Meine Reise in die Concorde

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SuperConnie

Erfahrenes Mitglied
18.10.2011
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Nordpfalz
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Vom Raumgefühl her war die Concorde vielleicht einen Tick enger als eine F 100 oder eine DC 9. Durch eine Trennwand war die Kabine in zwei Teile getrennt.
....

Ich empfand die Sitze als bequem, hatte aber auch auf allen meinen fünf Concorde-Flügen das große Glück, dass mein Nebensitz jeweils frei blieb. Der Abstand zu den Sitzen vor einem war großzügig.

Kabinenbreite: Concorde 2,63 m

Orlebar, paraphrasiert:
Da die Fluggesellschaft immer versicherte, dass die Concorde profitabel war (es gab ja - wie von @concordeuser erwähnt - keine Abschreibungen zu verdienen), wurde das Grounding zu einer Aktualisierung der Kabine genutzt. Die kostete 14 Mio. Pfund und umfasste neues Gestühl.

Letzteres war recht angenehm, man konnte den ganzen Sitz ein wenig kippen. Es waren ja auch nur 100 verbaut (zugelassen war die Maschine für 128 Paxe). Leider schweigt Orlebar dazu, aber ich meine mich zu erinnern, dass dies ein Entwurf von Porsche-Design war; Sir Terence Conram hatte dabei die Armlehne in Form des legendären "Speedbird" ausbilden lassen.

Vom Raumgefühl erschien mir die Kiste doch eher wie die unsäglichen CRJ 100 / 200; das bestätigen auch dessen Abmessungen: Maximale Kabinenbreite 2,57 m - 5 Zentimeter weniger, als die SSC (Daten aus Wiki).
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Fortsetzung 33

Und weiter mit meinem ersten Concorde Flug 1995: Eine freundliche Crew aus 6 älteren britischen Damen als Flugbegleiterinnen begrüßte und versorgte uns. Da durch die extreme Flughöhe im Vergleich zu subsonic Flugzeugen eine erhöhte Strahlenbelastung für Chromosomen und Erbgut bestand, setzte BA nur FAs ein, die schon älter waren.

Mein Platz war im hinteren Bereich der Maschine, aber so dass ich durch das winzige Fenster noch in Richtung Boden gucken konnte. An jedem Platz lag immer ein oder mehrere Geschenk aus, für Gentlemen immer eine wertvolle Brieftasche. Was die Ladies bekommen haben kann ich nicht mehr erinnern. Dazu gab es einmal wertvolle Ledermappen, und ein Notizbuch, wertvolle Kugelschreiber, alles mit Concorde Emblem. Weiterhin gab es eine edle Broschüre, die den Flug mit der Concorde erklärte.

Für jeden Passagier gab es eine edle hochwertig gedruckte Broschüre, mit Hintergrund Informationen und Erläuterungen zum Flug und zur Concorde. Mich beeindruckte immer die Beschreibung des Flugprofils: steiler Aufstieg, Streckenflug im unteren Bereich der Statosphäre, steiler Abstieg.

Diese war die Broschüre von 1995:

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35527052jk.jpg



Nach dem Jahr 2000 sahen die Broschüren dann so aus:

35527054yw.jpg


Trotz der im Vergleich etwa zur 747 auf dieser Route kurzen Flugzeit gab es jedes Mal ein edles 4 Gänge Menü (aber gute Verpflegung war damals selbstverständlich. Es waren die Zeiten als man auch in Y zwischen FRA und HEL für 2:50 Flugzeit ein warmes Essen mit Wein bekam, das sogar gut schmeckte, nicht den heutigen unappetitlichen Billigfraß. Die Älteren hier mögen sich daran noch erinnern.)

Vereinfacht könnte ich einen Concorde Flug wie folgt beschreiben: Man flog los, bekam Geschenke, ein tolles Essen, wurde abgefüllt, dann war man da. Ein Entertainmentsystem gab es an Bord nicht. Aber diese Zusammenfassung trifft das Erlebnis Concorde nur sehr bedingt :D
 
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SuperConnie

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18.10.2011
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Nordpfalz
Freundlicher Widerspruch, damit beschreibst du die Concorde ein wenig unter Wert:-(

Ikonoklast eben... :)

Verpflegung war damals selbstverständlich. Es waren die Zeiten als man auch in Y zwischen FRA und HEL für 2:50 Flugzeit ein warmes Essen mit Wein bekam, das sogar gut schmeckte, nicht den heutigen unappetitlichen Billigfraß. Die Älteren hier mögen sich daran noch erinnern.

