Früher war alles besser. Als ich ab Ende 2000 die Welt der Vielfliegerprogramme für mich entdeckte, waren die Programme noch sehr einfach strukturiert: Es gab für jede geflogene Meile ebendiese auf dem Konto gutgeschrieben, und für Tickets in der Business und First Class noch einen Bonus hinzu. Die Kundenbindung stand über die Belohnung jedes einzelnen Ticketkaufs im Vordergrund, losgelöst vom Ticketpreis – Hauptsache, man verliert keinen Passagier an die Konkurrenz.
Springen wir ins Jahr 2013: Die neue Realität, dass es sich bei den Vielfliegerprogrammen immer mehr um ein Rabattprogramm und nicht mehr vorrangig um ein Loyalitätsprogramm handelt, ist nun auch mit aller Deutlichkeit bei Miles&More angekommen. Was andere Vielfliegerprogramme im preissensitiven Bereich schon länger vormachen, hält nun auch in der Lufthansa Group Einzug – wer preiswert unterwegs ist, wird für seinen Ticketkauf nun spürbar weniger belohnt.
Seien wir realistisch: Der preissensitive Kunde ist für jede Airline austauschbar. In den günstigen Buchungsklassen wird man auf den meisten Flügen einen anderen Kunden finden, der bereit ist, den Platz losgelöst von einem Vielfliegerprogramm zu erwerben. Bei den im Airline-Geschäft sehr niedrigen Margen liegt es also in der Natur der Dinge, dass man es sich dann nicht leisten muss, solche Tickets ähnlich stark wie teurere Tickets über die Meilenvergabe zu rabattieren.
Die große Preisfrage ist, in wieweit diese Rechnung bei der nächsten Krise tatsächlich aufgeht. Kurzfristig wird es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu Gunsten der Airline laufen – egal, ob die Programmänderung einem als Passagier gefallen oder nicht. Gerade in härteren Zeiten haben loyale Kunden bei vielen Airlines – so auch der Lufthansa – dazu beigetragen, dass sich die negativen Auswirkungen noch im Rahmen gehalten haben. Gerade wenn es der Wirtschaft schlecht geht, wird man wieder auf die Kaufentscheidungen der einzelnen Passagiere angewiesen sein. Ob dann weiterhin so viele Fluggäste dem Kranich gewogen sein werden, wie bei den letzten Krisen, wird die Zukunft dann zeigen müssen.
Die Stärke von Miles&More war schon immer die überdurchschnittlich gute Gewichtung von Premium-Tickets - dies hat zwar durch die Änderungen zum September 2012 gelitten, wer aber zu dem weniger preissensiblen Klientel gehört ist bei Miles&More weiterhin gut aufgehoben. Fliegt man als FTL spürbar mehr als 35.000 Meilen (schafft aber nicht den SEN), fliegt man als SEN spürbar mehr als 100.000 Meilen (schafft aber nicht den HON), so wird man mit den Programmänderungen ab 2014 mit zusätzlichen Extras belohnt - Nutznießer sind also all diejenigen, die aus Sicht der Lufthansa die "besseren" Kunden sind. Zu deren Gunsten wird aus dem Bereich der Low- und Mid-Eco-Tarife umverteilt...
All diejenigen Kunden, die eher preissensitiv unterwegs sind, müssen sich überlegen, ob das Produkt das eine LH anbietet das Geld wert ist - denn der Rabatt via Miles&More fällt zukünftig spürbar niedriger aus. Miles&More dürfte also für all diejenigen eher eine untergeordnete Rolle spielen. Da gibt es (entgegen der wenig differenzierten Aussage von mayrhuber) auch nichts schönzureden, wie ich es im Eingangspost geschrieben habe, bei diesen Kunden wird es ein negatives Echo auf diese Programmänderungen geben.
Springen wir rund 10 Jahre zurück: Damals war ich persönlich fast nur mit Billig-Tickets in der Economy Class unterwegs, und dies bevorzugt mit Skyteam. Die Änderungen bei Flying Blue mit just den 25% und 50% auf günstige Tarife, wie es nun auch bei Miles&More die Regel sein wird, waren für mich das Ende meiner Verbundenheit mit dem Flying Blue - Programm. Dies habe ich seither auch recht konsequent durchgezogen und bin nur noch sehr selten mit AF/KL unterwegs gewesen.
Die große Preisfrage ist also, ob all diejenigen die aufgrund deren Reiseprofil / Ticketarten / Reiserichtlinien nun negativ von den Programmänderungen betroffen sind, hier wie viele Leute seinerzeit bei Flying Blue die Reißleine bei Miles&More ziehen werden.