt, "brauchen wir nicht, sparen wir ein" - die verbleibenden Mitarbeiter der Bodenabfertigung sind zudem auch noch zu 90% arrogant und behandeln einen wie Stückware. Brauch ich halt nicht.
Was aber wieder schön diese Diskrepanz zwischen der immer noch vorhandenen Arroganz und der Frage, worauf man zum Henker noch so stolz sein soll bei dem Laden, dass es in Arroganz umschlagen kann.
Dummerweise - und das merkt jetzt auch LH - wächst seit Jahren der Privatreise-Markt viel schneller als der Geschäftsreisemarkt, und der Privatreisende kann wählen. Da versucht man jetzt hastig, Reiseportale zusammenzustricken und in's Hotelvermittlungsgeschäft einzusteigen, statt sich über das eigene Produkt Gedanken zu machen.
Und was die Loyalität betrifft: Loyalität ist eben keine Einbahnstraße. Wenn man von der kundenbezogenen zur einzelbuchungsbezogenen (Rentabilitäts-)Betrachtung übergeht, macht das der Kunde eben auch. Hier greift dann eben eine Dynamik, die Excelsheet-Controller nicht verstehen, weil sie noch nie einen Kunden gesehen haben.
Auch hier habe ich artig auf "Danke" gedrückt, denn dieser Teil hat es mir besonders angetan. Ich gebe dir vollkommen Recht, dass die "Eh da" Kunden, deren Richtlinien eben auf LH als Carrier eingeschossen sind und die dadurch auch Status Vorteile genießen (die sie selbstverständlich nicht missen möchten) - aber auch "eh da" Kunden können unzufrieden sein. Kommt öfter mal was dazwischen, wechselt auch ein "eh da" Kunde mal die Airline. Und nur, weil bisher "immer so gebucht" wurde, würde ich mich als Verantwortlicher eines Wirtschaftsunternehmens (was noch dazu börsennotiert ist) niemals dazu hinreißen lassen, blind davon auszugehen, dass die "eh da" Kunden auch bei mir bleiben, sondern sehr viel dafür tun, dass sie es auch bleiben.
Recht gebe ich dir, was den Privatreisemarkt angeht. Hier hat die Lufthansa einen der vielen Trends verschlafen und rennt dort gefühlt mehrere Kilometer hinterher. Aufholen wird sie diese Lücke nicht, auch nicht durch das Produkt Premium Economy.
Das geflügelte Wort "Premium"
Ich bin die Tage über das aktuelle Lufthansa Magazin gestolpert, welches man als Status Kunde ja nach Hause geschickt bekommt und eigentlich nach vagem Durchblättern direkt in die Altpapiertonne gibt. Ich wollte aber schon wissen, was Carsten Spohr so zu sagen hatte und habe mir ganz dienstbeflissen das Vorwort durchgelesen. Von der "größten und stärksten Säule" des Konzerns spricht er, wenn er die "Premium Netz Airlines" Lufthansa Passage, Swiss und Austrian nennt. Er spricht von "Produkten durchgängig höchster Qualität in allen Reiseklassen" - ist er schon mal die durchgesessenen Sitze einer LH Lounghaul Economy geflogen? Ich schon! Ich merk da nichts von höchster Qualität in allen Reiseklassen und ich erspare euch mal die Fotos vom Economy Essen. Ich bin mir teils selber unsicher, WAS das eigentlich war (und bei allem ist lieblos IMMER Spinat daneben geklatscht, was?!?!? ).
"Wir fliegen die größte Premium Flotte der Welt." - Ich wette, Herr Spohr, das sieht Emirates ein wenig anders. Und ich wage zu sagen, mit Recht! Das "Kerngeschäft wird auch in Zukunft Premium bleiben" - okay, Herr Spohr, aber WO IST DENN DIESES PREMIUM? Im lieblos gereichten Corny beim Einsteigen?
Premium ist sicher nicht mehr so viel bei der LH. Maximal noch der Preis.
Angst vor Kundenbindung?
Da werden erst Vermögen darauf verwendet, Kundenbeziehungen aufzubauen, die eben genau dazu führen, dass man im Einzelfall nicht mehr rational das billigste Angebot wählt, und dann macht man sich diesen Schatz innerhalb weniger Jahre vor dem Hintergrund von "Kostenersparnis" kaputt, indem jedem Statuskunden klar zu verstehen gegeben wird, dass man ihn nur noch als reinen Kostenfaktor sieht. Wer denkt sich denn so eine Strategie aus?
HTB.
Ich weiß nicht, welche der Nasen den Mist verbrochen hat, aber sie haben ihn verbrochen! Dazu noch die Silber Promotion, wo noch schön die 30 Segmente für den Status beworben werden - um sich dann drüber aufzuregen, dass diese Kunden dann die Lounges nutzen (wie zugesichert) und das ja Kosten verursacht. Auch hier fragt man sich ja wieder, hat da einer etwas angefangen ohne Kenntnis, dass es eigentlich genau anders herum laufen sollte?
Zusätzlich ist ja auch Status nicht gleich Status. Aber nunja, das wussten wir ja sicher alle vorher.
Wenn man Monate auf die Gutschrift von Meilen aus einem Hotelaufenthalt warten muss, wenn die Gutscheine aus der Silber Promotion erst freigeschaltet werden, wenn der Status erreicht und die Gutscheine de facto unnütz sind und wenn das grundsätzlich immer beantwortet wird mit "das tut mir leid, da bin ich nicht zuständig" dann ist eine Sache bei der Lufthansa wirklich komplett verschlafen worden:
Jeder Mitarbeiter steht in der Außenwahrnehmung des Kunden für die Marke Lufthansa. Der Call Center Agent (oder Passagierbeglücker, alleine DIESES WORT
), der Social Media Mitarbeiter ( von denen fang ich gar nicht erst an, die können ja nichtmal auf Buchungen zugreifen oder zeitnah helfen... ), der Checkin Agent (der ggf. gar nicht mal bei der Lufthansa direkt arbeitet), die Flugbegleiter, die Piloten (insbes. wenn diese sich in Sozialen Netzwerken äußern) - das vergessen die aber ALLE extrem gerne mal. Und auch mit solchen Kleinigkeiten kann man sich seine Firma kaputtmachen. Ob es nun die LH Flugbegleiterin ist, die herzhaft über Statuskunden und deren angebliches Kindergarten-Benehmen herzieht, oder die Bemerkungen, dass Kunden, die sich über Social Media Kanäle über eine unschöne Erfahrung beschweren nicht ernst zu nehmen seien ... diese Arroganz ist Gift.
Chauvinismus bei der Lufthansa
Mal beobachtet, wer bei der Lufthansa Upgrades kriegt? Auf allen meinen Verbindungen grundsätzlich Männer. Status nicht einmal erforderlich, obgleich Statuskunden mitreisen. Diese altbackenen chauvinistischen Strukturen aufzubrechen wäre ... eh, 2016?