Ein Entertainmentsystem gab es an Bord nicht. Aber das trifft das Erlebnis Concorde nur sehr bedingt :D


In der Tat gab es (auf fast allen Flügen, unter anderen waren die IGS-Berlinhopser und extreme Kurzstrecken ausgenommen) ein u.U. sogar sättigendes Mahl. IFE-Unterhaltung brauche ich bis heute nicht, habe früher nur die Musik genutzt und mich über die verdunkelte Kabine bei Filmprojektionen geärgert.

Lass uns aber die alten Zeiten nicht allzusehr verklären - ich denke an die LH-Inlands-/Europa-C mit sechs Plätzen pro Reihe... Der Stress rund ums Fliegen war aber recht überschaubar und wird heute teilweise durch die Statusleistungen (schnelles Einchecken, komfortable Wartebereiche, freier Mittelsitz in C) kompensiert.

Nach dem Concorde-Grounding gab es aber wohl nicht mehr diese Flugzertifikate, ich kann mich nicht daran erinnern und finde bei meinen alten Unterlagen auch keins. Die habe ich nur von der Super Connie HB-RSC.
 
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01.11.2011
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Ergänzung

Die nächste größere inhaltliche Fortsetzung wird es erst über das Osterwochenende geben. Ich habe aber diesen Tripreport genutzt, um in längst vergessenen Kartons meiner Vergangenheit zu wühlen. Einiges habe ich noch gefunden, was zu meiner "fliegerischen Vergangenheit" und zur Concorde gehört. Werde es als kleine Ergänzungen hier einstellen, (auch wenn dann die Chronologie nicht ganz gegeben ist)

Neben den schon erwähnten Dingen an Bord gab es immer auch einige Fotopostkarten, nachfolgend mit Vorder- und Rückseite.

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In dem Jahr meines ersten Concorde Flugs 1995 habe ich nicht nur für die Concorde Flüge Urkunden bekommen, sondern auch bei einem Promoflug von LTU von Hamburg über die Ostsee und zurück

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Schöne Ostertage an die Mitleser

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01.11.2011
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Fortsetzung 34

Die nächste Fortsetzung ging doch schneller als gedacht:)

Beim Abflug in New York hatte eine Concorde, wie der Kapitän in seiner Begrüßung verkündete, Priority und durfte immer umgehend abfliegen, ohne sich hintenanzustellen zu müssen. Es gab einen blauen Himmel und klare Sicht. Wir starteten in Richtung Manhatten und ich bekam noch einen großartigen Blick auf die Skyline mit den Twintowers des World Trade Centers. Dann zogen wir zügig in einer engen Kurve nach links auf den Atlantik hinaus, die übliche Startroute aus Lärmschutzgründen. Später lernte ich, dass die Concorde immer Priority hatte, denn längeres Stehen in dem üblichen Line-up in JFK oder lange Warteschleifen vor der Landung hätten wegen der knappen Treibstoffreserven schnell einen Tankstopp erfordern können. Technisch gesehen war die Concorde eigentlich ja nur ein großer fliegender Tank mit etwas Kollateral-Last, der irgendwann leer war.

Es erfolgte der schnelle und steile Aufstieg auf die etwa 18 km Reiseflughöhe. Natürlich habe ich gebannt auf den Machmeter geguckt, um das Durchschreiten von Mach 1 und Mach 2 nicht zu verpassen. Das Durchstoßen des Schallkegels konnte man im Inneren nicht wahrnehmen. Das Schnellste was ich auf meinen fünf Flügen je in einer Concorde erreicht habe, waren Mach 2,2 (entsprechend 2.400 Kilometer pro Stunde). Für mehr als Mach 2,23 war die Concorde auch nicht zugelassen. Das Video aus Post #63, hier noch einmal nur mit dem entscheidende Ausschnitt eingestellt, zeigt wie es sich auf dem Boden angehört haben muss, wenn es Boom macht. (Die Aufnahme entstand offensichtlich auf dem Atlantik vor JFK).



