Fortsetzung 44
Nach der langen Zeit meiner Augenerkrankung habe ich mich dann langsam wieder an das Fliegen herangetraut.
Mehr noch als für meinen ersten Überschallflug von 1995 galt für die Concorde Flüge von 1998 das Prinzip, der Weg, das Fliegen mit der Concorde, ist das Ziel. Mehr noch als für meinen ersten Überschallflug von 1995 galt für die Flüge von 1998 der Weg, das Fliegen mit der Concorde, ist das Ziel. Am Montagmorgen ging es los, Dienstag Abend war ich wieder zuhause. Am Mittwochmorgen saß ich wieder an meinem Schreibtisch im Büro. Dazwischen zweimal über den Atlantik, zweimal in der Concorde. Zweimal schneller als der Schall, schneller als die so oft zum Vergleich zitierte Gewehrkugel.
Bezahlt hatte ich die Flüge mit Meilen im British Airways Executive Club. 13.000 DM für einen zwei Tage Ausflug wäre doch etwas viel gewesen. Ich war häufiger mit British Airways unterwegs, dazu gab es seit Anfang der Neunziger die Deutsche BA, die dba, eine Tochtergesellschaft die innerdeutsch der Lufthansa Konkurrenz machen sollte und Zubringerverkehr über London leiten sollte. Auch mit der dba war ich viel unterwegs. Bei BA hatte ich den Silber Status, der auf jedem Flug Zusatzpunkte einbrachte. Dazu gab es für innerdeutsche Flüge viel an Aktionen und Promotion und Tausend Anlässe für einen (Status und Sektor-) Bonus. Ich hatte eine BA Kreditkarte, war oft in Hotels und nutze Mietwagen. Auch für den Geldumtausch bei Travelex am Flughafen gab es Meilen. So etwas wie den Euro, was immer daraus werden mag, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellbar. Für jedes Land musste man Geld umtauschen, auch weil Kreditkarten im Alltag noch nicht verbreitet waren. Ein wenig Altpaier sammeln, ein wenig tricksen. Dennoch wundere ich mich heute, wie ich den 1990ern zu so einem prall gefüllten Punktekonto gekommen bin.
120.000 Meilen musste ich für einen Hin-und Rückflug mit der Concorde ab Hamburg hergeben.
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
Probleme oder Restriktionen, einen Concorde-Flug zu buchen, gab es nicht. Meilenprogramme galten damals noch der Kundenbindung, nicht dem Kundenbeschiss.
2003 wurde die deutsche BA verkauft, ohne je für British Airways die gewünschten Erfolge zu bringen und ging dann in dem zusammengekauften Konklomerat von AIR BERLIN auf und schließlich krachend unter. Nach der (historischen) German Wings war damit auch der zweite Versuch gescheitert, der Lufthansa innerdeutsch Konkurrenz zu machen.
Montag, 31.8.1998
Diesmal sollte ich die legendäre BA 001 nehmen und in die richtige Richtung fliegen: nach Westen.
Hin nach London ging es mit der üblichen 320 in C, eine F hat es auf diesem Leg nie gegeben. Der übliche Flug 7:05 ab HAM, 7:45 an LHR, bei einer Stunde Zeitunterschied. Schon beim Check In in HAM gab es die besondere Concorde Bordkarte und besondere Gepäcklabels. Ab jetzt war man etwas ganz besonderes und wurde groß angeguckt. Zwar sollte es in LHR einen Fahrdienst Service für Concorde Passagiere geben, mir wurde dies jedoch nie angeboten und ich habe nicht danach gefragt. Ich fand es auch schöner, zu Fuß zum Concorde Room zu wandern und Einlass zu begehren. Anders als heute, war es eine Lounge nur für SSR Passagiere. Aus dem Concorde Room führte ein direkter Finger, der nur für den Speedbird war. Durch die Fenster konnte man auf die Maschine sehen und auch auf die Piloten, die im Cockpit ihre Vorbereitungen machten. Für Mantel oder Jacken stand wieder der rollbare Kleiderständer bereit. Im Concorde Room herrschte eine gedämpfte, freundliche und entspannte Atmosphäre. Die Rosen Englands huschten umher und brachten Champagner, Drinks und edle Häppchen.
Los ging es dann um 10:20 London time, wenn alle Zubringer da waren, denn es gab so etwas wie einen Concorde Knoten. Ankunft in New York war dann planmäßig 9:50 NY time. Ideal, wenn man arbeiten musste oder zu einem Meeting wollte: Man war sechs Stunden unterwegs und hatte den ganzen Arbeitstag in NY vor sich. Man kam am identischen Tag an, also zeitlich bevor man abgeflogen war. Concorde war eine fliegende Zeitmaschine. Man überholte die Zeit des selben Tags, wenn man so sagen will. Dass man durch einen Überschallflug, so wie Albert Einstein vorausgesagt hat, einige google-milli-nano Sekunden jünger wird, konnte ich nicht feststellen.
Ich war genau so aufgeregt und begeistert wie bei meinem ersten Flug. Ab diesem Flug gewöhnte ich mir an, in edlen Anzügen in der Concorde unterwegs zu sein. Aus Respekt vor dem Wundervogel, passend zur Atmosphäre und gemäß der Concorde Werbung
travelling in style
Wie immer, danke fürs Mitlesen, Fortsetzung folgt