BOOM oooooh =;


Eine Concorde startete mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit als herkömmliche Jets. Beim Start wurde das Reheat-System genutzt, die Nachbrenner wie bei Kampfjets, welches die Leistung der Triebwerke bis zu 17 Prozent steigern konnten. Steil ging es hinaus auf den Atlantik bis wir etwa 53.000 Feet erreicht hatten. Durch den verbrauchten Treibstoff und das damit sinkende Gewicht sollten wir bis zum Abstieg über der Irischen See kontinuierlich noch auf etwa 58.000 Feet steigen und immer noch einen kleinen Tick schneller werden. Weiter bin ich nie in den Weltraum gelangt.

Alles an Bord der Concorde war konsequent durchgestylt und designed. Auch Besteck, Servietten, Gläser usw. waren mit Concorde Emblemen versehen. Corporate Design at ist best. Es gab ein gutes und hochwertiges mehrgängiges Menü. Dazu wurden Champagner und edle Weine aus dem Concorde Cellar gereicht, nicht etwa vom Trolley, sondern von den Ladies der Lüfte in einem Korb durch die Kabine getragen. Die Atmosphäre an Bord war warm, freundlich und respektvoll.

Ein Blick auf die Speise- und Weinkarte von 1995

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Nun bin ich kein besonderer Weinkenner, aber ich war beeindruckt. :) Es dauerte etwas, bis ich begriff, dass British Airways nicht den ganzen Weinkeller mit sich herumflog, sondern immer nur eine Auswahl, todays Selection

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Bis zum islamischen Terroranschlag von Nine Eleven durfte man problemlos das Cockpit besuchen, wenn man danach fragte, was ich schon bei meinem ersten Flug getan habe. Nach der Einstiegstür auf der Linken, den Toiletten und der Galley kam man an den meterlangen Schalttafeln im Retrodesign und dem Flugingenieur vorbei. Wenn man dann weiter in dieser engen Röhre bis zur Nase hineinging gelang man zu den beiden Piloten. Ehrerbietende ältere Gentlemen an ihrem Arbeitsplatz. Woher, wohin, how are you. Es gab eine kurze Zusammenfassung des Flugstatus. Any questions? Für mich hatten die Concorde Piloten immer die Ausstrahlung und Würde von Kapitänen der Queen Elisabeth (die ich zugegebenermaßen gar nicht kenne). Es gab freundliche Begrüßungsworte und small talk. Ich war viel zu beeindruckt, um ein längeres Gespräch zu führen. In meiner Erinnerung muss ich höchst ehrfurchtsvoll, respektvoll und befangen gewesen sein.

Nach einigen Minuten saß ich wieder auf meinem Platz im hinteren Teil der Kabine und bedauerte, dass ich nur in Alltagskleidung unterwegs war und mich für dieses once in a life time nicht würdevoll gestylt hatte.

Ähnlich wie auf einem Ozeandampfer machte der Kapitän immer eine Begrüßungsrunde durch die Maschine. Für jeden Pax gab es einige freundliche Worte, geprägt durch den vielfachen Gebrauch der Worte Madame und Sir. Um nicht von oben herab zu erscheinen hockten sie sich immer ein wenig hin und redeten mit uns Passagieren auf Augenhöhe. Die Jungs hatten wirklich Stil. Ich habe sie geliebt:)

Die ersten zwei Reihen galten immer für die Königsfamilie oder ganz besondere VIPs bestimmt. Im vorderen Abteil war es etwas leiser als hinten. Auf meinem ersten Flug war der britische Schauspieler Bob Hoskins an Bord. Besonders seinen Film Mona mit Lisa Sigourney Weaver als cooles Callgirl der Reichen und Schönen (von 1986) mag ich. Dazu ganz vorne ein mir unbekanntes entferntes Mitglied der Königsfamilie, das offenbar den Nickname Dutchess of Pork trug.

Wenn man im Überschallflug seine Hand auf die Wand des Flugzeugs legte, war es ziemlich warm, bedingt durch die enorme Reibungshitze die erzeugt wurde. Vor Abflug konnte man etwa gegenüber der Einstiegstür am Übergang zur Nase einen Spalt sehen, vielleicht etwa zwei bis Finger breit. Dort konnte ich Teile meiner Hand hineinstecken (schlank und schmal, keine Wurstfinger). Im Reiseflug hatte sich dann der Spalt durch die Materialausdehnung durch die erzeugte Wärme geschlossen. Nachlesen kann man, das sich die Concorde hitzebedingt im Reiseflug um etwa 14 cm !!! verlängert hat.

Mein erster Concorde Flug hat mich rauschartig begeistert. In meiner Erinnerung muss ich völlig high gewesen sein, fly me high. :D Doch es waren es nicht der Luxus, nicht die Umgebung der Reichen und Schönen, nicht die freundliche Crew an Bord, nicht das Essen und die Geschenke, nicht die ganz besondere Stimmung, die diesen Flug so besonders machten. Es passierte auf der gefühlsmäßigen Ebene etwas mit mir, es war das Gefühl, etwas ganz außergewöhnliches und völlig unglaubliches zu tun zu tun, schneller als eine Gewehrkugel unterwegs zu sein, der begeisternde Blick aus der niedrigen Stratosphäre auf die wunderschöne Erdkugel und ihre Krümmung, das dunkle Schwarz des Weltraums über mir. Die Farben und die Perspektive. Ich war wie verzaubert, Mind-blowing und bewusstseinserweiternd. Versuche ich meine Eindrücke zu erklären, wurde ich vielleicht da oben für drei Stunden wieder zu einem sechzehnjährigen Jungen, der von Raumfahrt träumte, davon dass das Leben, die Menschheit und ich etwas ganz tolles seien, wir den Weltraum erobern würden, dass wir eine friedliche und tolle Zukunft voller Entdeckungen und Abenteuer vor uns hätten. Dass das Gute unsterblich über das Böse siegen würde. Tatsächlich war ich ein erwachsener Mann, 44 Jahre alt.

Irgendwann jedoch war ich wieder sterblich, wieder auf der Erde und stand in einer dunklen und kalten Novembernacht einsam an einer Bushaltestelle am Arrival in Heathrow und warte fröstelnd auf den letzten Shuttle Bus, der mich in das gebuchte Marriott Hotel am Airport bringen würde. Da ich mit der Mittagsmaschine BA 004 geflogen war, gab es keine Anschlussmöglichkeit nach Hamburg mehr.

Fortsetzung folgt
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Ein Blick auf den Machmeter beim Durchstoßen der Sound-Barrier



Ab 3:48 kann man das (oder doch den??) Machmeter verfolgen
 
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airhansa123

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03.11.2012
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Dazu ganz vorne ein mir unbekanntes entferntes Mitglied der Königsfamilie, das offenbar den Nickname Dutchess of Pork trug.
Wenn es wirklich Sarah Ferguson, Duchess of York (wegen Gewichtsproblemen gelegentlich mit Nickname) gewesen ist war dies kein entferntes Mitglied der Königsfamilie sondern die Noch-Ehefrau (1986-1996) von Prinz Andrew, zweitältester Sohn der Queen, der damals auf der Thronfolgerliste weit oben stand (heute Platz 7).
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Wenn es wirklich Sarah Ferguson, Duchess of York (wegen Gewichtsproblemen gelegentlich mit Nickname) gewesen ist war dies kein entferntes Mitglied der Königsfamilie sondern die Noch-Ehefrau (1986-1996) von Prinz Andrew, zweitältester Sohn der Queen, der damals auf der Thronfolgerliste weit oben stand (heute Platz 7).

Danke für den Hinweis, habe mich nie für Royals interessiert und bei meinem Gang nach vorne auch nicht sonderlich hingeguckt
 
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Offworld

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11.03.2018
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Habe diesen Thread heute entdeckt, und alle 35 Teile verschlungen :)
Auch wenn ich erst 19 bin und die Fokker 100 wohl das älteste Flugzeug sein wird, was ich je geflogen bin, finde ich deine Geschichten sehr interessant.

Zu schade, dass ich niemals in den Genuss eines YY-Tickets oder eines Concorde-Flugs kommen werde :(
Wenigstens ist ein gewisses GDS bei meinem Wochenendjob am Flughafen antiquitiert genug, um etwas von dem Flair zu haben. [emoji6]
 
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01.11.2011
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Zu schade, dass ich niemals in den Genuss eines YY-Tickets oder eines Concorde-Flugs kommen werde :(
[emoji6]

Du bist jung genug, dass du irgendwann etwas anderes - hoffentlich!!?? - Besseres erleben wirst. Vielleicht die Landung auf dem Mars? Vielleicht das Ende von Wohnungsnot und alltäglichem Beschiß?
 

concordeuser

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01.11.2011
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Fortsetzung 35

Nach etwas herumsuchen habe ich auch noch die zwei Brieftaschen gefunden, die ich an Bord der Concorde geschenkt bekommen habe. Deutlich sind die Concorde Einprägungen zu erkennen. Die kleinere muss von 1995 sein. Alt und zerschlissen, mindestens zehn Jahr täglich genutzt. Die größere und neuere ist aus diesem Jahrtausend. Leider war sie für meinen Geschmack etwas zu groß, um alltagstauglich zu sein. Meist gingen nur die Innentaschen kaputt. :) Schon seit längerem gebrauche ich keine Brieftasche mehr und laufe auch nicht mehr in Sakkos herum, sondern habe mir angewöhnt Kreditkarte und iPhone lose in Hosentasche zu stecken. Auch bei Business und wichtigeren Events kann ich es mir heute meist leisten, ohne größeren Aufwand ohne Anzug oder Sakko herumzulaufen. The times they are a-changing’

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und das neuere Exemplar:

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Wenn ich die restlichen Devotionalien noch finde werde ich sie einfügen. Leider bin ich mit allen meinen Concorde-Sachen nicht so sorgfältig umgegangen, wie ich es mir heute wünsche.:cry:
 

Offworld

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11.03.2018
527
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Du bist jung genug, dass du irgendwann etwas anderes - hoffentlich!!?? - Besseres erleben wirst. Vielleicht die Landung auf dem Mars? Vielleicht das Ende von Wohnungsnot und alltäglichem Beschiß?
Kann mir nicht vorstellen, dass die Wohnungsnot besser wird, zumal ich gerade selber auf Wohnungssuche bin [emoji13]

Aber ich lass mich überraschen, es soll ja wieder supersonic-Flüge geben..
 

concordeuser

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01.11.2011
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Fortsetzung 36

Weiter mit meinem ersten Concorde Flug und den 1990ern: Nach unten in Richtung Erde konnte man aus den kleinen Fenstern trotz des Weitwinkel Effekts nicht viel sehen. Der Ausblick ähnelte ein wenig dem aus den ersten Raumkapseln als ich den 1960ern als Schüler die Gemini Kapseln verfolgt habe. Mit eigenen Augen konnte ich nun deutlich sehen, dass die Erde eine Kugel ist und sie sah wie auf den Fotos der Astronauten aus: Blau, schön und verletzlich. Faszinierend war auch der Blick in den Weltraum. Der Himmel war tiefblau, fast schwarz, und auch bei Tageslicht sah man die Sterne. Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge mit der ersten Spielzeugeisenbahn oder beim Zusehen bei einer Geburt. Jeder meiner Flüge mit der Concorde hat mich emotional tief bewegt. Da wir auf BA 004 gegen die Zeit flogen, begann dort oben bereits nach kurzer Zeit ein wunderschöner Sonnenuntergang, durch den wir bei Champagner und Wein in die Dunkelheit rasten.

Der Abstieg, wie es in der Concorde-Sprache genannt wurde, aus 18 km Höhe wurde immer brutal schnell vollzogen. Zur Landung wurde die Nase dann steil aufgerichtet, bei heruntergeklapptem Visier, so dass der große Deltaflügel seine volle Bremswirkung gegen den Wind entfalten konnte. Erst spät setzten dann immer die Bugräder auf. Die in den Jahren der Testflüge benutzten Bremsfallschirme, die man bei Youtube bei einigen Aufnahmen sehen kann, gab es bei den Serienmaschinen nicht mehr. Meine supersonic Flugzeiten zwischen LHG und JFK waren immer so um 3:30 Einmal bin ich mit unter 3:10 ein wenig an den Streckenrekord heran gekommen, der bei 2:52 (habe ich nachgeguckt) lag.

Für mich war die Menschheit nun geteilt in solche, die Concorde flogen und solche, die es nicht taten.

Auch erinnere ich mich, dass auf meinem ersten Concorde Flug Michael Heseltine, der frühere britische Umwelt- und Verteidigungsminister an Bord war (Oder war es doch auf dem zweiten Flug?). Eine etwas schillernde etwas exzentrische Politikergestalt mit dem Spitznamen Tarzan aufgrund seiner wilden Mähne, seiner Haargestaltung. Später wurde sein Wahlkreis von Boris Johnson übernommen, den ich hier unter den Gebildeten und Vielreisenden wohl nicht groß kommentieren muss.

Aus Wikipedia: Bei den Gewaltexplosionen in den britischen Innenstädten, die den Auseinandersetzungen in Brixton und Toxteth Anfang der 1980er Jahre folgten, wurde Heseltine als troubleshooter entsandt, um die Gewalt einzudämmen.

Zu Anfang der 1980er hatte ich mit Heseltine in der Vor-Email-Zeit ein wenig Korrespondenz als ich das Glück hatte, für ein Forschungsprojekt auf Kosten der VW Stiftung häufiger zu Forschungsaufenthalten bei der Londoner Stadtverwaltung Greater London Council GLC sein zu dürfen. Später wurde der GLC von einer Politikerin zerschlagen, die den Spitznamen trug Maggy Thatcher milk snatcher und nicht nur auf den Falkland Inseln, sondern auch und vor allem gegen große Teile ihrer Landsleute Krieg führte.

Da muss man sich doch in der Gegenwart gar nicht über das Brexit Votum im Referendum wundern. Ich hätte bei dieser Abstimmung meiner inneren Stimme und meinem Wissen über das UK folgen sollen und bedauere heute nur, dass ich nicht meine kleine Existenz bei einem Londoner Buchmacher auf den Brexit gewettet habe. Nicht dass ich den Brexit nun unbedingt richtig finde (er ist für mich - ähnlich wie Donald - nicht das Problem, sondern nur das Symptom viel weitergehender gesellschaftlicher Fehlentwicklungen. ... Aber ich wäre heute richtig reich.:D

Zur Erklärung: Maggy Thatcher milk snatcher, eine ihrer ersten Amtshandlungen als Politikerin war es, in den Armutsvierteln die Schulmilch zu streichen.

Besondere Erinnerungen an mich und zur Politik Mitte der 1990er Jahre habe ich nicht. 1994 wurde Helmut Kohl zum fünften Mal zum Bundeskanzler gewählt und die bleiernen Jahre des tumben gesellschaftlichen Stillstands setzten sich fort. Was sagt es über ein Land aus, so einen Typ immer wieder zu wählen? 1994 wurde zum ersten Mal in Deutschland Ozonalarm ausgerufen und 4000 deutsche Soldaten wurden ins ehemalige Jugoslawien geschickt, um in dem sich anbahnenden Bürgerkrieg mitzutun.Für das Land mit Konzentrationslagern und dem Zweiten Weltkrieg ein einschneidendes Ereignis.

Mittlerweile habe ich auch meine Unterlagen zum Executive Club für das Jahr 1995 gefunden. An Position 5 kann der Leser meinen Concorde-Flug finden. Zum Vergleich sieht man weiter vorne die Punkte, die es für einen Flug von LHR nach Hongkong in First gab. Später werde ich auf das British Airways Meilenprogramm noch tiefer eingehen, da meine weiteren vier Flüge mit der Concorde mit Punkten bezahlt wurden, mich also nichts kosteten. =;

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Hinweis: die Wertigkeit von Punkten / Meilen war in in den 1990ern eine völlig andere, wer damals vorausgesagt hätte, dass einmal regelmäßig Währungsreformen und Beschißrunden folgenden würden, wäre für Verrückt erklärt worden.




.... und wie immer: Fortsetzung folgt, weiterhin schöne Ostertage an alle Leser =;
 
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Reisender
16.09.2016
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Sidekick

Wenn die Concorde dasjenige Flugzeug war, mit dem ich am höchsten geflogen bin, dann war die AN 2 von 1947 wohl das älteste und langsamste, in dem ich gesessen habe :)


Dafür hat die Anna Eigenschaften die ihr andere Flugzeuge so schnell nicht nachmachen. Sprit verbrennt sie aber auch ordentlich pro Stunde 180 Liter (Concorde pro 100km bei 2.000km/h ca. 1250 Liter)

Was war eigentlich die längste reguläre Strecke der Concorde ohne Zwischenstopp?
 
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